Seeteufel
kann nicht Ihre Intention sein, Friedhelm, da würden Sie mich schon sehr enttäuschen.« Und mit Blick auf seine skeptische Miene fügte sie hinzu: »Natürlich möchte ich nicht, dass Sie gegen Ihre Ãberzeugung handeln, gerade von Ihnen würde ich das nie verlangen. Es ist nur so: In der fraglichen Sache sind bereits drei Menschen zu Tode gekommen, und niemand weiÃ, ob das Morden nicht weitergeht. Sollten wir nicht alles in unserer Macht Stehende tun, das zu verhindern?«
Die Skepsis in Sonntags Gesicht war nach und nach einer gewissen Verwunderung gewichen. Nachdenklich nippte er an seinem Kaffee, bevor er zögernd antwortete: »Eines würde mich interessieren: Wie kommen Sie gerade auf mich?«
»Nun, es wird gemunkelt, Sie seien derjenige, welcher.«
»Welcher was?«
»Welcher besagten Erbfall abgewickelt hat.«
»Wer sagt das?«
»Kollegen der Begünstigten. Andere Stadtstreicher eben.«
»Wen genau meinen Sie damit? Haben diese Leute auch Namen?«
»Göbbels heiÃt der Mann.«
»Göbbels? Wieso erzählt der so was? Und von wem sollte er davon wissen?«
Karin musste innerlich schmunzeln. Offenbar kannte sich Sonntag in der Pennerszene besser aus, als von einem Mann seines Berufsstandes zu erwarten war. Jetzt hieà es dranbleiben. »Was weià ich?«, antwortete sie schnell, »vermutlich haben die beiden Erben rumgequatscht, wer will es ihnen verdenken? Solange ihnen niemand sagt, sie sollen die Sache unter der Decke halten â¦Â«
»Moment! Ich hab die tausendmal gemahnt â¦Â«
Als Karin unverhohlen zu grinsen anfing, hielt er mitten im Satz inne. Ãrgerlich schob er seine Tasse weg und biss sich auf die Unterlippe. Nach einem tiefen Atemzug zauberte er so etwas wie ein Lächeln auf sein Gesicht: »Eins zu null für Sie, meine Liebe, Sie sind wirklich mit allen Wassern gewaschen. Also gut, wenn Sieâs jetzt sowieso schon wissen: Ja, ich war mit der Abwicklung dieses Erbfalls betraut. Erlassen Sie mir die Details, ich kann Ihnen nur so viel sagen: Eine ältere Witwe hatte testamentarisch ihr nicht unbedeutendes Vermögen zu gleichen Teilen zwei Männern vermacht, bei denen es sich zweifellos um die beiden Ermordeten handeln dürfte. Nach dem Tod der Erblasserin wurden die beiden Männer ordnungsgemäà von dem Erbe in Kenntnis gesetzt, irgendwelche Verwandten oder anderweitig Erbberechtigten der Verstorbenen haben wir nicht ermitteln können. Fragen Sie mich nicht, was die etwas wunderliche Witwe zu ihrem Entschluss veranlasst hat, ich weià es nicht.«
»Merkwürdig! Ich meine, eine solche Regelung ist doch ungewöhnlich, finden Sie nicht?«
»Ja und nein. Die Mandantin hat ihre Beweggründe für sich behalten, und das ist ihr gutes Recht. Genau genommen hat sie auf meine Frage, ob sie sich das gut überlegt habe, weise gelächelt und etwas von âºsozialem Gewissenâ¹ und âºGottes Statthalternâ¹ gesprochen, was immer sie damit gemeint haben mag. Na ja, die Einzelheiten sind hier unwichtig, jedenfalls wissen Sie jetzt, was Sie wissen wollten. Allerdings: Von mir haben Sie diese Informationen nicht. Ich hoffe, ich kann mich da auf Sie verlassen, Karin?«
»Voll und ganz! Ãbrigens sprachen Sie von einem nicht unbedeutenden Vermögen. Lässt sich das eventuell in Zahlen ausdrücken?«
»Tut mir leid, Zahlen kann ich Ihnen nicht nennen.«
»Das müssen Sie auch nicht, aber einen klitzekleinen Hinweis könnten Sie mir wenigstens geben. Lassen Sie mich einfach raten. Kann ich davon ausgehen, dass die Summe ⦠sagen wir: aus wenigstens sieben Stellen besteht?«
»Nein.«
»Vielleicht aus fünf Stellen?«
»Nein.«
Karin grinste zufrieden. »Ich danke Ihnen für diese präzise Auskunft. Eine letzte Frage hab ich noch, wenn Sie gestatten: Halten Sie es für möglich, dass die beiden Ermordeten ⦠nun, wie soll ich sagen ⦠auch für die Vermögen anderer älterer Mitbürger und vor allem Mitbürger innen als Erben fungierten?«
»Das dürfen Sie mich nicht fragen. Jedenfalls habe ich keine Veranlassung, etwas in dieser Richtung zu vermuten.«
Nach kurzem Zögern sagte Karin: »Wenn ich Sie recht verstanden habe, wurde das Testament nicht angefochten. Haben die beiden Penner ⦠pardon: die beiden Erben bereits über den Nachlass
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