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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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sagst es.«
    Wolf führte den nervös wirkenden Chefredakteur in sein Büro und bat ihn, Platz zu nehmen. Von nebenan erklangen Geräusche, also war Jo bereits da.
    »Kaffee?«, fragte Wolf.
    »Danke, nein, bin vollauf bedient«, war die kryptische Antwort.
    »Wie geht’s Frau Winter?«, erkundigte sich Wolf.
    »Ist gestern nach Mallorca geflogen.«
    »So plötzlich? Davon hat sie mir gar nichts erzählt.«
    Matuschek lächelte matt. »Genau deshalb bin ich hier, Herr Wolf. Die Sache ist nämlich die: Karin hat über das Hotel von diesem Sahin von einer dubiosen Gesellschaft auf Mallorca erfahren. Nennt sich  G.E.T.  Sie hat rausgekriegt, dass sich zwei Abgesandte dieser Gesellschaft hier in Überlingen mit Sahin und seinen beiden Partnern getroffen haben …«
    G.E.T. ? Hatte er das nicht schon mal irgendwo gehört? Wolf kramte in seinem Gedächtnis. Dann erinnerte er sich wieder. Dieses Kürzel war mehrfach auf Sahins Liste aufgetaucht. »Ach! Und da hat sie beschlossen, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen, einfach so? Ist diese Frau noch zu retten?«
    »Glauben Sie mir, Herr Wolf, ich mache mir selbst die größten Vorwürfe, dass ich den Recherchen dort zugestimmt habe.« Matuschek fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. »Wir hatten vereinbart, dass sie mich alle paar Stunden anruft, um die aktuelle Lage und ihren Aufenthaltsort durchzugeben. Seit gestern Nachmittag um halb drei hab ich nichts mehr von ihr gehört.«
    »Was hat Sie Ihnen zuletzt berichtet? Bitte ganz genau.«
    »Kurz zuvor war es ihr gelungen, diese  G.E.T.  ausfindig zu machen …«
    »Dafür muss sie doch irgendwelche Angaben gehabt haben, Namen, Adressen, Telefonnummern, Ansprechpartner und so weiter.«
    »Hier, das ist alles, was sie bis zum Abflug recherchiert hatte.« Er legte Wolf einen Zettel hin.
    »Etwas mickrig, finden Sie nicht?«, bemerkte der, nachdem er einen Blick darauf geworfen hatte.
    Matuschek winkte ab. »Karin hat schon aus weniger eine gute Story gemacht«, erklärte er nicht ohne Stolz, um gleich darauf fortzufahren: »Als sie mich gestern Nachmittag anrief, kam sie gerade von dieser Adresse. Die Leute, mit denen sie gesprochen hat, sollen sich überaus abweisend verhalten haben. In diesem Haus gebe es keinen Señor Alvarez, behaupteten sie. Immerhin gaben sie zu, dass es sich um ein  G.E.T. -Büro handelte. Hätte auch wenig Sinn gemacht, das abzustreiten, nachdem es an der Klingel stand – mikroskopisch klein zwar, aber immerhin. Soweit Karin erkennen konnte, war das Büro hochwertig eingerichtet, auch die technische Ausstattung war auf dem neuesten Stand. Gut vorstellbar, dass dort Bankgeschäfte abgewickelt werden, was die Verbindung zu Sahin und seinen Partnern erklären würde.«
    »Sonst noch was Auffälliges?«
    »Ich weiß nicht … doch, ja, die Außentür des Büros war mehrfach mit stabilen Riegeln gesichert. Und als Karin der Frau am Eingang erklären wollte, wo der Bodensee liegt …«
    »Soll das heißen, sie hat sich zu erkennen gegeben?«, unterbrach Wolf ihn überrascht.
    »Warum nicht? Sie hielt das für das Beste. Jedenfalls wurde sie von der Frau unterbrochen, die meinte, sie wisse durchaus, wo der Bodensee liege. Ich finde das außerordentlich aufschlussreich.«
    »Ja, in der Tat«, meinte Wolf nachdenklich. »Wie sind Sie bei Ihrem letzten Telefonat mit ihr verblieben?«
    »Sie rief mich von der Placa Major aus an, das ist nur ein paar Schritte von dieser Calle San Miguel entfernt. Sie wollte dort einen Espresso trinken.«
    »Ich kenne diesen Platz«, sagte Wolf. »Sonst noch was? Bitte denken Sie gründlich nach, jedes Detail kann wichtig sein.«
    Matuschek starrte ins Leere, offenbar kramte er in seiner Erinnerung. »Ich weiß nicht, ob das wichtig ist …«
    »Jede Kleinigkeit kann wichtig sein. Also sagen Sie’s ruhig.«
    »Als Karin aus diesem Haus trat, wurde sie von einem eiligen Zeitgenossen angerempelt. Dabei stürzte sie und die Tasche wurde ihr aus der Hand gerissen. Zum Glück ist ihr nichts passiert. Sie hat ihre Tasche aufgehoben und ist weitergegangen.«
    Wolf stand auf. »Gut, dass Sie gleich vorbeigekommen sind, Herr Matuschek. Wir werden sehen, was wir tun können. Eines kann ich jedenfalls jetzt schon sagen: Einfach wird es nicht. Bei Auslandseinsätzen sind uns die Hände gebunden – vor allem, wenn es schnell gehen soll. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.«
    Sie gaben sich die Hand.
    Kaum war Matuschek draußen, griff Wolf zum Telefon.

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