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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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sich um. »Also gut, weil du’s bist. Morgen, vierzehn Uhr. Mein letztes Wort. Okay?«
    »Danke, Hardy. Hab gewusst, dass man mit dir reden kann.« Ein feines Lächeln schlich sich in Wolfs Gesicht. »Werd beim Chef ein gutes Wort für dich einlegen.«
    »Nach dem Motto: Eine Hand wäscht die andere, was? Nee, nee, mein Lieber, das lass mal sein. Nachher heißt es noch, wir hätten was miteinander.«
    Amüsiert verzog Wolf das Gesicht. »Wie du meinst.« Er gab Vespermann ein Zeichen. »Los, Gerd, wir machen die Fliege. Bis demnächst, Hardy.« Nachdem er sich vergewissert hatte, dass sein Barett richtig saß, setzte er sich in Bewegung, doch ein Zuruf von Mayer zwo hielt ihn zurück.
    »Moment, Leo, ich hab noch was vergessen.« Er hielt Wolf einen  DIN-A 4-Bogen unter die Nase. »Hier, das könnte dich ebenfalls interessieren.«
    »Was ist das?«
    »Sieh’s dir an.«
    Mit spitzen Fingern ergriff Wolf das Blatt und überflog die wenigen handschriftlich geschriebenen Zeilen. Dann las er sie laut vor. »›Schuldschein. Der Unterzeichnete bestätigt mit seiner Unterschrift, dem Inhaber dieses Schriftstücks die Summe von Euro 34.000,– zu schulden. Der Betrag wird spätestens am 15. März 2012 fällig. Die Folgen einer Fristüberschreitung sind dem Unterzeichner bekannt.‹ Unterschrift: Thorsten Hauschild. Gefolgt vom Datum sowie Hauschilds Adresse.« Wolf hob den Kopf und sah seine Kollegen ratlos an. »Jetzt versteh ich gar nichts mehr«, sagte er. »Wie passt das mit dieser Wohnung hier zusammen – die stinkt doch förmlich nach Geld, oder nicht? Dieser Todesfall wird immer mysteriöser.«
    »Darf ich mal?« Vespermann griff nach dem Schriftstück und unterzog es einer kurzen Prüfung. »Das ist nur eine Kopie«, sagte er lapidar, bevor er das Blatt zurückreichte.
    »Was sonst?«, entgegnete Wolf genervt. »Das Original liegt natürlich beim Gläubiger.« Nachdenklich fügte er hinzu: »Möchte gar zu gern wissen, wer das ist.«
    »Wie sieht’s aus, Herrschaften, braucht ihr mich noch?«, warf Mayer zwo dazwischen. »Ansonsten empfehle ich mich.«
    Wolf nickte nur stumm und holte, kaum dass Mayer zwo verschwunden war, sein Handy hervor.
    »Jo, wo bist du?«
    »Ich steh vor dem Antiquitätenhaus Goldmann, Chef, wegen der Jade-Figur. Tipp von Marsberg.«
    »Verstehe. Hör zu: Wir waren noch einmal in Hauschilds Wohnung …«
    »Wir? Wer ist ›wir‹?«, unterbrach sie ihn.
    »Erklär ich dir später. Jedenfalls gibt es neue Erkenntnisse, den Fall der beiden toten Banker betreffend. Sieh also zu, dass du bald zurück bist.«
    »Geht klar, Chef. Aber ehrlich, das klingt gar nicht gut. Haben wir jetzt noch einen Mordfall an der Backe? Wann soll ich mich dann um den Barmann kümmern?«
    Wolf seufzte vernehmlich. »Vergiss den Barmann. Alles Weitere nachher. Ende.«

8
    Rolf Marsberg hatte recht gehabt: Die Firma Goldmann & Co. machte auf den ersten Blick einen außerordentlich respektablen Eindruck. Kaum zu glauben, dass dieser Laden in krumme Geschäfte verwickelt sein sollte.
    Der Antiquitätenhändler residierte in einem aufwendig restaurierten Fachwerkhaus, das kurz nach Ende des Dreißigjährigen Krieges als Ölmühle erstellt worden war und heute zu den prägenden Gebäuden der Überlinger Altstadt zählte.
    Jo, die das Gebäude vom Auto aus eingehend musterte, war nahe daran, den Motor anzulassen und wegzufahren – doch ihre Skepsis behielt die Oberhand. Für eine Kripobeamtin, noch dazu im Dezernat für Kapitalverbrechen, waren Überraschungen an der Tagesordnung. Häufig trog der Schein – diese Lektion hatte sie inzwischen gelernt.
    Auf ihre Anfrage hin hatte Marsberg ihr zwei Antiquitätenhändler genannt, die in jüngster Zeit wegen des Verdachts auf Hehlerei aufgefallen waren. Zwar war es nicht zu einer Anklage gekommen, ein »Geschmäckle« aber war doch hängen geblieben.
    Die erste Adresse hatte sie bereits abgehakt – leider ergebnislos. Den Leuten dort hatte in mehrfacher Hinsicht die Voraussetzung gefehlt, ein Geschäft in der Größenordnung des Hauschild’schen Jade-Elefanten abzuwickeln – selbst auf legale Weise.
    Da war Goldmann & Co. schon ein anderes Kaliber, umso mehr, als deren Schwerpunkt eindeutig bei Asiatika lag, wie Jo der Website des Händlers entnommen hatte. Goldmanns Ruf in der Branche und krumme Geschäfte schlossen sich auf den ersten Blick zwar gegenseitig aus, doch Marsberg hatte glaubhaft versichert, dass der Händler in seinem Dezernat schon lange nicht mehr

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