Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
Vom Netzwerk:
der kleine Finger der linken Hand.«
    Jo nickte. »Genau. Die in Markdorf dachten zunächst an eine unorthodoxe Handhaltung, einen abstehenden Finger oder so. Jedenfalls haben sie dem weiter keine Bedeutung beigemessen.«
    »Also handelt es sich bei Sahins Entführung am Bodensee-Airport wie auch bei dem Überfall auf seine Jacht um ein und denselben Täter«, folgerte Wolf. »Wäre das schon mal geklärt. Weiter im Text.«
    Jo zog ihre Notizen zu Rate. »Okay, nächster Punkt. Sahins Wohnsitz, was in diesem Fall heißt: seine Hotelsuite. Der Mann scheint auf recht großem Fuß gelebt zu haben, und zwar in allen Bereichen, was für sich gesehen natürlich noch keinen Straftatbestand darstellt. Seine Suite quillt förmlich über von ausgesuchten Dekorationsstücken. Allerdings ist nichts wirklich Wertvolles dabei, soweit ich das beurteilen kann. Anders als bei Hauschild war der Täter aber nach meiner Einschätzung  nicht  in Sahins Räumen. Was uns allerdings nicht von einer genauen Untersuchung entbindet, und sei es nur zur Bestätigung, dass nichts angefasst und/oder mitgenommen wurde. Ich habe die Spusi darauf angesetzt, die Räume aber fürs Erste aus allen Blickwinkeln fotografiert. Was noch? Ach so, ja: Einen  PC  oder ein weiteres Notebook habe ich auch nach gründlichem Suchen nicht gefunden. Dafür einige andere Dinge, die uns weiterhelfen könnten, darunter mehrere Mappen mit Schriftwechseln und Bankunterlagen. Um diese Dinge kümmert sich auch gerade die Spusi. Dann hab ich – natürlich diskret – den Portier und das Zimmermädchen nach unserem Mann befragt. Mit magerem Ergebnis allerdings, was vor allem daran lag, dass der Portier mauerte und das zuständige Zimmermädchen gestern Spätschicht hatte. Ihr Dienst endete heute früh um acht Uhr. Da ich erst danach eintraf, konnte ich nur mit ihrer Vertretung reden. Der langen Rede kurzer Sinn: Niemand hat von auffälligen Verhaltensweisen oder gar irgendwelchen Exzessen berichtet. Ganz im Gegenteil, Sahin hat selten Besuch empfangen, abgesehen von Hauschild und Hörmann, die wohl gelegentlich vorbeigekommen sind.«
    »Ach ja? Ist das gesichert?«
    »Der Portier hat die beiden auf Fotos wiedererkannt. Übrigens sagte das Mädchen mir, in der Früh sei eine Dame von der Presse im Hotel gewesen und habe ihren Kolleginnen Fragen gestellt.«
    »Sollte mich wundern, wenn das nicht diese Tante vom ›Seekurier‹ war«, knurrte Vespermann finster. »Pressegeschmeiß.«
    »Moment mal, die lag da doch noch im Krankenhaus?«
    »Irrtum, das hat sie bereits um halb acht verlassen, ich hab mich erkundigt«, stellte Jo richtig.
    »Dann wird sie auf dem Weg in die Redaktion am Hotel vorbeigefahren sein«, überlegte Wolf.
    »Gut möglich.« Auch Jo schien das Thema nicht vertiefen zu wollen. »Ach ja, ein Letztes noch. Seinen Wagen hatte Sahin wie immer, wenn er sich im Hotel aufhielt, in der Tiefgarage eingestellt. Dort gibt es eine Überwachungskamera – nur für den Fall, dass wir in dieser Hinsicht Nachforschungen anstellen müssen.«
    »Nachforschungen welcher Art?«
    »Nun, zum Beispiel ließen sich auf diesem Weg, wenn nötig, die Abfahrt- und Ankunftszeiten von Sahins Wagen in den zurückliegenden Tagen rekonstruieren.«
    »Mit anderen Worten: Sahin ist ein unbeschriebenes Blatt«, fasste Wolf mit gerunzelter Stirn zusammen.
    »Sieht ganz so aus, Chef. Zumindest Stand heute. Bezüglich der Ortung von Hauschilds Handy haben wir keine neuen Erkenntnisse, das Ding ist und bleibt tot. Anders sieht es hingegen bei den Konten von Hauschild und Hörmann aus. Bei beiden wurden weitere Abhebungen festgestellt, jeweils sechzehnhundert Euro, an verschiedenen Orten.«
    »Ruf die Bank an. Sämtliche Konten der beiden müssen sofort gesperrt werden.«
    »Mach ich, Chef. Ich bin mit meinen Ausführungen ohnehin am Ende. Wenn ihr mich kurz entschuldigen wollt, ich informiere rasch die beiden Banken. Bin gleich wieder da.«
    Sie eilte aus dem Raum. Bereits drei Minuten später war sie wieder zurück. In der Zwischenzeit hatten sich Wolf und Vespermann Kaffee nachgeschenkt.
    Wolf sah kurz auf die Uhr, dann nahm er Vespermann ins Visier. »So, du bist dran, Gerd. Ich hoffe, du lässt jetzt eine Bombe platzen.«
    »Das will ich meinen.« Vespermann nickte selbstgefällig. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände vor dem Bauch. »Erinnert ihr euch noch an  MI  – die beiden Großbuchstaben?« Er machte eine kurze Pause, vermutlich um die Spannung zu steigern.

Weitere Kostenlose Bücher