Seeteufel

ertönte es ringsum. Wolf zog seine Walther  PPK und entsicherte sie. Die anderen taten es ihm nach.
    Der Teppichläufer dämpfte ihre Schritte, als sie auf das Zimmer mit der Nummer fünfundzwanzig zugingen. Die Beamten verteilten sich gleichmäßig zu beiden Seiten der Tür. Auf einen Wink Hindemiths klopfte Holzinger zaghaft an; die Situation schien ihn sichtlich zu überfordern.
    Statt einer Antwort erklang von innen das Geräusch näher kommender Schritte. Blitzschnell zog Wolf den Hotelier zur Seite. Wenn die Erpresser ohne nachzufragen öffneten, sollte es ihm recht sein.
    Kaum war die Tür ein Spalt weit offen, drückten die Beamten sie mit Gewalt nach innen und stürmten mit gezogenen Waffen in den Raum.
    Â»Polizei«, bellte Hindemith. »Auf den Boden legen, wird’s bald?« Da die beiden Hotelgäste der Forderung nicht schnell genug nachkamen, halfen die Beamten tatkräftig nach. Schon lagen die beiden Männer mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Sie wurden mit Handschellen gefesselt und nach Waffen durchsucht.
    Â»Waffen negativ«, meldete einer der Beamten.
    Ringsum vernahm Wolf erleichtertes Aufatmen. Ein bemerkenswert unproblematischer Zugriff, dachte er – fast ein bisschen zu einfach.
    Â»Sie sind vorläufig festgenommen«, erklärte Hindemith den beiden am Boden Liegenden, ehe er ihnen mit Unterstützung eines Kollegen auf die Beine half. Die übrigen Beamten durchwühlten derweil das Gepäck der Festgenommenen und deren Schrank.
    Nur Vögelein schien mit der Situation nicht einverstanden. »Aber – das sind doch …«, krächzte er heiser und starrte verständnislos auf die beiden zitternden Gestalten.
    Â»Was ist los, Hanno?«, fragte Wolf ahnungsvoll.
    Es brauchte ein paar Sekunden, bis Vögelein seine Fassung wiederfand. »Das hier«, deutete er schließlich auf die beiden Männer, »das sind nicht Loske und Neidling. Sieht so aus, als hätten wir die Falschen erwischt.«
    * * *
    Wie die begossenen Pudel standen Wolf und die Kollegen von der Soko vor Sommer und ließen dessen Donnerwetter über sich ergehen.
    Neben Wolf war vor allem Hindemith zerknirscht. Er wusste sehr wohl, dass er es war, der seine Kollegen in die Scheiße geritten hatte. Er hatte die Aktion in dem Hotel nicht gründlich genug vorbereitet. Vor allem hatte er es versäumt, sich vor dem Zugriff eingehender über die beiden Gäste zu informieren. Minutiös schilderte er Sommer den Hergang der Aktion. Er schloss mit den Worten: »Wie hätten wir ahnen können, dass die Personenbeschreibung des Hoteliers so weit danebenlag? In Wirklichkeit waren die beiden Männer praktisch gleich groß, und mir ist schleierhaft, wie er einen der beiden als stämmiger und kurzhaariger bezeichnen konnte.«
    Â»Was erwartest du?«, schlug Wolf in dieselbe Kerbe, »der Mann war fix und foxi; hat zum ersten Mal einen Krimi nicht im Fernsehen, sondern in natura erlebt. Nein, die eigentliche Krux waren eine Reihe von Übereinstimmungen, die ganz eindeutig auf die gesuchten Erpresser hinwiesen: Da waren zwei Männer im Alter von Loske und Neidling; gestern erst eingezogen, genau wie Loske und Neidling; zwei Männer, die partout ein Zimmer mit Seeblick haben wollten, ebenfalls wie Loske und Neidling. Hinzu kam, dass sie sich vor ihrer Umgebung versteckten; selbst zum Frühstück ließen sie sich nicht blicken. Alles hat gepasst. Und dazu noch die Beschreibung des Vermieters. Das Ganze war ein bedauerlicher Missgriff, würde ich sagen.«
    Â»Für den wir uns im Übrigen bei allen Beteiligten entschuldigt haben …«, fügte Vögelein zerknirscht hinzu.
    Â»Genug jetzt«, unterbrach Sommer die Diskussion. »Fakt ist, dass der Standort des weißen Golfs und das Domizil der Erpresser nicht identisch sind, basta. Eine schmerzliche Erkenntnis. Vermutlich wollten die Kerle von vornherein ausschließen, dass man über den Wagen zu ihnen findet, deshalb haben sie ihn weit weg von ihrer Unterkunft abgestellt. Zusammengenommen heißt das, wir sind so schlau wie zuvor. Solange die sich nicht melden, bleiben wir zur Tatenlosigkeit verdammt. Oder nein, nicht ganz: Das Boot mit unserem Taucher ist bereits wieder draußen, der Sprengstoffexperte vom LKA wird diesmal mit runtergehen, er ist ebenfalls ausgebildeter Taucher. Wenn du recht hast mit deiner Vermutung,