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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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bringen lassen, und der hat, als er uns kommen sah, noch schnell einen Anruf abgesetzt, bevor er sich auf dem unübersichtlichen Gelände versteckt hat. Das ist nur eines von mehreren denkbaren Szenarien. Darf ich fragen, was Sie nun vorhaben?«
    »Wir fliegen noch heute Abend nach Deutschland zurück. Unsere Tickets wurden am Flughafen deponiert. Sosehr mich der Ausgang des Falles auch interessiert, man hat mich nach Mallorca beordert, um Frau Winter wohlbehalten nach Hause zu holen. Damit endet mein Auftrag, Señor Sanchez.«
    Sanchez lächelte. »Ich bin sicher, wir werden in dieser Sache noch öfter telefonieren.« An Karin gewandt fügt er hinzu: »Ich hoffe, Sie behalten Mallorca trotz der bösen Erlebnisse in guter Erinnerung, Señora Winter. Ich wünsche Ihnen beiden einen guten Heimflug. Also dann, bis irgendwann einmal.  Adiós. «

20
    »Der Kerl fährt ja wie eine gesengte Sau«, meinte Vespermann belustigt. Die wilde Jagd schien ihm großen Spaß zu machen. »Vielleicht sollten wir ihn nachher wegen Geschwindigkeitsüberschreitung zur Kasse bitten, was meint ihr?« Sein Bauch hüpfte beim Lachen auf und ab.
    »Halt Abstand, Gerd«, warnte Wolf, ohne den Blick von Graberts Wagen zu nehmen. »Wenn er spitzkriegt, dass wir ihn beschatten …«
    »Ach nee, wir beschatten ihn? Vorhin sagtest du noch, wir fahren zu seinem Schutz hinterher … angeblich, um ihn vor Bullocks Ausrastern zu schützen. Ja, was nun?«
    »Wenn ich das wüsste. Mir kommt hier einiges merkwürdig vor, das darfst du mir glauben. Wieso soll Bullock ausgerechnet in dieser Villengegend einen Schlupfwinkel haben? Nee, nee, Leute, wir müssen etwas Entscheidendes übersehen haben. Ich frag mich nur, was?« Mit zusammengezogenen Augenbrauen grübelte Wolf vor sich hin.
    Jo, die mittig auf der Rückbank saß und gespannt dem Fahrtverlauf folgte, las die vorbeiflitzenden Straßennamen ab: »Jakobstraße … Lorettosteig …«
    Wolf war plötzlich wie elektrisiert. »Moment mal, was hast du eben gesagt?«, fragte er hastig.
    »Jakobstraße.«
    »Nein, danach.«
    »Lorettosteig.«
    »Aber ja! Mensch, das ist es.« Er klatschte sich mit der flachen Hand auf die Stirn. »So eine gottverdammte Scheiße! Dass ich da nicht gleich draufgekommen bin.«
    »Darf man erfahren, was den Herrn so nachhaltig beschäftigt?«, knurrte Vespermann, während er wie wild am Lenkrad kurbelte.
    »Graberts Haus steht am Lorettosteig.«
    Überrascht wandte Vespermann den Kopf. »Sicher?«
    »Pass auf, eine Kurve«, rief Jo. Gerade noch rechtzeitig riss Vespermann das Steuer herum. »Wer weiß, vielleicht will er sich ja umziehen?«, schlug sie vor. »Könnte ich verstehen. Wer nimmt schon einem Kerl in Sportklamotten den  JVA -Direktor ab?«
    Wolf legte die linke Hand auf Vespermanns Arm. »Langsamer, Gerd, wir müssen gleich da sein.« Angestrengt blickte er nach vorne; die einsetzende Abenddämmerung machte sich bereits bemerkbar.
    Auch Grabert verlangsamte nun das Tempo und setzte den rechten Blinker, fast im gleichen Moment kam sein Wagen in einer Einfahrt zum Stehen. Ein mannshohes Schiebetor glitt zurück und gab die Einfahrt frei.
    »Nicht anhalten, fahr vorbei«, mahnte Wolf seinen Kollegen. Im Vorbeifahren erhaschte er einen Blick auf eine Doppelgarage. Sie gehörte zu einem ganz in Weiß gehaltenen Bungalow. Kaum war Graberts Wagen in der Garage verschwunden, fuhr das Schiebetor wieder zu.
    »Und jetzt?«, wollte Vespermann wissen.
    »Da vorne wenden. Wir warten auf der gegenüberliegenden Straßenseite.« Er sah auf die Uhr. »Wir geben ihm zehn Minuten.« Gar zu gern wäre er ausgestiegen und hätte sich eine Gitanes angesteckt, doch er verkniff sich sein Gelüst. Wenn seine Ahnung ihn nicht trog, durfte er sich keine Sekunde ablenken lassen.
    »Bin gespannt, wo uns Grabert danach hinführt«, meinte Jo, als sie ihre Parkposition erreicht hatten.
    »Falls er uns  überhaupt  noch irgendwo hinführt«, erwiderte Wolf.
    Jo stutzte. »Was soll das heißen? Spricht da wieder Ihr Bauchgefühl?«
    »Das würde mich jetzt aber auch interessieren«, meinte Vespermann. »Grad heute wollt ich nämlich pünktlich Feierabend machen, hab noch was vor.«
    Ganz nebenbei hatte er aus einer Tasche eine halbe Tafel »Ritter Sport« gezogen. Er brach sich einen Riegel davon ab, dann hielt er sie seinen Kollegen hin. Während Wolf dankend ablehnte, bediente sich Jo.
    »Also, Chef, wir warten auf Ihre Erklärung«, erinnerte sie Wolf.
    »Ich hab keine Erklärung. Eine

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