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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Anzeige im ›Seekurier‹also? Höchst interessant.« Nachdenklich pfiff Wolf durch die Zähne. Für den Bruchteil einer Sekunde war ihm ein Gedanke durch den Kopf geschossen, doch er hatte ihn nicht fassen können.
    Stutzig geworden, fragte Sommer: »Was willst du damit sagen?«
    Â»Ooch, nichts Konkretes … mehr so ein Gefühl. Gibt es schon ein Statement des LKA oder der Firmenleitung?«
    Â»Nein. Ich gehe aber davon aus, dass man die Forderung erfüllen will, sollte es uns nicht rechtzeitig gelingen, dem Spuk ein Ende zu setzen.«
    Wolf überlegte kurz, ehe er Sommer eine letzte Frage stellte: »Kann ich Namen und Telefonnummer des Vorstandes haben, bei dem der Anruf der Erpresser auflief? Ich würde den Mann gerne persönlich sprechen. Vielleicht kannst du mich bei ihm avisieren?«
    Â»Könnte nicht schaden.« Sommer gab ihm die Daten durch. Ȇbrigens: Wir treffen uns zur Lagebesprechung um sechzehn Uhr dreißig in meinem Büro. Sieh zu, dass du bis dahin zurück bist.«
    * * *
    Wolf, normalerweise als äußerst defensiver Fahrer bekannt, brach an diesem Nachmittag seinen eigenen Rekord. In halsbrecherischem Tempo raste er die Aufkircher Straße hinauf, ließ Aufkirch und die alte Bundesstraße jedoch links liegen, überquerte kurz darauf die neue B 31 und brauste, parallel zu ihr, in westlicher Richtung weiter, bis er den kleinen Weiler Nesselwangen erreichte. Dort verließ er die Kreisstraße und bog in einen gut befestigten Feldweg ein. Auf diese Weise ersparte er sich den Umweg über Bonndorf. Schon nach wenigen hundert Metern fand er sich auf der Zufahrtsstraße zum BWVG -Betriebsgelände wieder. Von hier aus führte das Sträßchen durch dichten Mischwald steil hügelan, um schließlich, am Scheitelpunkt des Sipplinger Berges, direkt vor dem Werkstor der Bodensee-Wasserversorgungs-Gesellschaft zu enden.
    Ein Glück, dass die Straßen trocken sind, dachte er und stellte unmittelbar neben dem Haupttor seinen Wagen ab. Dann steuerte er das rundum verglaste Pförtnerhäuschen an, aus dem ihm ein älterer Brillenträger mit braun gebrannter Glatze entgegensah. »Sie können da nicht stehen bleiben«, rief der Pförtner anstelle eines Grußes barsch.
    Wolf beschloss, Nachsicht zu üben. War sicher nicht leicht, den ganzen Tag hier draußen herumzuhocken, während unten am See der Bär tobte. »Guten Tag erst mal. Bitte melden Sie mich umgehend bei Herrn Rothemund. Wolf ist mein Name, wir sind verabredet.«
    Kaum war der Name Rothemund gefallen, änderte der Pförtner schlagartig seinen Ton. »Sie haben Glück, Herr Rothemund ist zufällig im Haus«, meinte er leutselig und griff nach dem Telefon. »Samstags ist nämlich sein Golftag, wissen Sie. Na ja, auch als Vorstand hat man wohl hin und wieder etwas aufzuarbeiten … Ja, hier spricht Müller von der Pforte. Herr Rothemund, bei mir ist ein Herr Wolf für Sie … gut, ich schick ihn rauf.«
    Wenig später wurde Wolf von einem schlanken Sechzigjährigen mit silberweißem, wenn auch sehr lichtem Haupthaar empfangen und in ein gediegen eingerichtetes Büro geführt. Nach einem kräftigen Händedruck stellte sich Wolf als leitender Ermittler der Kripo Überlingen vor, zuständig im Fall der BWVG -Erpressung. Ohne Umschweife kam er auf den Anlass seines Besuches zu sprechen.
    Â»Weil die Täter dieses Mal den BWVG -Anschluss umgangen und sich direkt an Sie gewendet haben, gibt es von ihrem jüngsten Anruf leider keinen Mitschnitt. Ich möchte Sie daher bitten, mir noch einmal den genauen Wortlaut zu wiederholen. Bitte denken Sie genau nach, jedes einzelne Wort kann wichtig sein.«
    Ohne lange zu überlegen gab Rothemund wieder, was der Anrufer verlangt hatte.
    Â»Er hat Sie nicht mit Namen angeredet?«
    Â»Nein, das Gespräch verlief sehr formlos. Genau genommen war es nicht einmal ein Gespräch, ich bin so gut wie nicht zu Wort gekommen. Falls das für Sie ein Anhaltspunkt ist: Der Anrufer sprach sehr hastig, ich hatte den Eindruck, er spulte einen vorformulierten Text herunter, so als wolle er nicht eine Sekunde länger als nötig die Leitung blockieren.«
    Â»Ist Ihnen an seiner Sprache etwas aufgefallen?«
    Â»Was meinen Sie?«
    Â»Nun, sprach er gepresst, benommen, wie unter Zwang, hat er sich ständig geräuspert, gehustet,

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