Seeteufel
herüber.
Also war das Auge in ihrer Wohnung nicht nur eine leere Drohung gewesen!
*Â *Â *
Er könne den Parkplatz gar nicht verfehlen, hatte man Wolf erklärt, und in der Tat: Bereits von Weitem stach ihm der ruÃig-schwarze Rauchpilz ins Auge, der dort oben am Berg fast senkrecht in den Himmel stieg.
Fünf Minuten später war er da. Das ausgebrannte Fahrzeug, ein kleiner Renault Twingo, stand etwas verloren auf dem groÃen, leeren Platz. Schräg davor hatte die Ãberlinger Feuerwehr ihr Löschfahrzeug in Stellung gebracht. Mehrere Feuerwehrleute liefen scheinbar ziellos umher, sie hatten den Brand mit reichlich Schaum erstickt und betätigten sich inzwischen als Spurensucher.
Wolf stellte in gebührendem Abstand seinen Dienstwagen ab und steuerte die Brandstelle an.
»Hallo, Leo, schön, dich zu sehen«, begrüÃte ihn Heiner Fleischmann, der Truppführer der Floriansjünger. Er reichte ihm die ruÃverschmierte Rechte.
»Wie siehtâs aus?«, fragte Wolf.
»Totalschaden, nichts mehr zu machen. Zum Glück keine Personen beteiligt. Der Abschleppdienst ist bereits verständigt.«
»Wer ist der Halter?«
Fleischmann händigte Wolf einen Zettel aus. »Wir haben die Frau noch nicht erreicht«, erklärte er.
Wolf grummelte etwas Unverständliches. Ohne groÃes Interesse besah er sich den Zettel. Ein nichtssagender Name, dazu eine Adresse in Aufkirch samt Telefonnummer. Vermutlich lief die Frau nicht weit von hier entspannt durch die Gegend und erfreute sich an der schönen Natur, womöglich hatte sie von Weitem sogar den Rauchpilz bestaunt. Umso gröÃer würde nach ihrer Rückkehr die Ãberraschung sein.
»Wer hat den Brand gemeldet?«, fragte Wolf.
»Tja, das ist so eine Sache. Das war ein reichlich konfuser Anruf. Der Mann konnte oder wollte seinen Namen nicht nennen. Er legte auf, sobald er uns den Brandort beschrieben hatte.« Als Wolf diese Mitteilung kommentarlos zur Kenntnis nahm, fuhr Fleischmann fort: »Ich nehme an, der Wagen geht zur KTU ?«
Plötzlich war Wolf ganz Ohr. »Oha! Und aus welchem Anlass?«, fragte er zurück.
»Komm mit«, forderte ihn Fleischmann auf und trat an das ausgebrannte, noch immer rauchende Wrack heran. Dort wies er auf einen handelsüblichen Fünf-Liter-Ersatzkanister, der unweit des Wracks auf dem Boden lag. Ein Feuerwehrmann war gerade dabei, ihn von allen Seiten zu fotografieren.
»Verstehe«, sagte Wolf. »Jemand hat die Karre angezündet. Aber wer ist so blöd und lässt ein so wichtiges Beweisstück einfach liegen?« Er sah zum nahen Waldrand hinüber, nachdenklich rieb er sich das Kinn.
»Was überlegst du?«, fragte Fleischmann.
»Nun, hätte der Anschlag in erster Linie der Fahrerin und nicht dem Wagen gegolten, dann hättet ihr ziemlich sicher eine Brandleiche vorgefunden. Ergo muss der Täter aus triftigem Grund so lange abgewartet haben, bis die Fahrerin ausgestiegen und weggelaufen war, vielleicht zu einem der Waldwege dort drüben.«
»Du meinst, er wollte niemanden töten, sondern nur das Auto zerstören? Und warum sollte er das tun?«
»Tja, das ist die Frage. Vielleicht Rache, eine Warnung, als Druckmittel, was weià ich. Vielleicht ist der Grund auch nur ganz gewöhnlicher Vandalismus, der Respekt vor fremdem Eigentum ist heutzutage nicht mehr sonderlich ausgeprägt.« Wolf bückte sich und nahm den Behälter eingehend unter die Lupe. Als er sich wieder aufrichtete, meinte er: »Auf alle Fälle wird es Zeit, dass ich mir die Dame mal vorknöpfe.«
»Moment, Leo, das ist noch nicht alles.« Mit raumgreifenden Schritten umrundete Fleischmann den Renault. »Hier, hinter der Beifahrertür, kannst duâs erkennen?«
Wolf beugte sich vorsichtig in den Wagen und sah sich den Fahrzeughimmel an â vielmehr das, was von ihm noch übrig war.
»Du meinst diesen Knubbel hier hinter dem oberen Querholm? Hat stark unter den Flammen gelitten. Sieht aus wie eine ⦠ja, wie eine Wanze. Genau, wie eine teilweise verschmorte Wanze.«
»Es ist eine Wanze, oder besser gesagt: Es war eine!«, bestätigte Fleischmann.
Wolf, dem beim Reinkriechen in das Wrack beinahe das Barett vom Kopf gefallen wäre, schob die obligatorische Kopfbedeckung wieder in eine sichere Position. »Reichlich mysteriös, würde ich sagen. Trotzdem, schönen Dank,
Weitere Kostenlose Bücher