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Seeteufel

Seeteufel

Titel: Seeteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Knüppel wollen wir mal hübsch im Sack lassen. Im Übrigen bezweifle ich, dass wir bei der dürren Faktenlage überhaupt einen Durchsuchungsbeschluss bekämen. Da gibt es subtilere Mittel.«
    Â»Subtilere Mittel? Zum Beispiel?«
    Â»Nun, du könntest dich zum Beispiel nach der Befragung unauffällig vor seinem Haus auf die Lauer legen. Vielleicht lässt er ja etwas im Müllcontainer verschwinden. Oder er fährt weg, dann folgst du ihm.«
    In Vögeleins Augen blitzte so etwas wie Verstehen auf. »Aye aye, Sir.«
    Â»Gut. Dann treffen wir uns wieder … sagen wir um eins, ja?« Wolf hielt die Lagebesprechung offensichtlich für beendet.
    Â»Gehe ich recht in der Annahme, Chef, dass Sie sich höchstselbst um diesen Bretschwiler kümmern?«, wollte Jo abschließend wissen.
    Noch ehe Wolf antworten konnte, klingelte sein Telefon. Er nickte Jo flüchtig zu, was diese als Zustimmung auffasste, griff zum Hörer und meldete sich. Was er hörte, schien ihn nicht sonderlich zu fesseln. Routinemäßig fragte er nach: »Wo genau ist das?« Während er eine Notiz machte und das Gespräch mit einem knappen »Okay, bin gleich da!« beschloss, verließ Jo gemeinsam mit Vögelein Wolfs Büro.
    * * *
    Karin Winter schloss den Wagen ab und sah auf die Uhr: gleich halb elf. Wie häufig am Freitagvormittag hatte sie sich in der Redaktion für eine Stunde abgemeldet. Ihre Textbeiträge für die Samstagsausgabe waren von Matuschek abgesegnet und an die Produktion weitergeleitet worden. Rechtzeitig zum Seitenumbruch, der um zwölf begann, würde sie wieder zurück sein. Dann bliebe noch ausreichend Zeit für Korrekturen und etwaige Nachläufer. Ihr Arbeitstag würde, wie an jedem Freitag, noch lange genug dauern; wenn sie Pech hatte, konnte es Mitternacht werden – was also sollte sie davon abhalten, diese Vormittagsstunde für einen ausgiebigen Lauf zu nutzen? Es gab nichts Besseres, um den Kopf freizukriegen, noch dazu hier oben, auf der Hochfläche hinter Hödingen mit ihrer abwechslungsreichen Landschaft und den weiten Ausblicken.
    Schon wollte sie loswalken, als ihr einfiel, dass ihre Stöcke noch im Wagen lagen. »Wo hab ich heute bloß meine Gedanken«, schimpfte sie und schloss noch einmal auf. In diesem Augenblick klingelte ihr Handy. Au weia! Mit Schrecken fiel ihr ein, dass sie heute früh vergessen hatte, den Akku aufzuladen. Ärgerlich. Doch sei’s drum: In der folgenden Stunde wäre es kein Weltuntergang, wenn der Akku ausfiel. Spätestens um zwölf war sie wieder in der Redaktion, so lange musste man dort eben ohne sie auskommen. Sie drückte auf die Empfangstaste.
    Â»Hier spricht Friedhelm, guten Tag Karin. Störe ich?«, tönte eine gutturale Stimme.
    Â»Nicht im Mindesten. Ich grüße Sie. Was verschafft mir die Ehre?«
    Â»Ich wollte mich ohnehin mal wieder melden. Heute nun ergab sich ein Anlass, der meinen Anruf quasi zwingend erforderlich macht. Haben Sie von dem neuen Todesfall gehört?«
    Â»Wie – sterben die Leute etwa immer noch?«, flachste Karin, wohl wissend, dass Männer wie Friedhelm Sonntag, die den in ihren Augen trockenen Beruf eines Notars ausübten, für derlei Späße nicht viel übrig hatten. Prompt überhörte Sonntag ihre Frage.
    Â»Um es kurz zu machen: Ich habe hier die Nachlasssache einer gestern verstorbenen Neunundsiebzigjährigen auf dem Tisch. Sie erinnern sich an unser Gespräch im Mokkas?«
    Â»Wie könnte ich das vergessen?«
    Â»Diese Tote, eine nicht unvermögende Witwe, könnte möglicherweise zu der Personengruppe gehören, der bei unserem letzten Treffen Ihre besondere Aufmerksamkeit galt, wenn Sie wissen, wovon ich spreche.«
    Â»Und ob ich das weiß. Können Sie … Hallo, hallo …« Der Empfang war unterbrochen, die Leitung tot. Verdammt, ausgerechnet jetzt! Doch plötzlich war die Verbindung wieder da. »Entschuldigen Sie, Friedhelm, mein Akku ist leer. Sagen Sie, können Sie mir zu dem neuen Todesfall etwas Näheres sagen?«
    Â»Nicht am Telefon. Wir könnten uns ja noch mal treffen … um zwölf, wieder im Mokkas, wäre Ihnen das recht?«
    Karin verdrehte die Augen zum Himmel. Nach nichts stand ihr heute weniger der Sinn als nach einem Plauderstündchen mit Friedhelm Sonntag. »Aber gerne«, hörte sie sich dennoch

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