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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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gekleidet.«
    »Ja, und?« Wolf tat, als hätte er nicht verstanden.
    »Ja, kapiert ihr denn nicht? Schwarz gekleidet. Von Kopf bis Fuß schwarz.« Die Begriffsstutzigkeit seiner Kollegen schien Dicky unbegreiflich. »Einer der beiden muss ›der Schwarze‹ gewesen sein, den der Ermordete direkt vor seinem Tod erwähnte.«
    »Hat die Barfrau mitbekommen, worum es bei dem Streit ging?«, fragte Wolf.
    »Sieht aus, als hätte der Barbesitzer Schulden gehabt. Wenigstens glaubt sie, dieses Wort verstanden zu haben, ehe ihr Chef sie rausgeschickt hat. Ich nehme an, die beiden ›Schwarzen‹ waren zur Eintreibung dieser Schulden gekommen.«
    »Klingt einleuchtend«, stimmte Wolf zu. »Zwei Tage später sind sie dann ein zweites Mal aufgekreuzt und haben die Forderung erneut geltend gemacht. Der Barbesitzer wollte oder konnte aber nicht bezahlen, die Auseinandersetzung eskalierte und schwupp, schlug einer der Geldeintreiber zu. Ja, so oder so ähnlich könnte es abgelaufen sein.«
    Vespermann nickte. »Ich habe mir den Terminkalender des Barbesitzers geben lassen. Dort fand ich einen Eintrag unter dem Datum seiner Ermordung: › MI‹ . Nichts weiter, nur diese beiden Buchstaben.«
    »Um welche Uhrzeit?«
    »Dreiundzwanzig Uhr.«
    »Das deckt sich mit dem ungefähren Todeszeitpunkt«, erklärte Jo.
    Wolf machte ein ratloses Gesicht. » MI  – was könnte das heißen?«
    »Keine Sorge, das krieg ich auch noch raus«, meinte Vespermann zuversichtlich, lehnte sich zurück und verschränkte zufrieden die Hände vor dem Bauch.
    ***
    Peschke fühlte sich angeschlagen. Seit sie weg waren, hatte er seine Zeit damit zugebracht, die Identität der beiden Glatzenträger zu lüften. Dabei ging es ihm nicht um die fünfzig Mille, die die Gangster ihm aus den Rippen geleiert hatten; Beträge dieser Größenordnung pflegte er aus der Portokasse zu bezahlen. Auch die Folge ihrer rüden Geschäftsmethoden – die Hälfte der in dem umgestürzten Regal gelagerten Artikel war zu Bruch gegangen – warf ihn nicht aus der Bahn. Ein bedauerlicher, aber unvermeidlicher Kollateralschaden, nicht mehr. Ohnehin würde er sich den größeren Teil des Verlustes von der Versicherung zurückholen.
    Nein, was ihm zu schaffen machte, war etwas anderes: Wie war es möglich, dass diese beiden Affen gänzlich ungeniert in seinen Laden spazieren und ihn vor versammelter Belegschaft unter Druck setzen konnten, ohne dass er auch nur die geringste Handhabe gegen sie gehabt hatte? Wer hatte sie geschickt, woher stammte ihr Wissen? Fragen, die ihm keine Ruhe gelassen hatten.
    Warum hatte Luca diesen verdammten Jade-Elefanten ausgerechnet ihm anbieten müssen? Auf diesem Ding – so wertvoll es auch sein mochte – schien ein Fluch zu lasten. Zuerst führte es ihm die Bullen ins Haus, kurz darauf die beiden glatzköpfigen Affen. Hätte er doch bloß die Finger davon gelassen! Doch was geschehen war, war geschehen, da half alles Jammern nichts. Das Beste wäre, sich von dem heißen Eisen zu trennen, ehe er sich vollends die Finger daran verbrannte. Aber wie? Und wem könnte er es andrehen?
    Vor allem aber: Wo war die undichte Stelle, wem konnte er noch trauen? Einen kurzen Moment lang fragte er sich, ob Luca eventuell selbst geplaudert hatte. Dieser Igor hatte eine entsprechende Andeutung gemacht. Doch schnell verwarf er den Gedanken wieder. Luca hatte geschworen, den Deal für sich zu behalten. Nicht, dass Peschke auf Lucas Wort große Stücke hielt; doch flöge die Sache auf, hätte er am meisten zu verlieren.
    Wenn aber nicht Luca, wer dann? Etwa ein Mitwisser aus seinem eigenen Umfeld, einer, der mehr oder weniger zufällig Zeuge des Deals geworden war? Möglich, aber unwahrscheinlich.
    Er hatte sich ans Telefon gehängt und ein paar Freunde und Geschäftspartner angerufen. Die Jade-Figur hatte er dabei mit keinem Wort erwähnt, auch der Name Luca war nicht zur Sprache gekommen. Es ging niemanden etwas an, mit wem er Geschäfte machte, schon gar nicht, wenn es um Hehlerware ging.
    Seine Einstellung zum Geschäft mit Hehlerware änderte der Vorfall nämlich keineswegs – hier winkten schließlich die größten Gewinnspannen, und der Teufel sollte ihn holen, wenn er freiwillig darauf verzichtete. Diesmal allerdings lag die Sache ein wenig anders. Wenn er Pech hatte, konnte er in einen Mordfall hineingezogen werden. Ganz offensichtlich hatte ihm Luca nicht die volle Wahrheit gesagt. Die Figur stamme aus einem Penthaus, hatte er treuherzig versichert, er

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