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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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getragen und nicht nur ihre Anleger geprellt, sondern auch ihre Auftraggeber.
    Wie passten aber dann Bullock und Maroni ins Bild? Und welche Rolle spielte Keller? Oder hatten sie es womöglich doch mit  zwei  Fällen zu tun, die überhaupt nicht miteinander zusammenhingen? Mehr und mehr entwickelte sich die ganze Geschichte zu einem beklemmenden Albtraum.
    Welcher Stolperstein würde ihnen als Nächstes in den Weg gelegt werden?
    Mit einer Handbewegung wischte Wolf das Bild beiseite. Statt über ungelegte Eier zu spintisieren, sollte er sich lieber auf konkrete Maßnahmen konzentrieren.
    Er griff zum Telefon und wählte Jos Nummer. »Matuschek war eben bei mir, er ist stark beunruhigt. Erinnerst du sich noch an das ominöse Kürzel › G.E.T.‹  auf Sahins Liste? Jetzt wissen wir, was vermutlich dahintersteckt: Ein von Deutschen geführtes Unternehmen mit Sitz in Palma de Mallorca. Angeblich betätigen sich die Leute auf dem Finanzsektor.«
    »Wie kommt Matuschek an die Information?«
    »Gute Frage. Anscheinend ist die Winter den Leuten in Palma auf die Spur gekommen. Irgendwas muss dabei aber schiefgelaufen sein, jedenfalls ist der vereinbarte Kontrollanruf seit Längerem überfällig.«
    »Hört sich nicht gut an. Und jetzt?«
    »Ich hab vorsorglich mal mit dem  LKA  Kontakt aufgenommen. Könnte sein, wir haben mit Henning einen Zielfahnder vor Ort. Im Augenblick geht es mir aber um etwas anderes: Würdest du bitte Kontakt mit der  IHK  Konstanz aufnehmen? Wir brauchen alle Informationen über dieses  G.E.T. -Büro in Palma de Mallorca. Die Sache hat höchste Dringlichkeit.«
    »Okay, Chef, ich kümmere mich sofort drum.«
    Um kurz nach elf wurde Wolf von der Nachricht überrascht, zwei Häftlinge der  JVA  Konstanz hätten Grabert überwältigt und sich in dessen Büro verbarrikadiert. Sie forderten freien Abzug, andernfalls müsse Grabert dran glauben.
    Bestürzt drückte er die Zigarette aus, die er sich eben erst zwischen die Lippen gesteckt hatte. Wie konnte das passieren? Um welche Häftlinge handelte es sich überhaupt? Konnte es sein, dass Bullock und Maroni jetzt vollends ausgerastet waren? Dummerweise hatte er den Anruf nicht persönlich entgegennehmen können, und weder Jo noch Gerd noch der Kollege in der Zentrale wussten Näheres. Zum Glück hatte der Anrufer eine Nummer hinterlassen.
    Während er auf die Verbindung wartete, fragte sich Wolf, warum er überhaupt verständigt worden war. Für diesen Zwischenfall war eindeutig die Kripo Konstanz zuständig.
    »Polizeiobermeister Meerkatz.«
    »Der Kollege Meerkatz! Hier spricht Wolf von der Kripo Überlingen. Jetzt bin ich aber überrascht. Was haben wir Überlinger derzeit mit unseren Konstanzer Kollegen am Laufen?«
    »Guten Morgen, erst mal – oder sollte ich besser Mahlzeit sagen? Egal. Jedenfalls ist dieses Gespräch … nun, wie soll ich sagen … eher inoffiziell. Ihr wart doch gestern bei Grabert, das pfeift das  JVA -Personal wie Spatzen von den Dächern. Wenn ich richtig informiert bin, ging es dabei um Bullock und Maroni.«
    »Sind das die beiden, die sich Grabert geschnappt haben?«
    »Ja.«
    »Verflixt und zugenäht. Und weiter?«
    »Nun ja, also, ich dachte, es interessiert euch, was hier passiert ist«, antwortete Meerkatz ausweichend.
    Wolf versuchte, gewissermaßen zwischen den Zeilen zu lesen. Welchen Grund könnte der Kollege haben, ihn über die Vorgänge in der  JVA  zu informieren? Plötzlich hatte er eine Idee.
    »Wer führt bei euch das Kommando?«
    Meerkatz seufzte erleichtert. »Hauptkommissar Scharf. Er ist …«
    Mit einem wissenden Grunzen schnitt ihm Wolf das Wort ab. »Danke, ich kenne den Kollegen. Und jetzt? Gibt’s Probleme?«
    Nun war es an Meerkatz zu grunzen. »Probleme? Noch und nöcher, wenn ich das mal so sagen darf. Es fängt damit an, dass es in der  JVA  keine Ansprechpartner gibt. Keller wurde suspendiert. Und Grabert, nun, der fällt aus begreiflichen Gründen ebenfalls aus. Kollege Scharf versucht derzeit, mit den beiden Kidnappern zu verhandeln – die stellen sich allerdings tot.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ganz einfach: Sie beantworten keine Anfragen, gehen nicht mehr ans Telefon.«
    Wolf überlegte. Schließlich stieß er hörbar die Luft aus. »Also gut, wir kommen.«
    »Aber nicht, dass …«
    »Keine Sorge, wir tauchen ganz zufällig auf. Müssen Grabert sprechen.«
    Wolf legte auf. Dann rief er Vespermann.
    Das Gelände vor der  JVA  glich einem Aufmarschplatz. Nicht

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