Seeteufel
Leo, dann wird sie das in Unruhe versetzen. In diesem Fall dürften wir bald von ihnen hören.«
»Wenn nicht, sehen wir alt aus.«
*Â *Â *
Wolf trat aus dem Parkhaus WiestorstraÃe, wo er seinen Dienstwagen abgestellt hatte. Er freute sich auf ein paar Schritte zu FuÃ; sie würden ihm helfen, den angestauten Frust etwas abzubauen. Sein Gesicht verbarg er hinter einer prall gefüllten Einkaufstüte, die er mit beiden Händen vor sich hertrug. Wie ein Rentner auf Einkaufstour, dachte er und lächelte etwas gequält. Im Gehen sah er auf die Uhr: beinahe halb drei. In längstens drei Stunden würde es dunkel sein.
Ein paar Minuten später hatte er sein Ziel erreicht: einen silbernen Audi, der am StraÃenrand parkte. Unauffällig sah er sich um. Als er nichts Verdächtiges bemerkte, öffnete er die Tür hinter dem Fahrer und lieà sich auf die Rückbank fallen. Die Einkaufstüte stellte er neben sich ab.
»Oh, der Chef persönlich. Was verschafft uns die Ehre?«, rief Jo über die Schulter zurück, ohne das Haus der Bächle aus den Augen zu lassen.
Wolf atmete erst einmal tief durch, ehe er eine Antwort gab. »Tja, lass es mich so sagen: Unsere Hoffnungen ruhen auf euch.«
Jo stutzte. »Hört sich nicht gut an. Was ist passiert?«
»Langsam, Mädchen, erst mal das Angenehme.« Wolf machte sich bereits an der Einkaufstüte zu schaffen. Nacheinander förderte er eine Thermoskanne und zwei Becher zutage, gleich darauf zog Kaffeeduft durch das Wageninnere.
Jos Gesicht verklärte sich. »Seit Langem Ihre beste Idee, Chef! Danke.« Begierig setzte sie den Becher an den Mund, ehe sie fortfuhr: »Scheint nicht so gut um das Kriegsglück zu stehen, wenn der Chef höchstpersönlich die Truppe versorgt.«
Noch ehe Wolf darauf eingehen konnte, wurde die Beifahrertür aufgerissen. Jemand hielt Jo eine Tüte hin und rief: »Frisch belegte Brötchen, wennâs gefällig ist«. Als Jo danach griff, plumpste Hartmut Preuss auf den Beifahrersitz. Sein verschmitztes Grinsen machte Ãberraschung Platz, als er Wolf auf der Rückbank entdeckte, der ihm den zweiten Becher anbot. Preuss nahm dankend an.
»Wie meinten Sie das eben, Chef â von wegen Hoffnung und so?«, kam Jo auf Wolfs Bemerkung zurück, ehe sie in eines der Brötchen biss.
»Erzähl mir erst was über die Bächle. Hat die während eures Hierseins einmal das Haus verlassen? Oder telefoniert?«
»Weder noch. Würde sie nicht hin und wieder an einem ihrer Fenster vorüberhuschen, könnte man glauben, sie sei nicht zu Hause. Auch ihr Telefon ist nach Aussage der Kollegen von der Technik so gut wie tot. Also, wie war das mit der Hoffnung?«
Bevor Wolf Jos Frage beantworten konnte, klingelte sein Handy. Sommer war dran.
»Wo bist du, Leo?«
»Bei Jo und Preuss vor dem Haus der Bächle. Was gibtâs?«
»Unsere Freunde haben sich gemeldet.«
»Klasse! Konntet ihr sie orten?«
»Keine Chance, die haben unsere Fangschaltung geschickt umgangen und den Vorstand auf seinem privaten Handy angerufen.«
»Schlau! Was wollten sie?«
»Die Kerle müssen unsere Tauchaktion mitbekommen haben. Sie haben die Deadline vorgezogen. Die geforderte Summe soll nun schon Montag früh um sechs Uhr bereitstehen. Sonst wollen sie die Haftladung mit dem Gift ohne weitere Warnung hochgehen lassen.«
»Kein Wort davon, unsere Finger von der Ladung zu lassen?«
»Keines.«
»Das ist schlecht. Die müssen sich ziemlich sicher sein, dass wir das Ding nicht entschärfen können.«
»Ich weià nicht ⦠das Vorziehen der Deadline spricht eher für das Gegenteil, würde ich sagen.«
»So kann manâs auch sehen«, brummte Wolf und kaute auf der Unterlippe. »Wie wollen sie von dem Vollzug in Kenntnis gesetzt werden?«
»Ãber eine Anzeige in der Montagsausgabe des âºSeekurierâ¹. Sie soll lediglich die Buchstaben âºokâ¹ enthalten, möglichst plakativ. Sogar die GröÃe und die Platzierung der Anzeige haben Sie uns vorgeschrieben.«
»Komisch. Und das nehmen die uns ab? Das finde ich ziemlich vertrauensselig.«
»Wieso? Vergiss nicht, die sitzen allemal am längeren Hebel. Solange sie mit dem Arsen die Wasserversorgung bedrohen, haben wir gar keine andere Wahl, als ihren Forderungen nachzukommen.«
»Hmm, eine
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