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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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verfügt?«
    Sonntag wiegte den Kopf hin und her. »Die Banken machten anfangs Sperenzchen. Nachdem jedoch nachweislich ein notarielles und damit öffentliches Testament vorlag, mussten sie ihre Einwände zurückziehen und auf den geforderten Erbschein verzichten. Noch in dieser Woche hätten die beiden über die fraglichen Werte verfügen können.«
    Â»Sie meinen … das Erbe kam überhaupt nicht zur Auszahlung? Das Geld liegt noch immer bei den Banken?«
    Â»So ist es. Zum Zeitpunkt ihres Todes waren Einstein und Havanna noch immer arm wie Kirchenmäuse.«
    Karin dachte eine Weile über das Gehörte nach. »Klingt alles sehr plausibel«, sagte sie dann. »Trotzdem, irgendetwas gefällt mir an der Sache nicht.« Nachdrücklich schüttelte sie den Kopf. »Bin gespannt, wie sich die Geschichte am Ende auflösen wird. Jedenfalls danke ich Ihnen, Friedhelm, dass Sie mich ins Vertrauen gezogen haben. Ich verspreche Ihnen, dass Sie mir ebenso vertrauen können. Keine Namensnennung! Ehrenwort!«
    Â»Darum möchte ich Sie auch gebeten haben«, seufzte der Notar ergeben und setzte ein schiefes Lächeln auf.

5
    Nach ihrer Rückkehr aus der Turmgasse ging Wolf zuerst zu Sommer, um ihn über den Fehlschlag zu informieren. Bereits nach den ersten Sätzen hielt ihn nichts mehr auf seinem Stuhl, unruhig tigerte er zwischen Sommers Schreibtisch und dem Fenster hin und her, seine Ausführungen mit wilden Armbewegungen unterstreichend. Ganz in Gedanken zündete er sich eine seiner grässlich stinkenden Gitanes an und paffte aufgebracht vor sich hin, sodass Sommer seine Einwände hinunterschluckte und ihn gewähren ließ. Erst als Wolf die leidende Miene des Kriminalrats gewahrte, wurde er sich seines Tuns bewusst. Mit einem gemurmelten »Pardon, Ernst!« riss er ein Fenster auf, ging zum Handwaschbecken und löschte die Zigarette, ehe er wieder Platz nahm und mit seinem Bericht fortfuhr.
    Â»Zum Glück ist für Sammet alles gut ausgegangen«, schloss er. »Zwei Ärzte haben sich gleich um ihn gekümmert. Er ist wieder auf den Beinen und muss nicht mit irgendwelchen Nachwirkungen rechnen.«
    Wenig später verließ er Sommers Büro; Hannelore Bender, die das Vorzimmer des Chefs managte, schüttelte verwundert den Kopf, als er grußlos an ihr vorüberging. Allerdings kannte sie Wolf gut genug, um ihm seine Zerstreutheit nicht übel zu nehmen. Wie hätte sie auch ahnen sollen, dass Wolf nicht nur hochgradig sauer, sondern mindestens ebenso hungrig war – immerhin hatte er auf sein Frühstück schon den zweiten Morgen mangels Masse verzichten müssen, weil er nicht zum Einkaufen gekommen war. Höchste Zeit, dass er etwas zwischen die Zähne bekam. Als er auf dem Flur mit Jo zusammentraf, drückte er ihr kurzerhand einen Zwanzig-Euro-Schein in die Hand und bat sie, aus der Kantine für ihn, sie selbst und jeden der Kollegen, die sich gleich zur Lagebesprechung trafen, jeweils zwei Lkw zu besorgen.
    Â»Das können Sie nicht von mir verlangen, Chef!«, maulte Jo.
    Â»Wieso? Ich kann an meinem Anliegen nichts Unsittliches erkennen«, gab Wolf pikiert zurück.
    Â»Nein, nein, Sie verstehen mich falsch. Ich bin bereits nach einem Leberkäsweck pappsatt. Nach zweien wäre ich quasi dienstunfähig.«
    Â»Na, wenn das so ist, dann für dich also nur einen. Wir treffen uns in zehn Minuten im  UG .« Damit meinte er den etwas abgelegenen und daher weitgehend störungsfreien Vernehmungsraum im Untergeschoss, den sie normalerweise für langwierige Verhöre nutzten.
    Während Jo sich auf den Weg in die Kantine machte, schloss Wolf sein Büro auf und öffnete einen Spalt weit die Tür. Vorsichtshalber stellte er einen Fuß in den Türspalt – schließlich war ihm seine Katze bei ähnlichen Gelegenheiten schon mehrfach entwischt. Die Vorsichtsmaßnahme erwies sich jedoch als überflüssig: Wie ein Denkmal thronte Fiona auf einem Aktenberg, der sich wie ein Stalagmit auf Wolfs Schreibtisch auftürmte, ganz so, als müsse sie diesen mit Zähnen und Krallen verteidigen. Vom Erscheinen ihres Ernährers nahm sie nicht die geringste Notiz.
    Lass sie schmollen, dachte Wolf, die kriegt sich wieder ein. Er stellte ihr zunächst frisches Wasser hin, dann füllte er ihren Fressnapf mit Trockenfutter, und endlich schien Fionas Interesse wenigstens

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