Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
Vom Netzwerk:
sollten die Aktion auf der Stelle abbrechen, inzwischen wissen wir ohnehin, was wir wissen wollten.«
    Wolf winkte ab: »Es besteht keinerlei Anlass zur Eile, Kollegen. Ich denke, wir können die Drohung getrost ignorieren. Die Leute sind scharf auf die zehn Millionen, aber die können sie abschreiben, wenn sie die Ladung vorzeitig zünden. Schließlich ist der Sprengsatz mit dem Gift ihr einziges Druckmittel. Vergessen wir nicht: Ihr Weg zu den Millionen ist bereits jetzt mit Leichen gepflastert; sie werden, ja sie müssen ihn zu Ende gehen, soll das nicht alles für die Katz gewesen sein.«
    Â»Leo hat recht«, nickte Hindemith, »wir dürfen uns nicht ins Boxhorn jagen lassen. Trotzdem bin ich für Abbruch, wir können hier im Moment nicht mehr erreichen.«
    Â»Außerdem möchte ich so rasch als möglich einen Blick auf den Schaltplan werfen«, erinnerte der Sprengstoffexperte.
    Ringsum ertönte Zustimmung, da hob Wolf die Hand. »Moment noch, nicht so eilig, Kollegen. Ich finde, wir sollten den Anrufern dankbar sein, dass sie unsere Ermittlungen so konsequent unterstützen, wenn auch gänzlich unbeabsichtigt.«
    Â»Unterstützen? Wie meinst du das?«
    Â»Ist doch klar.« Der Anflug eines Lächelns umspielte Wolfs Gesicht. »Für mich ist der Anruf vor allem der Beweis, dass die Dreckskerle noch hier in der Nähe sind. Vermutlich sitzen sie in diesem Augenblick irgendwo da oben und haben ihre Ferngläser auf uns gerichtet.« Er wies auf die Lichter von Sipplingen.
    Â»Ich hoffe, sie haben Muffensausen«, nickte Sommer düster.
    Â»Hoffentlich nicht. Denn jetzt, wo wir wissen, wo wir sie zu suchen haben, sollen sie da bitte auch noch eine Weile bleiben«, fügte Hindemith hinzu.
    * * *
    Mit einer Verwünschung machte Wolf seinem Ärger Luft. Er hatte vergessen, beim Edeka-Markt vorbeizugehen und seinen Einkaufskorb abzuholen. Ausgerechnet heute, wo er sich so auf einen Feierabend-Pastis gefreut hatte! Ganz zu schweigen davon, dass er sich auch am folgenden Morgen mit einer Tasse Kaffee würde begnügen müssen.
    Grimmig fuhr er nach Hause und schleppte sein Fahrrad in den Abstellraum, stapfte die Treppe hoch und steckte den Schlüssel in das Schloss – da hielt er überrascht inne. Die Tür war zwar eingeschnappt, aber nicht verschlossen. Dabei war er sicher, den Schlüssel wie jeden Morgen zweimal umgedreht zu haben.
    Leise schob er die Tür gerade so weit auf, dass er hindurchschlüpfen konnte. Und wirklich, er hatte sich nicht getäuscht: Jemand war in seine Wohnung eingedrungen, aus der Küche kamen merkwürdige Geräusche. Auf Zehenspitzen schlich er weiter. Dann stieß er die Tür mit aller Kraft auf. »Sie?«, rief er erstaunt und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    Frau Öchsle, die sich rasch wieder gefasst hatte, setzte ein breites Lächeln auf. »Da staunen Sie, was?«, nickte sie triumphierend und nahm verschiedene Gegenstände aus seinem Einkaufskorb, um sie im Kühlschrank zu verstauen. »Damit Sie mir nicht vom Fleisch fallen«, erklärte sie beiläufig. »Bei dem hier bin ich mir allerdings nicht ganz sicher, wo es hingehört.« Sie hielt eine Flasche nahe vor die Augen und studierte das Etikett. »Pastis«, las sie laut, mit Betonung auf der ersten Silbe und hinten mit scharfem S. »Vermutlich ein Reinigungsmittel, nicht wahr?«
    Wolf rieselte bei so viel Unkenntnis ein kalter Schauer über den Rücken. »Geben Sie her«, sagte er eine Spur zu ruppig und brachte die Flasche in Sicherheit. »Woher haben Sie das ganze Zeug überhaupt?«
    Frau Öchsle sah ihn entrüstet an. »Nun muss ich mich aber doch sehr wundern, Herr Wolf. Sie haben das alles doch gestern selbst bestellt, wissen Sie nicht mehr? Bei Edeka.«
    Â»Ja, schon, aber …«
    Â»Und weil Sie vergessen haben, es abzuholen, hat mich die Marktleiterin angerufen, die kenne ich gut. Wir wissen doch, dass Sie wenig Zeit haben, bei all den schlimmen Verbrechen, die heutzutage passieren …«
    Â»Schön, Frau Öchsle, ich danke Ihnen, Sie sind ein Schatz!«, fuhr Wolf ihr ins Wort und warf einen prüfenden Blick in seinen Kühlschrank. Plötzlich stutzte er. »Und was ist das da hinten?«, wollte er wissen. Ahnungsvoll wies er auf drei verschlossene Gläser mit einem undefinierbaren, dunkelbraunen Inhalt.
    Â»Das?

Weitere Kostenlose Bücher