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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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vorgenommen, der von Loske anscheinend als Arbeitszimmer genutzt wurde. Sie saß an einem Schreibtisch neben dem Fenster, umgeben von Bergen von Unterlagen, und starrte wie gebannt auf ein Blatt Papier. Als Wolf hinzukam, hielt sie ihm das Schriftstück entgegen.
    Â»Hier, sehen Sie. Kommen Ihnen die Namen auf dieser Liste nicht auch bekannt vor?«
    Wolfs Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen, als er die Aufstellung überflog. »Teufel noch mal … das sind doch die …«
    Â»Genau. Die gut betuchten alten Damen, die die Brüder des Himmlischen Tores ins Jenseits geschickt haben.«
    Â»Aber hier stehen viel mehr Namen. Es sind insgesamt achtzehn.«
    Â»Das Geschäft mit den Erbschaften muss einträglicher gewesen sein, als wir angenommen haben. Ach, übrigens, hier ist auch eine Mappe mit Kontoauszügen. Enthält auf den ersten Blick allerdings nichts Außergewöhnliches, Bewegungen und Kontostände liegen im üblichen Rahmen.«
    Â»Wenigstens wissen wir jetzt, mit wem er seine Geldgeschäfte tätigt; ist ja auch was wert, oder?«, sagte Vögelein, der sich zu ihnen gesellt hatte.
    Wolf zündete sich eine Gitanes an, Jos hochgezogene Augenbrauen wohlweislich übersehend. »Ich gehe jede Wette ein, dass die wirklich interessanten Summen längst ins Ausland transferiert wurden«, sagte er. »Aber die müssen sich ihrer Sache sehr sicher gewesen sein, wenn sie alles hier rumliegen lassen.«
    Draußen im Flur verlangte eine Männerstimme nach Wolf. Knurrend löschte er seine Zigarette und machte sich auf die Suche nach dem Rufer. Kurze Zeit später war er wieder zurück. »Hier, das hat die Spusi unter der Post gefunden«, erklärte er. Er legte ein Mäppchen mit dem Aufdruck eines Reisebüros vor Jo auf den Schreibtisch.
    Â»Was ist das?«
    Â»Unter anderem ein Formular mit den Einreisebestimmungen nach Barbados und zwei Kofferanhänger.«
    Jo kaute auf ihrer Unterlippe. »Es ist wohl, wie Sie vermutet haben, Chef: Die Kerle haben den Schachzug von langer Hand vorbereitet. Jetzt wird mir auch langsam klar, wie das ablief: Über die Erbschaften besorgten sie sich gewissermaßen das Betriebskapital, bei so einem Coup fällt ja einiges an Kosten an. Schließlich müssen eine neue Identität vorbereitet und eine standesgemäße Bleibe am neuen Domizil erworben werden, dazu ein völlig neues Outfit, ein schickes Boot und natürlich neue Wagen, eine Menge technisches Equipment im Zusammenhang mit dem Sprengsatz. Dann der Transfer und die sichere Anlage des Geldes im Ausland … man ist umzingelt von Leuten, die ständig die Hand aufhalten.«
    Â»So ist es. Ganz zu schweigen von dem erhofften sorgenfreien Leben auf Barbados oder sonst wo, und das, wenn möglich, bis ans Ende ihrer Tage.«
    Â»Das wiederum ist durch die zehn Millionen gedeckt, die dürften dafür wohl reichen. Falls nicht, kann man den Coup ja wiederholen.« Jos Stimme triefte vor Sarkasmus.
    In diesem Augenblick stürmte einer der Schneemänner herein, beinahe hätte er Wolf umgerannt. »Hier«, näselte er und hielt Wolf einen unscheinbaren Kartonschnipsel dicht vor die Nase. Unstrittig handelte es sich dabei um den Rest einer kleinen Faltschachtel.
    Â»Woher hast du das?«, fragte Wolf muffig.
    Â»Na, aus dem Abfalleimer in der Küche. Gut, was?«
    Â»Der Müll unserer Kundschaft ist doch immer wieder eine wahre Fundgrube«, seufzte Wolf.
    Mit spitzem Zeigefinger wies der Kollege auf eine bestimmte Stelle. »Interessant ist dieser angerissene Aufkleber da.«
    Wolf nahm ihm das Kartonstück aus der Hand und führte es nahe an die Augen. »Ziemlich poplig, die Schrift … nee, das kann wirklich keine Sau lesen.«
    Â»Wie wär’s mit ‘ner Brille, Chef?«, fragte Jo.
    Â»Liegt im Büro«, räumte er zerknirscht ein. Er reichte ihr den Schnipsel: »Lies vor, du hast bessere Augen.«
    Anfänglich schien auch Jo zu scheitern. »Bei der handschriftlichen Notiz nützen die besten Augen nichts, das ist einfach eine fürchterliche Klaue. Anders verhält es sich mit den beiden gedruckten Zeilen. Warten Sie … die obere heißt ›om-Apotheke‹, die untere ›ugsburg‹. Die Lösung beim letzten Wort scheint mir einfach, da würde ich auf Augsburg tippen. Aber das erste?«
    Â»Das heißt Dom-Apotheke«, klärte

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