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Seeraeuber vor Sylt

Titel: Seeraeuber vor Sylt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Franz
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Jaike schwieg eine Weile. Als sie weitersprach, klang ihre Stimme hart. »Dann wärst du mit schuld, wenn sie Gerhard töten. Und Ouwe. Sein Fieber wird wieder steigen, da bin ich mir sicher. Du kannst ja mit anpacken, wenn sie ihn über Bord werfen.«
    Broder seufzte tief. In ihm kämpften die verschiedenen Gefühle und Gedanken miteinander. »Ouwe hat es doch selbst gesagt. Wir können das alles sowieso nicht verhindern«, meinte er schließlich mit trotziger Stimme.
    Da packte ihn Jaike an der Schulter. »Broder!«, sagte sie langsam und eindringlich. »Ich will nicht, dass du zu denen gehörst! Ich weiß, dass du mutig bist und ein geschickter Seefahrer werden könntest. Aber nicht mit denen! Da verschreibst du deine Seele dem Teufel!«
    Und plötzlich kam ihr ein Gedanke, ein verwegener Plan, der genauso Mut und Geschicklichkeit erforderte wie das Piratenleben. Es war ein Plan, der ein großes Opfer von Broder und Jaike forderte.
    Doch Broder willigte ein.

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    Hurra, es stinkt!
    Es war dunkel auf dem Schiff. Nur die Positionslaternen gaben etwas Licht. Angespannt warteten die Kinder darauf, dass der Himmel doch noch aufriss. Ohne die Hilfe der Sterne würden sie es nicht schaffen.
    Sie mussten nicht allzu lange warten. Noch vor dem Morgengrauen hatten sich die Wolken verflüchtigt und ein strahlender Sternenhimmel war zu sehen.
    Broder stieß Jaike, die eingenickt war, mit dem Ellenbogen an. »Es geht los«, sagte er leise und warf einen prüfenden Blick zum Ausguck hoch.
    Der Wachtposten oben im Krähennest schien eingeschlafen zu sein. Die vielen ereignislosen Tage und Nächte an Bord der Rosenboom hatten ihn wohl unvorsichtig werden lassen.
    Und so merkte er nicht, wie zwei flinke Gestalten zum Beiboot huschten, die Leinen lösten und es vorsichtig zu Wasser ließen. Mit einem Platscher landete es auf den sanften Wellen der Westsee.
    »Oje«, flüsterte Jaike. »Hoffentlich hat das keiner mitbekommen.«
    Sie lauschten in die Nacht hinein. So still war es, dass man das Schnarchen aus dem Krähennest hören konnte.
    Dann ruderten sie los.
    Schon bald war das große dunkle Schiff nicht mehr zu sehen. Wenn die Sonne aufging, waren sie auf jeden Fall so weit fort von der Rosenboom, dass niemand sie mehr verfolgen würde. Wozu auch? Um einen verhinderten Piratenlehrling und eine Köchin einzufangen? Für sie bezahlte ja niemand ein dickes Lösegeld.
    Als der Morgen dämmerte, gönnten sie sich die erste Pause. Sie tranken etwas Wasser aus dem Krug und aßen ein Stück getrocknetes Brot. Am Stand der Sonne erkannte Broder, dass sie wohl den richtigen Kurs eingehalten hatten.
    »Wie lange, glaubst du, brauchen wir noch bis Sylt?«, fragte Jaike.
    »Ich weiß nicht, wie weit wir von der Insel entfernt sind«, antwortete Broder. »Aber im Moment haben wir etwas Rückenwind. Da kommen wir gut voran.« Er dachte nach. »Vielleicht sind wir heute Abend schon da«, sagte er zögerlich.

    »Hoffentlich«, meinte Jaike und griff wieder nach ihrem Ruder.
    Sie redeten nicht viel während ihrer langen Fahrt. Die Sonne stieg höher und Jaike und Broder schwitzten vor Anstrengung. Das Schlimmste aber war, dass Jaike von Zweifeln gequält wurde. War es richtig, was sie taten? Hatte sie Broder nicht zu etwas überredet, was er später bitter bereuen würde? Nicht nur sein wildes und freies Piratenleben sollte er opfern, sondern auch seinen Traum vom großen Reichtum!
    Denn das war Jaikes Plan: Sie wollten zu Tades Eiland fahren und den Schatz bergen. Ihren Schatz! Mit den goldenen Talern wollten sie Gerhard und den kranken Ouwe auslösen. Die Piraten sollten die beiden leben lassen und dann endlich ihres Weges ziehen.
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als so zu handeln. Einfach zusehen, wie jemand ins Verderben geschickt wurde.
Wir können ja doch nichts machen
… Nein, das war noch nie ihre Einstellung gewesen. Man musste es jedenfalls versuchen!
    Und so ruderten die beiden, bis sie vor Erschöpfung die Arme sinken lassen mussten. Von den Inseln war noch nichts zu sehen.
    Broder wischte sich den Schweiß von der Stirn.Er schaute besorgt in Richtung Westen. »Es zieht Nebel auf«, sagte er.
    »Nebel?«, rief Jaike erschrocken. »Wie sollen wir denn da den richtigen Kurs halten?« Sie hob den halb leeren Krug. »Unser Wasser reicht höchstens noch bis morgen.«
    Es dauerte keine halbe Stunde, dann waren sie in milchiges Grau gehüllt. Eine Weile war die Sonne noch zu erahnen und gab ihnen Orientierung. Doch bald war um sie

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