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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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und sie gebeten, ihn aufzuspüren, doch er antwortet einfach nicht. Es ist, als stelle er sich tot.«
    »Nach Lage der Dinge das Beste, was er machen kann«, knurrte Wolf. »Also gut, wenn er nicht zu uns kommt, dann kommen eben wir zu ihm.«
    »Wenn ich einen Vorschlag machen darf, Chef: Sie fahren auf dem schnellsten Weg zum Mantelhafen, dort werden nämlich gerade zwei Wapo-Boote zum Auslaufen vorbereitet. Wenn Sie sich beeilen, kommen Sie noch rechtzeitig. Ich werde Sie telefonisch avisieren. Ist Ihnen das recht?«
    »Sehr recht. Hoffentlich treiben wir ihn unversehrt auf. Vielleicht lässt er sich ja auf Personenschutz ein? Mal sehen.« Mit diesen Worten setzte Wolf das mobile Blaulicht auf das Wagendach und drückte das Gaspedal durch.
    »Viel Erfolg.«
    »Danke. Kann ich gebrauchen. Ist sonst noch was?«
    »Einiges, deshalb hätte ich Sie gern hier gehabt. Die Genehmigung zur Einsicht in Hauschilds Konten habe ich ohne Probleme bekommen …«
    »Dann sprich mit seiner Bank beziehungsweise seinen Banken.«
    »Schon geschehen. Ich habe mir eine umfassende Übersicht über sein Vermögen und die Kontenbewegungen der letzten sechs Monate ausdrucken lassen.«
    »Sehr gut, aber lass uns später darüber reden.«
    »Außerdem hat mir Dicky, wie befürchtet, einen ganzen Fragenkatalog zum Barmann-Fall vorgelegt. Rührig ist er ja, der neue Kollege, das muss man ihm lassen.«
    »Später, Jo. Ich bin gleich am Mantelhafen.« Er drückte die Aus-Taste, die Verbindung war unterbrochen.
    ***
    Mesut Sahin hatte das offene Fahrwasser kaum erreicht, da drehte der Wind. Er kam jetzt aus West. Und er frischte auf. Erleichtert atmete er durch. Hier, auf der »Anisha«, da fühlte er sich sicher. Hier war er Herr des Geschehens. Hier verlor sich seine Angst.
    Nur mit Grausen dachte er an die vergangene Nacht zurück. Ums Haar wäre er auf der Strecke geblieben. Erst viel später, als er sich bereits in Sicherheit wusste, hatte ihn das große Zittern überkommen.
    Ein Beamter hatte ihn nach Hause gefahren und ihn bis zu seiner Suite begleitet, nachdem sie ihn über eine Stunde lang vernommen hatten. Als er die Tür hinter sich abgeschlossen hatte, ausgepowert und doch hellwach, war er, ohne sich zu entkleiden, aufs Bett gefallen. Stunde um Stunde hatte er an die Decke gestarrt, bis er endlich, gegen Morgen, doch noch eingenickt war … nur, um bald darauf wieder hochzuschrecken. Weg! Er musste weg! Die Gefahr war noch nicht vorüber.
    Wer immer an ihm interessiert war – er würde es wieder versuchen.
    Ruhelos war er durch die Räume seiner Suite getigert, während er Fluchtplan um Fluchtplan entwickelte und wieder verwarf. Dabei war er nur immer nervöser geworden. Irgendwann hatte er ein Taxi bestellt und war zum Überlinger Jachthafen gefahren. Nur an Bord der »Anisha« wäre er vor weiteren Anschlägen sicher, das wusste er. Spätestens draußen auf dem See würden sie seine Spur verlieren.
    Niemand kannte sein Ziel, denn er hatte keines. Und aus dem Funkverkehr würde er sich tunlichst raushalten.
    Es sei denn …
    Erste Zweifel begannen an ihm zu nagen. Was, wenn die Entführer ihn beschatteten? Wenn sie ihm unbemerkt gefolgt waren und sich ebenfalls ein Boot genommen hatten? Vielleicht waren sie sogar in der Lage, ihn über sein Handy zu orten? Er nahm es aus der Tasche und schaltete es aus.
    Immer wieder musterte er misstrauisch seine Umgebung. Doch weit und breit war nichts und niemand zu sehen. Ohnehin tummelten sich so früh im Jahr kaum Boote auf dem See, insbesondere bei der herrschenden Witterung.
    Inzwischen hatte der Wind noch einmal zugelegt, längst trugen die Wellen weißgeschäumte Kronen. Kein Zweifel, er hatte es mit einem strammen Fünfer zu tun. Schon blinkten drüben am Ufer die Lichter der Sturmwarnung und warnten vor Starkwind.
    Eilig barg er die Fock. Mit gerefftem Großsegel und mit Hilfe seines Diesels erreichte er schließlich den Konstanzer Trichter. Querab, einen guten Kilometer entfernt, erkannte er Münsterlingen am schweizerischen Ufer.
    Geschafft! Hier, im Windschatten von Staad und Petershausen, war der See weniger aufgewühlt, hier konnte er, ohne sich und das Schiff zu gefährden, seinen Gedanken nachhängen.
    Eine gute halbe Stunde lang hatte er sich ausschließlich auf die Segel und das Steuer konzentriert. Entsprechend überrascht reagierte er, als hinter ihm unvermittelt ein Geräusch erklang. Ruckartig drehte er den Kopf – und erschrak bis ins Mark. Einen Lidschlag lang

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