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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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in der Messe, wie es im Wind flackerte, wenn er schrieb.
    Er fragte nach Axel.
    In all den Jahren seiner Einsamkeit hatte er an die Briefe gedacht.
    Er würde die Briefe nie wiedersehen wollen. Die hatte ein anderer geschrieben, nicht er.
    Er ging in Richtung Süden auf der Seafield Street, weg vom Meer, vorbei am Hotel, der Town Hall, dem Polizeirevier, wo sich niemand um ihn kümmerte. Er glaubte nicht, dass die Jüngeren wussten, wer er war oder dass es ihn gab, und die Älteren waren weg, alle waren weg.
    Er ging weiter nach Osten, über den Victoria Place , Albert Terrace, zurück zum Friedhof. Er wusste nicht, wo er dort einmal ruhen würde. Niemand wusste es.
    Über dem Meer lag Dunkelheit, als er zurückkehrte. Er stieg die Treppe nach Seatown hinunter. Auf der Treppe begegnete ihm jemand, aber er war wieder unsichtbar. Er konnte in die Unsichtbarkeit hinein- und hinausgehen. Er konnte eine Hand ausstrecken, und niemand würde ihn sehen.
    Die Kinderkleidung auf der Leine bei dem Haus, das der Treppe am nächsten war, bewegte sich in der Abendbrise. Die Fenster waren schwarz, verschlossen mit Fensterläden.
    Die Telefonzelle leuchtete in ihrer roten Farbe, als ob sie von selbst leuchtete. Dort drinnen hatte er gestanden, er hatte sie benutzen müssen. Das hätte er nie geglaubt. Zuerst wusste er nicht, was er tun musste, aber er konnte ja lesen. Seine Hände hatten so sehr gezittert, dass er es mehrere Male versuchen musste, ehe es funktionierte. Dann hatte er sie gebeten.
    Als er vorbeiging, klingelte es!
    Er zuckte wieder zusammen und spürte seine Hüfte. Er ging weiter und sah sich nicht um. Es klingelte, klingelte.
    Zu Hause machte er Feuer. Feuchtigkeit hatte sich breit gemacht, während er fort gewesen war. Er behielt den Mantel an, als er das Feuer vorbereitete. Es flammte auf vom Zeitungspapier und fraß sich dann zu den dünnen Scheiten vor, die drinnen lagen. Er wärmte seine Hände.
    Er sah in die Flammen, die jetzt wuchsen, von der Luft durch den Kamin aufwärtsgezogen wurden wie eine Spirale. Das Feuer war wie Eisen, das brannte und zu glühendem Rost wurde. Rund um ihn herum war jetzt alles Stein und Rost. Es gab niemanden mehr, der mit dem Hammer schlug.
    Sie waren in den alten Heimathafen der Fischereiflotte gefahren. Damals war sie wie ein wimmelnder Marktplatz an einem offenen Hafen gewesen.
    Er war dorthin gefahren und hatte die Nachricht gefühlt, die in seiner Manteltasche brannte. Er war an der Werft vorbeigefahren, dort hatten zwei verrostete Schiffe wie festgefroren in dem roten Schlick gelegen. Es gab nur Schweigen, keine Hammerschläge.
    Er hatte das Denkmal wiedergesehen. Er erinnerte sich, er war dort gewesen, damals.
    Er hatte seine Nachricht über das Meer geschickt. Er wusste, dass Hanstholm jetzt der zweite Heimathafen für die Schiffe aus seinem alten Hafen war. Die Auktion. Das Bunkern.
    Die wenigen Schiffe von zu Hause.
    Vor dem Krieg hatte es vierzig Fischdampfer auf der Insel gegeben.
    Sie waren zwanzig Stunden westwärts gefahren, zweihundert Seemeilen. Montags.
    Sie legten die Schleppnetze aus. Sie knüpften gut. Das war eine Kunst, die es heute nicht mehr gab.
    Sie zogen das Schleppnetz. Das lief in hundert Faden Tiefe.
    Er vermisste es. Er hatte es immer vermisst.
    Sie holten die Schleppnetze noch per Hand ein. Auch das vermisste er. Hohe Seen konnten über Bord brechen. Vermisste es. Geschwindigkeit drei Knoten. Der letzte Zug, das letzte Mal, dass sie das Schleppnetz für die Nacht einholten. Sie warfen Anker und lagen still. Zündeten achtern die Laterne an.
    Freitags gingen sie mit den Fischkisten zum Fischhafen. Zweihundert Kisten. Er wusste, wie man Eis schaufelte.
    Bertil hatte in der Kajüte gestanden. Egon hatte sich um die Maschine gekümmert. Arne hatte sich um die Geräte gekümmert.
    Er und Frans hatten den ganzen anderen Mist erledigt. Sie waren die Jüngsten. Sie waren auf dem Deck hin- und hergerannt, waren gestolpert, ausgerutscht, hatten hochgewuchtet, Knoten gelöst und den Fisch in den Behälter fließen sehen. Sie hatten ihn ausgenommen. Ihre Hände waren rot und kalt gewesen.
    Sie hatten kochen müssen. An Bord kochte der Jüngste.
    Sie waren zu spät eingeschlafen und zu früh geweckt worden.
    Hiev up!
    Die Arbeit ging weiter.
    Später würde er selbst am Ruder stehen.
    Sie fischten im Dunkeln.
    Sie fischten die ganze Nacht.
    Sie fuhren weiter nach Westen.
    Gott!
    Er hatte in der Missionsgemeinde gesungen.
    Fast die Hälfte der Leute auf der

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