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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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steckt ›Moskau-Inkasso‹ dann auch hinter den anderen Morden oder hat irgendwie damit zu tun? Haben womöglich die Auftraggeber von ›Moskau-Inkasso‹ die Mordaufträge erteilt? Und wer sind die Auftraggeber? Vielleicht waren Hörmann und Sahin irgendwie in dasselbe Komplott verstrickt, und wir haben es nur noch nicht gemerkt.«
    »Sie werden lachen, Chef, aber ich habe gerade in eine ähnliche Richtung gedacht … obwohl ich, ehrlich gesagt, nur ungern von meiner Raubmordtheorie Abschied nehmen würde«, pflichtete Jo ihm widerstrebend bei.
    »Da seht ihr mal, wie eine gute Recherche die Lösung eines Falles beschleunigt«, verkündete Vespermann mit vor Stolz geschwellter Brust. »Hätte ich nicht diese Karte …«
    »Lieber Gerd, niemand bestreitet deine Verdienste, was den Barmann-Fall angeht«, unterbrach ihn Wolf genervt. »Aber wir sollten die Kirche im Dorf lassen und nicht alle Mordopfer in einen Topf werfen – bildlich gesprochen, meine ich.«
    »Moment mal«, verteidigte sich Vespermann, »du warst es doch, der sie vor wenigen Augenblicken in einen Topf geworfen hat, oder irre ich mich da?«
    »Täte mir leid, wenn das so rüberkam«, entgegnete Wolf gelassen. »Ich habe lediglich die Frage in den Raum gestellt, ob die Tatsache, dass wir bei zwei Opfern aus eigentlich verschiedenen Fällen auf Spielschulden gestoßen sind, auf eine Verbindung zwischen den Morden schließen lässt – nicht mehr und nicht weniger. Sollten wir die Frage bejahen, müssen wir diesen Punkt schnellstens abarbeiten. Sollte sich mein Verdacht aber als falsch erweisen … na, dann haben wir wenigstens einen losen Faden weniger. Können wir uns darauf einigen?«
    »Finde ich logisch, ich bin dabei, Chef«, stimmte Jo zu.
    Vespermanns Blick wanderte zwischen Wolf und Jo hin und her. »Na gut«, steckte er zurück. »Was schlägst du vor?«
    »Wir beide, Gerd, machen uns jetzt auf die Socken und beehren Kalaschnikow mit unserem Besuch. Mal sehen, wie der alte Fuchs auf den Namen Igor Balakow reagiert.«
    »Und was ist mit mir?«, wollte Jo wissen.
    »Du übernimmst den schwierigsten Part: Du stellst fest, in welcher Spielhölle Hörmann und der Barmann gezockt haben könnten. Ich will alle Etablissements wissen, die dafür in Frage kommen. Namen, Adressen, Arbeitsweisen, bis hin zum Strafregister und sonstigen Auffälligkeiten, die ganze Palette. Konsultiere bitte auch die Kollegen vom D3. Ziel ist es, den Auftraggeber von ›Moskau-Inkasso‹ zu ermitteln. Klar?«
    »Klar, Chef.«
    »Dann los, Gerd. Aber tu mir bitte einen Gefallen und besorg uns einen Dienstwagen.«
    ***
    Rosi Eichhorn, von den »Seekurier«-Mitarbeitern nur »das Eichhörnchen« genannt, galt als scharfzüngige Mittdreißigerin mit Haaren auf den Zähnen. Sie wachte wie ein Zerberus über Matuscheks Vorzimmer. Als Karin nach kurzem Anklopfen ihr Reich betrat und, ohne ihr einen Blick zu schenken, auf Matuscheks Tür zustrebte, sprang sie hinter ihrem Schreibtisch auf.
    »Augenblick, Frau Winter, Herr Matuschek hat eine Sitzung, er darf nicht gestört werden«, stieß sie schrill hervor.
    Sie kam zu spät. Schon schlug Matuscheks Tür vor ihrer Nase zu.
    Karin staunte nicht schlecht, als sie ihren Chef erblickte. Fragend hob sie die rechte Augenbraue. »Weiß das Eichhörnchen eigentlich, was du bei deinen Sitzungen so treibst?«
    Matuschek schien sie nicht zu hören. Wie sollte er auch? Mit Kopfhörern auf den Ohren hatte er sich vor seinem Schreibtisch aufgebaut, die Augen geschlossen, in der Rechten einen imaginären Taktstock schwingend. Rhythmisch ruderte er mit den Armen, schneller und schneller schwangen sie auf und ab, offenbar war er beim Furioso des Stückes angelangt. Fehlte nur noch der Frack, und der Maestro wäre komplett gewesen.
    Karin wusste um sein Hobby. Wann immer es seine Zeit erlaubte, schwang er den Taktstock. In der Redaktion jedoch hatte er es bislang noch nie praktiziert, zumindest hatte sie davon nichts mitbekommen.
    Ihr Blick folgte dem Verlauf des Kabels von den Kopfhörern bis zu einem  CD -Player, der auf einem Sideboard stand. Energisch drehte sie den Lautstärkeregler auf Null. Die Reaktion war verblüffend. Matuschek erstarrte mitten in der Bewegung, öffnete langsam die Augen und drehte den Kopf, bis Karin Winter in sein Blickfeld rückte.
    »Hätte ich mir denken können, dass du das bist«, nölte er. »Was kann so wichtig sein, dass du mitten in mein Konzert platzt? Moment, lass mich raten. Du stehst noch unter

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