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Seeraeuber vor Sylt

Titel: Seeraeuber vor Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Franz
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Lohn gehabt.«
    Broder zog sie am Arm. »Komm, wir müssen uns beeilen. Es wird verdammt schwer werden, alles wieder zurückzurudern. Und wer weiß, wie lange Rasmus noch warten wird.«
    Jaike schaute sehnsüchtig zur Insel, wo der Kirchturm von Rantum zu sehen war. »Ich würde gerne Mutter sagen, dass es mir gut geht.« Sie stand auf. »Aber du hast recht. Wir sollten uns beeilen.«
    Und so legten sie ihre Schätze in Pidders Ruderboot und machten sich auf die lange und harte Fahrt zurück zur Rosenboom. Die Sterne wiesen ihnen den Weg. Und die Hoffnung, den Jungen im Bug der Rosenboom vielleicht retten zu können, gab ihnen frische Kraft. Aber als sie nach einer endlosen Nacht und einem mühevollen Tag am nächsten Abend die Silhouette des mächtigen Holks am Horizont sahen, da weinten beide vor Erschöpfung. Mit letzter Kraft, hungrig und durstig, schafften sie es bis zur Rosenboom.
    Die ganze Mannschaft stand an Deck und sah der Ankunft der Kinder in ihrem Ruderboot entgegen. Ouwe winkte ihnen mit seinem gesunden Arm zu. Auch Olaf hob die Hand zum Gruß. Und es schien Jaike und Broder, als ginge über das düstere Gesicht des Kapitäns ein ungläubiges Staunen.
    Da riss Broder den Arm hoch. »Sieh nur, Jaike«, rief er. »Gerhard ist auch an Deck!« Er zeigte auf die kleine, schmächtige Gestalt neben dem Steuermann. »Sie wollen ihn über Bord werfen!«
    Jaike lächelte unter Tränen. »Ich glaube, wir sind in letzter Sekunde gekommen, Broder!«

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    Wundersame Rettung
    Sie hatten es tatsächlich geschafft! Genau an dem Abend, an dem Rasmus Rohlfs eisern entschlossen war, den Grafensohn ins Meer zu werfen, kamen sie dem Jungen zu Hilfe.
    Als sie an Bord der Rosenboom dem Kapitän ihre Schätze vor die Füße legten, gab es niemanden, dem es nicht vor Staunen die Sprache verschlug.
    »Hier, Herr Kapitän«, brach Jaike die Stille. »Hier ist das Lösegeld für Gerhard. Und hier …« Sie streckte Rasmus den Dolch entgegen, sodass dieser im ersten Moment zusammenzuckte, »… hier ist sogar der Dolch des Grafen von Holstein. Ihr habt alles, was ihr haben wolltet. Nun könnt ihr Gerhard die Freiheit geben.«
    »Der stammt aus Vaters Truhe!«, entfuhr es Gerhard. »Aber die liegt doch auf dem Grund des Meeres!«
    Rasmus nahm Jaike den Dolch aus der Hand und betrachtete ihn verwundert. Sein Blick wanderte über ihr sonnenverbranntes Gesicht, ihre vom Rudernblutigen Hände und ihren schäbigen nassen Leinenkittel.
    »Wie habt ihr das gemacht?«, murmelte er. »Wo kommen die Sachen her?« Er sah zu Broder, als erwarte er von ihm eine Erklärung, die er verstehen konnte.
    Da antwortete Broder, ohne nachzudenken: »Wir haben es von Ekke Nekkepenn bekommen, dem Gott des Meeres … Aus seinem Kristallpalast an der tiefsten Stelle der Westsee.«
    Ein Raunen ging durch die Gruppe der Matrosen und einer der Männer bekreuzigte sich. Der Kapitän legte den Dolch auf den Boden, als befürchte er, die Waffe könnte verwunschen sein. Er wandte sich Gerhard zu und löste die eiserne Kette von seinem Fußgelenk.
    »Du bist frei«, sagte er. Dann drehte er sich um und ging wortlos auf seine Kajüte zu.
    Gerhard stakste zu Broder und Jaike hinüber, als suche er Schutz in ihrer Nähe. Jaike lächelte ihn an. Dann fiel ihr Blick auf Ouwe, der mit blassem Gesicht an der Reling lehnte. Wenn sie ihm helfen wollte, dann musste sie es jetzt tun, solange Rasmus noch unter dem Eindruck des Wunders stand, das er da gerade erlebt hatte.
    »Halt!«, rief sie dem Kapitän hinterher, erschrocken über ihren eigenen Mut.
    Rasmus drehte sich um. »Was willst du noch?«, fragte er. Eine Mischung aus Ärger und Angst schwang in seiner Stimme mit.
    »Ich möchte, dass Ouwe mit uns kommt. Er ist verwundet und braucht Hilfe.«
    Erstaunt sah der alte Schiffskoch auf. Rasmus musterte ihn kurz. »Wenn Ouwe sich mit euch Teufelsbrut einlassen will, soll er das tun«, antwortete er.
    Als der Kapitän in seiner Kajüte verschwunden war, gab der Steuermann den Befehl, die Weiterfahrt vorzubereiten. Noch an diesem Abend wollten sie Richtung Schweden aufbrechen. Die Segel waren repariert, der Wind hatte aufgefrischt und die Männer waren begierig darauf, endlich wieder in See zu stechen.
    Ein letztes Mal kletterte Broder hoch in die Takelage, um mitzuhelfen, die Rosenboom startklar zu machen. Sehnsüchtig sah er zu, wie der Holk seine drei Masten unter Segel nahm. Wie majestätisch sah das aus! Ein Dreimaster, der auf große Fahrt ging.
    Jaike bekam

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