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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Winter Hilfe suchend angeschaut.
    »War es Peterhead?«, hatte Winter gefragt.
    Sie hatte nicht geantwortet und ihn auch nicht angesehen.
    »Peterhead?«, hatte Ringmar wiederholt.
    »Fishermen's mission to fishermen's vision to deep sea national mission«, hatte Arne Algotsson plötzlich mit der lauten Stimme eines alten Mannes aus dem Lehnstuhl am Fenster von sich gegeben. Er hatte den Kopf nicht bewegt, musste aber zugehört haben.
    »Das wiederholt er manchmal«, hatte Ella Algotsson gesagt.
    »Was ist das?«, hatte Ringmar gefragt. »Sie haben es doch gehört?« »Ich hab's nicht verstanden.«
    »Ich auch nicht.« Auf dem alten Gesicht, das mager, aber stark war, erschien ein trauriges Lächeln. »In den letzten Jahren hat er das öfter gesagt.«
    »Seitdem er krank ist?«
    »Ja.«
    Ringmar hatte wieder Arne Algotsson angesehen, der hinaus auf die steinernen Wogen schaute.
    »Peterhead«, hatte Winter laut gesagt.
    »Fishermen's mission to fishermen's vision to deep sea national mission«, hatte Algotsson heruntergeleiert.
    »Sonst spricht er nie englisch«, hatte Ella Algotsson gesagt. »Er hat es vergessen.«
    »Wir haben PETERHEAD gesagt«, sagte Ringmar.
    »Fishermen's mission...«, wiederholte Algotsson wie ein Papagei. Es hatte einen unheimlichen Effekt und gleichzeitig einen komischen, unangemessen komisch.
    Irgendwie hatte Winter Scham empfunden, als ob sie den alten Mann und seine Schwester benutzten. Den alten Mann und das Meer.
    »Das ist offenbar ein Name, der ihm etwas bedeutet«, hatte Ringmar gesagt.
    Ella Algotsson hatte ausgesehen, als würde sie an etwas anderes denken.
    »Aber er war in einer anderen Stadt ... als das passierte«, hatte sie gesagt. »Daran erinnere ich mich.«
    »Fraserburgh«, hatte Winter gesagt und Arne Algotsson dabei angesehen, aber er war stumm geblieben, hatte sich nicht gerührt.
    Dann hatte Ella Algotsson Winter angesehen.
    »Wie hieß die?«
    »Fraserburgh«, hatte Winter wiederholt. »Hieß die Stadt Fraserburgh?«
    »Fras. ja, das glaub ich.«
    »Ist Arne danach direkt nach Hause gekommen?«
    »Nein. Er ist ja nicht den ganzen Krieg über dort geblieben, aber noch eine Weile.«
    »Wie lange?«
    »Ein Jahr, glaub ich. Er kam mit einem Fischerboot zurück. Es waren Brüder von Öckerö, die sich trauten wieder nach Hause zu fahren. Die waren wahnsinnig.«
    »Von Öckerö?«, hatte Ringmar gefragt.
    »Die sind jetzt tot.«
    Winter hatte nachgedacht. Er hatte Arne Algotsson nicken sehen, schwach, als ob er seiner Schwester zustimmte.
    »Wer ist noch mit nach Hause gefahren, Arne?«, hatte Ringmar gefragt.
    »Bertil«, hatte er geantwortet, »Johns Bruder. Aber der ist auch tot.«
    »Da ist doch noch ein Bruder bei dem Unglück verschwunden?«, hatte Ringmar weiter gefragt.
    »Egon«, hatte sie gesagt. Nicht mehr.
    »Waren noch mehr Leute auf dem Schiff, als es unterging?«, hatte Ringmar gefragt.
    Sie hatte nicht geantwortet, nicht direkt. Sie hatte ihrem Bruder einen raschen Blick zugeworfen, als wollte sie feststellen, ob er zuhörte. Vielleicht war es auch etwas anderes. Um zu sehen, dass er nicht antwortete.
    »Da war noch einer«, hatte sie nach einer Weile gesagt, die lang schien. Ihre Augen hatten sich verändert, waren trüb geworden. Sie sahen nicht.
    »Noch jemand von hier?«, hatte Ringmar gefragt.
    Sie hatte genickt.
    »Wie hieß er?«
    »Frans.« Sie hatte wieder aufgeschaut, mit dem merkwürdigen Nebel in den Augen. »Frans Karlsson. Mein Frans.«
    Winter sah dies Gesicht wieder vor sich, als er ins Zimmer zurückkehrte.
    Sie hatte unendlich traurig ausgesehen, als sie das sagte. Mein Frans. Mit sehr wenigen Worten hatte sie erzählt, dass Frans Karlsson der Ihre war, dass sie verlobt waren und dass er nie nach Hause gekommen war und dass sie gewartet hatte und immer noch wartete. Wie die Seemannsfrau, die sie nie geworden war. Wie ein lebendes Denkmal für die Seemänner, die auf dem Meer geblieben waren. Er dachte an die Seemannsfrau unten beim Schifffahrtsmuseum. Aber sie war aus Stein. Ella Algotsson war nicht aus Stein.
    Sie hatte nicht mehr gesagt, aber er wusste von Johanna Osvald, dass Ella Algotsson nie geheiratet hatte.
    Ihr Schicksal war mit John Osvald und seiner Familie verknüpft, ihre Schicksale waren miteinander verkettet, die Kette setzte sich fort über die Jahre von damals bis jetzt. Verband die Kontinente auf beiden Seiten der Nordsee miteinander.
    »Er liegt auch da unten«, sagte sie nach einer kleinen Weile. »Das Schiff haben sie

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