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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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genäselt?«
    Â»Nein, mir ist nichts Besonderes aufgefallen.«
    Â»Können Sie sich vielleicht an Geräusche erinnern: Hintergrundlärm, Stimmen, Vögel, Uhrenticken, Glockengeläut, so was in der Art?«
    Rothemund dachte gründlich nach, ehe er den Kopf schüttelte. »Tut mir leid, nichts von alledem.«
    Â»Wie war das, als der Anrufer das Gespräch beendete?«
    Â»Ganz einfach: Nachdem er seine Forderung heruntergebetet hatte, war die Leitung plötzlich tot. Nein, nicht ganz: Zuvor hat er mich noch gefragt, ob ich alles verstanden hätte. Das habe ich bejaht. Dann war Stille. Ich habe anschließend sofort Ihre Kollegen verständigt.« Er sah Wolf besorgt in die Augen. »Jetzt habe ich auch eine Frage: Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, die Täter noch vor Ablauf des Ultimatums zu fassen?«
    Â»Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um es nicht zu dem angedrohten GAU kommen zu lassen. Im Übrigen ist die Erpressung für uns nur die Spitze eines Eisbergs, genauer gesagt: Teil einer Mordserie, von der Sie sicher schon gelesen haben.«
    Â»Diese Arsenmorde, meinen Sie die?«
    Â»Genau.« Wolf erhob sich. »Sie werden verstehen, dass mir die Zeit unter den Nägeln brennt. Vielen Dank für Ihre Mithilfe. Auf Wiedersehen – hoffentlich unter angenehmeren Umständen.«
    Er schüttelte Rothemund die Hand und wandte sich dem Ausgang zu. Als Wolf schon unter der Tür stand, griff der BWVG -Mann sich plötzlich an die Stirn.
    Â»Ach, mir fällt da noch etwas ein, eine belanglose Kleinigkeit vermutlich, aber Sie haben ja gesagt …«
    Â»Tun Sie sich keinen Zwang an«, ermunterte ihn Wolf.
    Â»Es geht um die ersten Worte des Anrufers. Er gebrauchte eine etwas merkwürdige Einleitung, der ich keinerlei Bedeutung beimaß und die ich, ehrlich gesagt, auch jetzt noch nicht verstehe. Er sagte: ›Wenn Sie meinen, wir würden das Boot mit den beiden Tauchern nicht sehen …‹ – den Rest kennen Sie bereits.«
    Erneut hatte Wolf einen winzigen Augenblick lang das Gefühl, einer Lösung ganz nahe zu sein – und wieder war ihm der Faden entglitten, ehe er ihn fassen konnte. Drängend sagte er: »Das könnte sich vielleicht noch als wichtig erweisen, Herr Rothemund. Sind Sie sicher, dass der Satz tatsächlich genau so gesagt wurde, oder könnte er auch etwas anders gelautet haben?«
    Â»Nein, das hat der Anrufer Wort für Wort so gesagt«, bekräftigte Rothemund nach kurzem Überlegen.
    Â»Und nach diesem ersten Satz leitete er sofort auf seine Forderung über, ist das richtig?«
    Â»Das ist richtig.«
    Â»Letzte Frage: Ist Ihnen in diesem Zusammenhang sonst noch etwas aufgefallen?«
    Â»Nur dass der Mann danach, wie schon gesagt, sehr schnell weitersprach, so als sei ihm sein erster Satz unbeabsichtigt herausgerutscht.«
    Â»Etwa so, als wolle er ihn ungesagt machen, meinen Sie das?«
    Â»Könnte man so interpretieren.«
    Eigentlich hätte Wolf auf dem kürzesten Weg nach Überlingen zurückfahren müssen, um rechtzeitig zur Lagebesprechung wieder in der Polizeidirektion zu sein. Irgendetwas aber sträubte sich in ihm. Das Gespräch mit dem BWVG -Vorstand war aufschlussreicher verlaufen, als er es sich dem Mann gegenüber hatte anmerken lassen – er würde den Teufel tun, jetzt an Sipplingen vorbeizufahren, ohne dem Verdacht nachzugehen, der in ihm aufgekeimt war. Musste Sonntag eben ohne ihn beginnen!
    Von einer inneren Unruhe getrieben, entschied er sich für den kürzesten Weg – lieber ein paar Kilometer befestigter Feldwege in Kauf nehmen als die ausgebaute, aber doppelt so lange Strecke über Hödingen. Dabei konnte er immerhin nachdenken.
    Â»Wenn Sie meinen, wir würden das Boot mit den beiden Tauchern nicht sehen« … Dieser Satz war nichts anderes als eine glasklare Bestätigung, dass die Kerle sich noch immer in Sipplingen aufhielten und alle Aktivitäten auf dem See beobachteten! Der Anrufer hatte nicht von einem Taucher oder von Tauchern ganz allgemein gesprochen, sondern ganz präzise von zwei Tauchern. Das konnte nur jemand wissen, der den letzten Tauchgang mit einem wirklich guten Fernglas vom Berg herab beobachtet hatte.
    So weit, so gut, er hatte sowieso nie daran gezweifelt, dass die Täter sich in der Nähe aufhielten. Aber da schwang noch etwas

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