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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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nicht. Die haben einfach aufgelegt.«
    »Welchen der beiden hast du drangehabt?«, fragte Wolf.
    Scharf sah ihn entgeistert an. »Ich krieg die Krise«, brauste er auf, »woher soll ich das wissen?«
    »Du kennst also Bullock und Maroni nicht persönlich?«
    »Was soll die Frage? Wieso mischst du dich überhaupt ein?«
    Wolf musste sich zusammennehmen, um nicht seinerseits laut zu werden. Betont bedächtig wiegte er den Kopf hin und her, bevor er antwortete. »Weil ich zumindest einen von ihnen in- und auswendig kenne. Wir haben Bullock schließlich hierhergebracht, wie du dich vielleicht erinnerst. Bei dem muss man den richtigen Ton treffen, das war es, was ich damit sagen wollte. Wie ist denn ihre Nummer?«
    Einer der Konstanzer Kollegen reichte Wolf einen Zettel. Scharf bedachte ihn dafür mit einem bösen Blick.
    »Das ist ja eine Mobilfunknummer«, sagte Wolf erstaunt, nachdem er einen Blick auf den Zettel geworfen hatte.
    Desinteressiert hob Scharf Schultern. »Na klar. Sie benutzen ja auch Graberts Handy.«
    Wolf und Vespermann wechselten einen schnellen Blick. Offenbar hatten sie gerade denselben Gedanken.
    »Ihr seid euch aber sicher, dass sich die beiden in Graberts Büro aufhalten, ja?«, fragte Vespermann, die Hände in den Taschen. Arglos musterte er die Konstanzer Kollegen.
    »Hört, hört«, platzte Scharf in das nachfolgende Schweigen, »die Herren Besserwisser aus Überlingen.« Mit finsterer Miene baute er sich vor Vespermann auf, so dicht, dass kein Blatt mehr dazwischen passte. Angewidert starrte er auf Vespermanns Wampe. »Wo sollen sie denn sonst sein? Falls du’s nicht gemerkt hast, Mann: Auf eure Ratschläge können wir gern verzichten.«
    Noch ehe Wolf Gelegenheit fand, schlichtend einzugreifen, wurde Vespermann von Scharf in Richtung Tür geschoben. Offensichtlich glaubte der Verhandlungsführer, mit dem Dicken leichtes Spiel zu haben. Ein verhängnisvoller Fehler, wie sich gleich zeigen sollte. Denn anstatt sich von Scharfs Attacke ins Boxhorn jagen zu lassen, trat Vespermann die Flucht nach vorne an. Ein kaum sichtbares Zucken durchlief seinen Körper und übertrug sich auf Scharf. Der verzog schmerzhaft das Gesicht, und seine Augen wurden glasig – als hätte er einen Schlag in die Magengrube bekommen. In gewissem Sinne hatte er das ja auch.
    Dabei hatte Vespermann lediglich den Bauch eingezogen und dann blitzartig wieder nach vorne schnellen lassen. Nicht einmal die Hände hatte er dabei aus den Taschen genommen. Wolf musste sich wegdrehen, um nicht laut herauszuprusten.
    Vespermann hatte seinen Bauch als Waffe benutzt, das musste man sich mal vorstellen! In diesem Augenblick war Wolf der Kollege richtig sympathisch.
    »Das tut mir jetzt aber leid«, sagte Vespermann, doch sein Gesichtsausdruck strafte seine Worte Lügen. »Ich hab’s nun mal nicht so gern, wenn man mir auf die Pelle rückt«, erklärte er entschuldigend.
    Um die Auseinandersetzung nicht erneut aufflammen zu lassen, klatschte Wolf laut in die Hände. »So, Herrschaften, Schluss jetzt, wir haben wahrhaft andere Probleme. Was ist mit dem zweiten Ausgang in Graberts Büro? Habt ihr den unter Kontrolle?«
    »Zweiter Ausgang?«, nuschelte Scharf, noch immer die Hände auf die Magengegend pressend.
    »Selbstverständlich«, antwortete der Kollege, der Wolf den Zettel mit der Telefonnummer gereicht hatte. »Dort sind drei Mann postiert.« Wie zum Beweis hielt er ein Walkie-Talkie hoch und drückte einen Knopf. »Theo, bei euch alles in Ordnung?«
    »Alles in Ordnung«, kam quäkend die Antwort.
    Nun fand es Scharf offenbar an der Zeit, wieder das Kommando zu übernehmen. »Ihr denkt wohl …«, setzte er an und sah giftig auf Vespermann, als erneut ein Klingeln ertönte. Scharf riss sein Handy ans Ohr und meldete sich. Erstaunt hob er die Augenbrauen. »Oh, der Herr Staatsanwalt. Um was geht es?«
    Wolf nahm, während die beiden sprachen, Vespermann beiseite. Sie wechselten ein paar kurze Sätze, worauf Vespermann verschwand. Als Wolf sich schließlich wieder Scharf zuwandte, bekam er gerade noch das Ende des Telefonates mit.
    »… also gut, wenn Sie das meinen. Ich stimme mich mit den Kollegen ab und melde mich dann bei Ihnen. Ende.« Scharf unterbrach die Verbindung und drückte im direkten Anschluss eine Kurzwahltaste. »Chef, ich bin’s. Sagen Sie, was läuft da eigentlich? Der Staatsanwalt rief mich grade an und faselte was von  SEK . Wie kommt der Mann dazu? Wir waren uns doch einig … – Tut mir leid, Chef,

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