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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Verwaltungsangestellter in einer Landesbehörde, vierzig, zirka einssiebzig groß. Alter und Größe sind aber auch das Einzige, was er mit dem einen der beiden gesuchten Männer gemein hat. Zwar wirkt er ein bisschen untersetzt, das ist richtig, aber längst nicht pummelig. Im Übrigen ist er dunkelhaarig, bartlos und Brillenträger.«
    Die ganze Zeit über hatte Wolf scheinbar unbewegt aus dem Fenster gesehen. Dennoch hätte Jo schwören können, dass er von den am zartblauen Himmel hängenden Schäfchenwolken nicht viel mitbekommen hatte. Sie ahnte, was ihm durch den Kopf ging, und seine nächsten Worte bestätigten ihre Annahme.
    Â»Wenn unser Täter sein Äußeres wirklich durch eine Verkleidung ändert, dann kommt dieser Mann ebenso in Frage wie tausend andere.«
    Â»Moment, ich bin noch nicht fertig«, schob Vögelein nach. »Der Mann hat nämlich für die fragliche Zeit ein Alibi.«
    Â»Und wo will er gewesen sein?«
    Â»Beten.«
    Â»Wie bitte?« Jo und Wolf waren gleichermaßen überrascht.
    Â»Ja, ihr habt richtig gehört: Er hat mit einem Bekannten zusammen an einem Frühgottesdienst teilgenommen.«
    Â»Und dieser Bekannte hat das bestätigt?«
    Â»Hat er.«
    Â»Was hältst du von ihm? Ich meine, ist der Mann vertrauenswürdig?«
    Â»Absolut. Heißt Peter Loske und ist Schwachstromer bei einem Elektromotorenhersteller …«
    Â»Schwachstromer?«
    Â»Schwachstromtechniker, so nennt man die eben«, erklärte Vögelein. »Beide engagieren sich seit Jahren in einer kirchlichen Vereinigung.« Dazu machte er ein Gesicht, als hätte er auf eine Zitrone gebissen.
    Â»Okay, du hast gewonnen«, seufzte Wolf. Er wirkte enttäuscht.
    Jo hatte noch eine Frage. »Sagtest du nicht, es seien vier vielversprechende Anrufe eingegangen? Wenn ich richtig mitgezählt habe, fehlen noch zwei. Was ist damit?«
    Â»Die kamen von einem Krankenpfleger und einer Patientin des Kreiskrankenhauses. Beide bezogen sich auf den Auftritt des Täters auf der Intensivstation. Sie haben nicht nur unsere eigenen Beobachtungen bestätigt, sondern ein paar ganz interessante Details beigesteuert. So haben beide den Täter beim Einschlagen des Feuermelders beobachtet.«
    Â»Und sie haben den Mann nicht zur Rede gestellt?«
    Â»Ging nicht. Der Krankenpfleger musste genau in diesem Moment einen Patienten aus dem Bett hieven, während die Patientin … na ja, sie lag ja selbst danieder. Danach haben beide den Mann nicht mehr gesehen, außerdem ging wegen des Alarms sowieso alles drunter und drüber.«
    Damit war Vögelein mit seinem Bericht am Ende. Fragend sah er zu Wolf hinüber. Auch Jo, die mit verschränkten Armen neben ihm saß, war auf die Ausführungen des Chefs gespannt. Doch der ließ sich Zeit. »Gibt’s noch Kaffee?«, fragte er und schob seine Tasse über den Tisch.
    Â»Nein«, antwortete Jo kurz angebunden und fasste Wolf fester ins Auge. »Was ist nun – wollen Sie uns nicht endlich von Augsburg erzählen?«
    Wolf erhob sich und ging mit den Händen in der Tasche ein paar Schritte hin und her. Er dachte an Augsburg und den Abend mit Jakoby. Wirre Gedanken schossen ihm durch den Kopf, Schüsseln, mit deftigen Inhalten gefüllt, zogen an seinem inneren Auge vorüber, gefolgt von Batterien schäumender Bierkrüge und Myriaden von Gitanes, dazwischen verschwommen Jakobys freundlich lachendes Gesicht …
    Ãœber alles Weitere hatte ein gnädiges Schicksal den Schleier des Vergessens gelegt. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er nach dieser unglaublichen Fress- und Sauforgie in den »Augsburger Hof« zurückgekommen war. Doch eins war merkwürdig: Noch immer sah er glasklar das Schild vor sich, das über dem Eingang des Lokals in der Augsburger Altstadt hing: »Bauerntanz«. Diesen Namen würde er sein ganzes restliches Leben lang nicht vergessen!
    Er nahm wieder Platz und setzte endlich zu einer Antwort an.
    Â»Da gibt’s nicht viel zu erzählen.« Er gab seinen Mitarbeitern einen kurzen Abriss über den Trickdiebstahl in der Augsburger Apotheke und schilderte anschließend das Gespräch mit der Apothekenangestellten.
    Â»Alles, was ich bis zu diesem Zeitpunkt erfuhr, kannte ich bereits aus den Protokollen. Spannend wurde es erst, als ich die Frau mit den Phantomzeichnungen

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