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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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die man als Diskriminierung auslegen kann. Und nun zu deiner ersten Frage: Der ›Seekurier‹ hat über Hauschilds Tod eine kurze Notiz gebracht, daher wusste sie davon, allerdings ohne einen Zusammenhang zwischen ihm und seinen früheren Partnern Hörmann und Sahin herzustellen. Wie ich schon sagte: Auf Sahin ist sie bei ihren Nachforschungen wegen der signifikant gestiegenen Selbstmordrate gestoßen.«
    »Entschuldige mal, aber nach allem, was ich über die Dame von dir gehört habe, hört sie sogar das Gras wachsen. Und ausgerechnet  ihr  sollen die näheren Umstände von Hauschilds Tod verborgen geblieben sein? Da verschwindet aus seiner Penthauswohnung eine Skulptur im Wert von nahezu einer Viertelmillion Euro, und  sie  soll keine Kenntnis davon gehabt haben, obwohl sie von seinem Tod wusste? Das kann ich nicht glauben.« Vespermann zog ein Gesicht, als hätte man ihm ein Schnitzel aus Gammelfleisch vorgesetzt.
    Wolf holte erst mal tief Luft. Ganz ruhig bleiben, ermahnte er sich, vielleicht will er ja nur den Advocatus Diaboli spielen. »Die Dame, wie du sie zu nennen beliebst, war höchst überrascht, als ich ihr vom Raub der Skulptur erzählte …«
    »Wie«, fuhr ihm Vespermann erregt ins Wort, » du  hast der Winter das preisgegeben? Einer Journalistin? Findest du das nicht … nun, ein bisschen riskant?«
    »Nein, finde ich nicht. Aber wir schweifen ab. Gibt es sonst noch etwas, was uns weiterbringen könnte, Jo? Liegen die Ergebnisse aus der Pathologie schon vor? Und was ist mit dem Bericht von Mayer zwo über Hauschilds Penthauswohnung?«
    »Liegt alles auf Ihrem Tisch. Allerdings sollten Sie sich nicht zu viel davon versprechen. Die Pathologieergebnisse enthalten nicht mehr, als wir ohnehin schon wussten. Und der Spusibericht strotzt von Spuren der unterschiedlichsten Art. Allerdings fand ich in den Datenbanken von  LKA  und  BKA  keine Entsprechung. Mit anderen Worten: Wir sind so schlau als wie zuvor.«
    Wolf seufzte. »Wär auch zu schön gewesen.«
    »Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, Chef: Wir sollten uns die Leute von Goldmann noch einmal vorknöpfen. Ich bin sicher, dieser Peschke nennt uns den Verkäufer des Jade-Elefanten. Wir müssen ihn nur richtig in die Zange nehmen.«
    »Sicher, das wäre eine Möglichkeit. Trotzdem, wir warten noch etwas.« Seinem Bauchgefühl nach war die Lösung des Falles woanders zu suchen. Aber wo? »Erledige erst mal das, was wir eingangs besprochen haben.« So gewann er etwas Zeit. Zeit zum Nachdenken.
    »Okay, wie wär’s dann jetzt mit meiner Geschichte vom schwarzen Mann?«, brachte sich Vespermann in Erinnerung.
    Wolf stutzte. »Wer soll das sein?«
    »Na, der schwarze Mann im Barmann-Fall natürlich. Ich hole etwas weiter aus, dann versteht ihr, was ich meine. In Ordnung?«
    »Bitte.«
    »Also, die Vorgeschichte setze ich mal als bekannt voraus, und sicher erinnert ihr euch auch an die letzten Worte des Opfers. ›Der Schwarze‹, hat er gesagt – nichts weiter als: ›Der Schwarze.‹ Mit so einer Aussage fängt man nicht viel an. War ein Neger gemeint? Oder ein Kaminfeger? Oder vielleicht gar ein Pfarrer?« Er gab ein paar kurze Kicherlaute von sich. »Ein mordender Pfarrer, das klingt irgendwie … aber lassen wir das. Jedenfalls: Der Kollege, der den Bericht verbrochen hat, konnte mir auch nicht weiterhelfen – klar, war ja kein Ohrenzeuge. Er hat lediglich nach der Tat die Aussagen des Barpersonals aufgenommen. Es half also alles nichts, wenn ich weiterkommen wollte, musste ich noch einmal zum Tatort fahren.«
    Bei den letzten Worten hatte er nach seiner Tasse gegriffen. Als er merkte, dass sie leer war, hielt er sie Jo hin, die ihn mit einem bedauernden »Tut mir leid, Kaffee ist alle« abwies und sich wieder ihren Notizen zuwandte.
    Er stutzte kurz, fuhr dann aber fort: »Bei meinen Vernehmungen bin ich an eine Barfrau geraten, die mir der Schlüssel zu den Vorgängen in der fraglichen Nacht zu sein scheint. Dieser Barfrau sind einige Tage vor dem Mord zwei Besucher aufgefallen, die mit dem Barbesitzer in einen heftigen Streit verwickelt waren.« Hier legte er eine kurze Kunstpause ein, während der sein Blick auffordernd über die Gesichter seiner Kollegen wanderte.
    »Und? Was hatte es mit denen auf sich?«, konnte Jo schließlich nicht mehr an sich halten zu fragen.
    »Sie hat mir die beiden Männer folgendermaßen beschrieben: groß, um nicht zu sagen hünenhaft, mit Vollglatzen und – jetzt kommt’s! – schwarz

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