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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Hauschilds Penthaus, Kunstgegenstände oder andere Dinge von Wert abhandengekommen waren. Dafür hatte er bislang keinen Anhaltspunkt entdecken können; es gab in der gesamten Wohnung weder Spuren, die auf ein vormaliges Vorhandensein solcher Gegenstände schließen ließen, noch Hinweise darauf, dass Hörmann sich überhaupt etwas aus Kunst gemacht hatte. Eines allerdings gab Wolf zu denken: Wie in Hauschilds Wohnung fand sich auch hier weder ein Handy noch ein  PC .
    Während er zum Auto zurückging und noch überlegte, ob er die Spusi herbestellen sollte, klingelte sein Handy.
    »Chef, wie weit sind Sie?«, wollte Jo wissen. Sie klang aufgekratzt.
    »Bin durch. Hörmanns Wohnung können wir vergessen. Ich wüsste nicht, was man aus dieser vergammelten Bude mitnehmen sollte. Warum fragst du?«
    »Sie sollten so schnell wie möglich zurückkommen. Es gibt wichtige Neuigkeiten.«
    »Was denn?«
    »Es geht um diesen Sahin, Sie erinnern sich?«
    »Natürlich erinnere ich mich. Was ist mit dem?«
    »Er ist der dritte Mann.«
    »Ach! Und ich dachte immer, das wäre Orson Welles.«
    »Mir ist nicht zum Spaßen, Chef. Hauschild und Hörmann führten ihr Büro für Finanzberatung gemeinsam mit einem dritten Partner, nämlich Mesut Sahin.«
    »Sag das noch mal.«
    »Ich denke, Sie haben mich verstanden, Chef.«
    »Warte kurz.« Wolf nahm das Handy vom Ohr und fummelte es in die Freisprechanlage. »So, jetzt sitz ich im Wagen und fahre los. Äh, wo waren wir? Ah ja, Sahin. Wie kommt es, dass wir erst jetzt davon erfahren?«
    »Ganz einfach: Die uns vorliegende Auskunft über die gemeinsame Tätigkeit von Hauschild und Hörmann bezog sich auf den Zeitpunkt der Auflösung ihrer Firma. Da hat Sahin schon nicht mehr dazugehört, er war schon zum 30. September des Vorjahres ausgestiegen.«
    »Trotzdem … das ist eine Riesenschlamperei, ist das. Entschuldige, Jo, damit bist nicht du gemeint.« Wolf war völlig aus dem Häuschen, und er hielt damit nicht hinter dem Berg. »Hast du auch nur eine entfernte Ahnung davon, was das bedeutet?«
    »Chef, ich bin keine Anfängerin mehr. Natürlich sehe ich den Zusammenhang. Hauschild und Hörmann wurden im Abstand von wenigen Tagen ermordet – jedenfalls deutet alles darauf hin. Und nun Sahins Entführung …«
    »…  missglückte  Entführung«, korrigierte Wolf.
    »Okay, dann also Sahins  missglückte  Entführung – das wird kein Zufall sein. Sahin hat unbeschreibliches Glück gehabt, dass die Kidnapper aufgrund eines anderweitig verursachten Polizeieinsatzes die Nerven verloren haben und geflüchtet sind, sonst hätten wir vermutlich bereits den dritten Toten.«
    »Du sagst es.«
    »Das Dumme ist nur: Sie werden es wieder versuchen.«
    »Ab jetzt wird er sich hoffentlich vorsichtiger bewegen. Vermutlich weiß er bereits, was seinen beiden Kollegen widerfahren ist. Zumindest Hauschilds Tod stand ja heute in allen Zeitungen.«
    »Ich gehe aber doch wohl recht in der Annahme, dass Sie sich damit nicht zufriedengeben wollen, Chef?«
    »Natürlich nicht. Du hast es selbst gesagt: Die Täter werden es vermutlich noch einmal versuchen. Und ich schätze, wenn es so weit ist, kommt Sahin nicht so glimpflich davon. Ich habe keine Ahnung, was hinter den Anschlägen auf die drei Männer steckt, aber es muss wohl irgendwie mit ihrer gemeinsamen Tätigkeit zusammenhängen. Solange wir die Hintergründe nicht kennen, werden uns die Täter allerdings stets einen Schritt voraus sein. Wir sind zum bloßen Reagieren verdammt, und das gefällt mir überhaupt nicht. Wie ist die Adresse von diesem Sahin?«
    »Was haben Sie vor?«
    »Hast du sie oder hast du sie nicht?«
    »Er wohnt in Überlingen, allerdings nicht in den eigenen vier Wänden, sondern in einer Hotelsuite.«
    »Welches Hotel?«
    »›Badhotel‹. Falls Sie ihn aufsuchen wollen: Den Weg können Sie sich sparen. Inzwischen ist er auf seinem Boot, irgendwo draußen auf dem See.«
    »Woher hast du diese Information?«, hakte Wolf erstaunt nach.
    »Ooch, hab ich mir so nebenbei beschafft. Frauen sind Multitasker, wussten Sie das nicht?«
    »Lass diesen Quatsch. Also?«
    »Ich wollte ihn durch eine Streife hierherholen lassen. Dachte, die Gefahr, in der er schwebt, sei ihm womöglich nicht bewusst. Im Hotel hat man den Kollegen gesagt, Sahin sei vermutlich auf seinem Boot. Daraufhin hab ich den Hafenmeister in Meersburg angerufen, doch ich kam zu spät. Sahin war bereits ausgelaufen. Also hab ich mich mit der Wapo in Verbindung gesetzt

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