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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Wolf sie auf. »Die Apotheke in Augsburg befand sich in unmittelbarer Nähe des Doms. Demnach lagen wir richtig mit unserem Verdacht: Loske und Neidling sind tatsächlich die Augsburger Arsenräuber.« Mit spitzen Fingern reichte er dem Schneemann den Schnipsel zurück. »Bin mir ziemlich sicher, dass sich der handschriftliche Vermerk auf den Inhalt des Päckchens bezieht. Und der Teufel soll mich holen, wenn darin nicht die Begriffe Barbiturat und Arsentrioxid vorkommen.«
    Wolf konnte mit dem bisherigen Erfolg der Durchsuchung mehr als zufrieden sein. Die Namensliste der Mordopfer, die Verpackung aus Augsburg – was wollten sie mehr? Dass die beiden Burschen sich ins Ausland absetzen wollten, war zudem ein deutlicher Hinweis auf ihre Beteiligung an der BWVG -Erpressung.
    Und wer konnte wissen, welche Schätze in Neidlings Wohnung auf sie warteten? Er hatte den Gedankengang kaum zu Ende gebracht, da hielt ihm Vögelein sein Handy unter die Nase. »Für Sie, Chef.«
    Wolf zerdrückte einen Fluch zwischen den Lippen. Hatte sein eigenes Gerät wieder mal den Betrieb eingestellt? Diese Scheißakkus, immer waren sie im falschen Moment leer. Mit entsprechend schlechtem Gewissen meldete er sich.
    Es war Sommer. Er forderte Wolf auf, umgehend zur Schiffslände zu kommen. »Dort wartet ein Boot, das uns nach Sipplingen bringt. Wir wollen uns die Haftladung mal aus der Nähe ansehen. Wir werden drei Polizeitaucher mit Unterwasserkamera dabeihaben. Bis gleich also.«
    Mit keinem Wort hatte Sommer nach dem Durchsuchungsergebnis gefragt. Das war typisch für den Kripochef: Warum für derlei Fragen Zeit verschwenden, wenn man sich in wenigen Minuten ohnehin traf. Wolf sagte Jo und Vögelein Bescheid, dann machte er sich auf den Weg. Bereits im Gehen fischte er eine Gitanes aus der Packung und zündete sie an.
    Fünfzehn Minuten später legte das Polizeiboot am Mantelhafen ab. Fast wäre Wolfs Barett im Wasser gelandet, als das Boot Fahrt aufnahm. Noch immer dräute schweres Gewölk am Himmel, die Luft war kühl und klamm. Wenigstens hatte der Regen aufgehört. An Bord befanden sich neben den uniformierten Kollegen von der Wasserschutzpolizei mit Wolf, Sommer und Hindemith die leitenden Ermittler, verstärkt durch Staatsanwalt Dr.   Hirth und einen weiteren Mann in Zivil, der Wolf als der Sprengstoffexperte des LKA vorgestellt wurde. Auf dem Vorschiff legten die Polizeitaucher gerade ihre Ausrüstung an.
    Eine weitere Viertelstunde später hatten sie ihren Zielpunkt erreicht. Alle Lichter außer den Positionslaternen wurden gelöscht. Nach einigen letzten Instruktionen signalisierten die Taucher ihr »Okay« und sprangen nacheinander ins Wasser. Alle anderen – außer dem Wachhabenden – drängten sich um den Monitor, der auf einer Konsole im Steuerhaus stand.
    Ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Außer grau-grün wabernden Schleiern war minutenlang so gut wie nichts zu sehen. Doch dann, irgendwann, schoben sich auf den Bildausschnitten, von einem der Techniker nebeneinander auf den Monitor gelegt, graue kantige Metallkörper ins Bild, schemenhaft zuerst, doch schnell größer und schärfer werdend, bis sie den Monitor schließlich zur Gänze ausfüllten. Es musste sich um das obere Ende der Wasserentnahmetürme handeln, drei Ungetüme, von denen jedes etwa zehn Meter aus dem Seegrund aufragte. Ihre gleichmäßig gelochte Oberfläche erinnerte ein bisschen an übergroße Küchensiebe.
    Lähmend langsam fuhr die Kamera nun an der Turmoberfläche entlang, mit unbestechlichem Auge Meter um Meter inspizierend, immer auf und ab und rundherum. Schon drohte Wolfs Interesse zu erlahmen, als unvermittelt beim linken Ausschnitt etwas die Gleichmäßigkeit der Metallwandung störte, eine handtellergroße Unregelmäßigkeit nur, im diffusen Licht kaum erkennbar, und doch ausreichend, um den Taucher zu alarmieren.«
    Â»Stopp!«, rief Wolf, »können wir Bild eins mal größer haben?«
    Per Zoom fuhr die betreffende Kamera mitsamt ihrer Lichtquelle auf den Gegenstand zu, bis er sich scharf und bildfüllend den Beobachtern oben auf dem Schiff präsentierte.
    Kein Zweifel, sie hatten die gesuchte Stelle gefunden, den kritischen Punkt, um den sich in den folgenden Stunden alles drehen würde. Und wehe, es gelang ihnen nicht, dieses verfluchte Ding rechtzeitig

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