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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Beweisstück. Und wer weiß, was da noch alles dranhängt.«
    »Vergiss nachher deine Kamera nicht. Ich brauche gute Bilder.«
    Eine knappe Stunde später fuhr eine schwarze Mercedes-Limousine der E-Klasse – eine Leihgabe von Matuschek – vor dem Goldmann’schen Firmengebäude vor. Charles de Boer stieg aus, aktivierte die Zentralverriegelung und strebte, eine Collegemappe aus schwarzem Cabretta-Leder unter dem Arm, gemessenen Schrittes dem Eingang zu. Im salopp geschnittenen Businessanzug und dem weißen Seidenhemd – auf eine Krawatte hatte er bewusst verzichtet – gab de Boer einen durchaus überzeugenden Anwalt ab. Lediglich seine Körpergröße und die muskulösen Arme – eine Folge regelmäßig betriebenen Kampfsports – fielen etwas aus dem Rahmen.
    Gleich hinter der Tür kam ihm ein junger Angestellter entgegen und fragte ihn nach seinen Wünschen.
    »Mein Name ist Dr. Müller-Hohenstein. Ich bin mit Herrn Peschke verabredet. Hier meine Karte.«
    Der junge Mann war sichtlich beeindruckt. Mit den Worten »Einen Augenblick, bitte, ich werde Herrn Peschke sofort holen« eilte er davon.
    ***
    Jörg Peschke hatte sich – ganz entgegen seiner ursprünglichen Überzeugung – noch in der Nacht zur Kontaktaufnahme mit dem Ravensburger Anwalt entschlossen. Er wollte die verdammte Skulptur aus dem Haus haben, je schneller, desto besser.
    Der Name Müller-Hohenstein war ihm durchaus nicht unbekannt. Mehr oder weniger regelmäßig berichteten Zeitungen und Fernsehen über dessen aufsehenerregende Strafprozesse. Der Mann wäre mit Sicherheit solvent genug, ein Objekt im Wert von einer runden Viertelmillion zu stemmen. Dass er sich gleichzeitig als Sammler seltener Asiatika geoutet hatte, machte die Sache nur noch spannender.
    Den Ausschlag aber hatte letztlich das telefonische Vorgespräch gegeben. Spätestens jetzt war er von der Seriosität des Anwalts überzeugt. Und die Bitte um streng vertrauliche Abwicklung des Deals kam Peschke ohnehin sehr entgegen.
    Doch Peschke wäre nicht der, der er war, hätte er es dabei bewenden lassen. Aus dem Telefonbuch hatte er die Nummer der Kanzlei herausgesucht. Kaum hatte Kosch ihn wie verabredet über das Eintreffen des Anwalts informiert, wählte er sie über sein Handy an. Er musste nicht lange warten.
    »Guten Morgen, mein Name ist …«, meldete sich eine forsche Frauenstimme. Es folgte die übliche nervtötende Litanei, ehe er endlich zu Wort kam.
    »Guten Morgen, Autohaus Sorge, Hans-Peter Sorge mein Name. Ich müsste sofort Herrn Dr. Müller-Hohenstein sprechen – es eilt, ich habe die Polizei im Haus.«
    »Oh, das tut mir leid, aber Herr Dr. Müller-Hohenstein ist im Augenblick nicht im Haus. Darf ich Sie vielleicht mit unserem Herrn …«
    »Nein, danke«, fuhr Peschke ihr harsch ins Wort, »ich werde es später noch einmal versuchen.«
    Erleichtert unterbrach er das Gespräch. Offenbar hatte alles seine Richtigkeit. Er stand auf, rückte seinen Blazer zurecht und fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. Dann machte er sich auf den Weg zu seinem zahlungskräftigen Kunden.
    Wenig später stand er de Boer alias Dr. Müller-Hohenstein gegenüber. Peschke kannte den Anwalt nicht persönlich, aber er war beim Googeln auf ein paar Bilder von ihm gestoßen. Etwas grob gepixelt, das musste er zugeben. Und doch – oder gerade deshalb? – zweifelte er keine Sekunde daran, den echten Müller-Hohenstein vor sich zu haben, auch wenn er ihm jetzt in natura irgendwie kräftiger vorkam und die Stirnglatze … nun, etwas ausgeprägter. Doch wer wusste schon, wie alt die Bilder im Internet wirklich waren?
    Nachdem sie sich begrüßt und die üblichen Belanglosigkeiten ausgetauscht hatten, kam de Boer ohne Umschweife auf ihr gemeinsames Anliegen zu sprechen. Natürlich ahnte er nicht, wie knapp er durch Peschkes Anruf an einer Pleite vorbeigeschlittert war.
    »Bevor ich mir das gute Stück ansehe«, sagte er, »muss ich Sie noch einmal um Vertraulichkeit bitten. Ich hoffe, ich kann mich da auf Sie verlassen, Herr Peschke.«
    Der hob bekräftigend beide Hände. »Aber ich bitte Sie, Herr Dr. Müller-Hohenstein – was wäre mein Geschäft ohne absolute Vertraulichkeit?« Er zauberte ein verschwörerisches Lächeln auf sein Gesicht. »Da könnte ich ja gleich einpacken.«
    »D’accord«, antwortete de Boer, »dann lassen Sie uns zur Tat schreiten.«
    »Sehr wohl. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
    Er führte ihn in sein Büro. Nachdem er die Tür

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