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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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was Sie suchen. Statuen aus China, Japan, Indien –«
    »Wo ist Chinaabteilung?«, fiel ihm Igor ins Wort.
    Peschke wies auf eine bestimmte Reihe im Regal, worauf Igor die dort stehenden Statuen flüchtig in Augenschein nahm.
    »Das ist alles?«, fragte er sichtlich enttäuscht.
    »Wie wär’s, wenn Sie mir genauer beschreiben würden, was Sie suchen? Offenbar haben Sie eine bestimmte Vorstellung, oder irre ich mich?« Peschke, inzwischen leicht genervt, beobachtete aus den Augenwinkeln Buddy, der scheinbar ziellos durch den Verkaufsraum spazierte, zwischendurch immer wieder den Schritt verhielt und prüfend einen Artikel in der Hand wog.
    »Ganz einfach. Ich suche Statue aus … wie heißen die grüne Stein? Richtig, aus Jade. Eine Tier würde meine Freund gefallen … vielleicht eine Elefant? Ja, eine Elefant, ungefähr diese Größe. Habe gehört, Sie hätten so was.« Mit verschränkten Armen baute er sich vor Peschke auf und durchbohrte ihn mit seinen Blicken.
    Peschke war über die Wendung, die das Verkaufsgespräch nahm, alles andere als glücklich. Im Gegenteil, sein Gesicht drückte Besorgnis aus – oder war es Furcht? Umso zufriedener zeigte sich Igor, der offenbar genau diese Reaktion erwartet hatte. »Haben Sie?«, hakte er noch einmal nach.
    »Äh … ich weiß nicht recht, was Sie meinen.«
    Igor zeigte sich verwundert. »Wie, Sie kennen keine Elefant? Ist so Tier mit Rüssel.« Mit ausgestrecktem Arm ahmte er ein Rüsseltier nach. Dann fügte er mit zunehmender Schärfe hinzu: »Eine Elefant, aus Jade, ungefähr so hoch, 17. Jahrhundert, Sie verstehen. Freund von uns sagen, Sie hätten Elefant erworben. Stimmt doch, oder?«
    »Also, das wäre mir neu, da handelt es sich eindeutig um eine Falschmeldung. Ich verstehe nicht, wie Ihr Freund so etwas behaupten kann, das ist völlig aus der Luft –«
    »Aus der Luft gegriffen«, hatte er sagen wollen, als ein lautes Klirren in seinem Rücken ihn unterbrach. Erschrocken fuhr Peschke herum. Ein paar Schritte hinter ihm stand der andere Riese und sah bedauernd auf den Boden, der von bunten Glassplittern förmlich übersät war.
    Peschke stürzte vor. »Sind Sie verrückt, Mann? Das war eine venezianische Vase. Die müssen Sie mir ersetzen!«
    Einen Augenblick lang sah es so aus, als wollte er Buddy an den Kragen.
    Doch ehe es dazu kommen konnte, wurde er nach hinten weggezogen. Igor tauchte in seinem Blickfeld auf und schüttelte missbilligend den Kopf. »Tss, tss. Was wollen Sie, Herr Peschke? Ist Malheur passiert, na und? Sie müssen verstehen, Buddy hat nicht so gern, wenn ich werde angelogen.« Er sprach wie ein Vater zu seinem missratenen Kind.
    »Anlügen? Wie … wie kommen Sie darauf, ich …«, stotterte Peschke.
    »Sie wollen nicht wissen, wie Freund heißt, von dem wir das wissen?«
    Peschke nahm all seinen Mut zusammen und straffte sich. »Ihr Freund interessiert mich einen feuchten …«
    »Luca.«
    Als hätte ihm Igor ein Zauberwort genannt, verstummte Peschke. Sein Mund klappte zu, er bekam große Augen. Angelockt von dem entstandenen Lärm, hatten sich in der Zwischenzeit einige Goldmann-Mitarbeiter eingefunden. Mit einer unwilligen Handbewegung wies Peschke sie an, wieder an ihre Arbeit zu gehen.
    »Wen meinen Sie mit Luca?«, fragte er Igor so beiläufig wie möglich, bestrebt, seine Bestürzung nicht allzu deutlich werden zu lassen.
    »Ach, kommen Sie, lassen Sie uns nicht um … wie heißt bei Ihnen …«
    »Heißer Brei«, half Buddy aus.
    »Ah ja, um heißen Brei herumreden. Freund von uns wollen Skulptura zurück. Man hat ihm gestohlen, Sie wissen schon …«
    »Hören Sie, ich weiß überhaupt nichts …«, begehrte Peschke auf.
    Abermals wurde er unterbrochen. Doch im Gegensatz zu dem vergleichsweise geringen Verlust einer venezianischen Vase wenige Minuten zuvor musste diesmal ein komplettes Regal dran glauben: Voll gestellt mit Glas- und Porzellangegenständen kippte es aus scheinbar unerfindlichen Gründen vornüber.
    Der Brust des Antiquitätenhändlers entrang sich ein wilder Schrei, sekundenlang war er unfähig, sich zu rühren.
    Buddy hob bedauernd die Schultern. »Ich kann nichts dafür«, behauptete er. Sein verschlagenes Grinsen strafte seine Worte Lügen.
    Jörg Peschke schloss die Augen und holte tief Luft. Endlich gab er sich einen Ruck. »Okay, reden wir Tacheles. Was wollt ihr wirklich?«
    »Tja, wie soll ich sagen …« Ein Schatten schien über Igors Gesicht zu gleiten. »Du hast von Luca

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