Seeteufel
in Sommers Büro, kein Protest regte, machte den Ernst der Lage umso deutlicher.
Kaum hatte Wolf den ersten Zug inhaliert, blickte er reihum auf seine Mitstreiter. »Dass Loske und seine Leute alte Damen um die Ecke bringen, um an deren Nachlass zu kommen, das kapier ich ja noch, und irgendwie passen sogar die toten Penner ins Bild â Leute wie Loske lassen sich nicht ungestraft die Butter vom Brot nehmen. Aber ein Unternehmen um zehn Millionen zu erpressen, indem man das Leben von hunderten, im schlimmsten Fall von tausenden unschuldigen Menschen riskiert, das ist eine völlig neue Dimension! Ich frage mich â¦Â« Hier stockte Wolf.
Ungeduldig zog Sommer die Augenbrauen hoch. »Ja?«
»Nun, ich frage mich, warum mich dieser Coup dennoch nicht sonderlich überrascht. Diese Kerle sind kaltblütig, durchtrieben, und sie haben eine unglaubliche kriminelle Energie. Würde mich nicht wundern â¦Â« Wieder lieà er den Rest des Satzes in der Luft hängen.
»â¦Â wenn das von Anfang an Teil ihres Plans war«, vollendete Sommer.
»Kommt mir jedenfalls so vor.« Eine Sekunde lang herrschte Schweigen. »Verdammt, verdammt, verdammt«, brach es plötzlich aus Wolf heraus, anklagend reckte er beide Arme in die Höhe. »Wir waren schon so nah dran an ihnen, so nah â¦Â«
Sommer winkte ab. »Das bringt uns jetzt nicht weiter, Leo. Wir müssen vorwärtsschauen. Am besten schilderst du uns den aktuellen Stand der Ermittlungen, dann entscheiden wir über das weitere Vorgehen.«
Mit einer gemurmelten Entschuldigung drückte Wolf seine Zigarette auf seiner Untertasse aus, ehe er Sommers Wunsch nachkam.
»Gut«, resümierte Sommer, als Wolf seinen Bericht beendet hatte, »wenn ich das recht verstanden habe, werden Loske und Neidling bei ihrer Rückkehr von deinen Leuten erwartet. Allerdings können wir uns wohl kaum darauf verlassen, dass sie zurückkehren. Viel eher müssen wir davon ausgehen, dass die beiden zwischenzeitlich über alle Berge sind und ihre Tat aus dem Untergrund zu Ende führen. Was schlägst du konkret vor, Leo?«
In diesem Augenblick klingelte Wolfs Handy. Er sah aufs Display. »Frau Louredo«, erklärte er und nahm das Gespräch an. Schon wenige Augenblicke später beendete er es wieder.
»Bretschwiler und Mirko sind festgenommen und befinden sich auf dem Weg hierher. Allerdings stufe ich die beiden lediglich als Mitläufer ein, sie werden uns nicht wirklich weiterbringen. Deshalb schlage ich folgende SofortmaÃnahmen vor. Erstens: eine Fangschaltung bei der BWVG -Verwaltung. Das Unternehmen ist, zumindest im Augenblick, alleiniger Ansprechpartner der Täter, ziemlich sicher werden sie noch einmal Kontakt mit ihm aufnehmen, zum Beispiel wegen genauer Durchführungsmodalitäten. Zweitens: Die Wohnungen von Loske und Neidling müssen durchsucht werden. Sofort. Ich bin mir sicher, dass wir dort Spuren finden, die uns weiterhelfen. Drittens: Die Täter werden alle Aktivitäten auf dem See kontrollieren wollen. Nach meiner Einschätzung sind sie keineswegs über alle Berge, sondern ziemlich sicher noch hier in der Gegend. Es führt wohl kein Weg daran vorbei, aber wir müssen sämtliche gewerblichen und privaten Vermieter in den Räumen Ãberlingen, Sipplingen, Ludwigshafen und Bodman abklappern, sobald die Angabe über die Haftladung überprüft ist.«
»Und das am Wochenende«, stöhnte Dr.  Hirth.
»Die haben nicht ohne Grund diesen Termin gewählt«, erwiderte Sommer und griff zum Telefon. »Wir setzen natürlich die Kollegen von der Soko ein, doch das wird nicht reichen. Ich versuche, zusätzliche Leute zu bekommen.«
»Was Leo vorschlägt, scheint mir sinnvoll«, sagte Hindemith. »Da ist aber noch was: Die Täter müssen ein Boot benutzt haben. Möglicherweise ist es auf ihren Namen zugelassen. Wenn sich feststellen lieÃe, wo dieses Boot liegt, könnte uns das vielleicht zu ihrem derzeitigen Aufenthaltsort führen.«
»Falls wirâs personell überhaupt schaffen«, meinte Hirth.
»Wenn wir das nicht sicherstellen können, müssen wir eben bei der Bundespolizei Verstärkung anfordern. Ich brauche wohl nicht daran zu erinnern, was passiert, wenn wir die Täter nicht vor Ablauf der gesetzten Frist aus dem Verkehr ziehen und die Ladung unschädlich machen. Als letztes Mittel
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