Segel aus Stein
für mich überprüfen?«
Bergenhem folgte dem Laster um den Polhemsplatsen herum. Das Gebäude von Göteborg-Posten wölbte sich über dem Verkehr. Noch einmal schien der Lastwagenfahrer zu zögern, bog dann in letzter Sekunde in die Odinsgatan ab und fuhr bei Gelb, das in Rot übersprang, über eine Ampel. Das Manöver zwang einen Personenwagen auf der Nebenspur zur Vollbremsung.
Es war ein unerlaubtes Manöver, aber Bergenhem hatte gerade noch Zeit, um den Personenwagen herumzufahren.
Nur so verlor er das Fahrzeug vor sich nicht aus den Augen, das ihm jetzt vertraut erschien, die Abdeckung war blau und weiß, die Farben der Stadt, und unter der Abdeckung flatterte ein Seil wie ein Schwanz.
Aber der wahre Schwanz bin ich, dachte Bergenhem.
Sie fuhren über den Odinsplatsen und weiter die Friggagatan in östlicher Richtung, bogen bei Olskroket ab, und der Laster schwankte wieder, als ob der Fahrer gestört worden wäre. Er telefoniert, dachte Bergenhem. Vielleicht bekommt er Anweisungen, wie er fahren soll.
Sie fuhren weiter über den Redbergsplatsen, vorbei an Bagaregärden und den Gamlestadsvägen hinauf.
Das Telefon schrillte in seinem Halter.
»Ja?«
»Die Kennzeichen gehören einem Berner Lindström«, sagte Aneta Djanali.
»Göteborg?«, fragte Bergenhem.
»Das Interessante ist, dass sie gestohlen sind«, fuhr Aneta Djanali fort. »Du hast doch gesagt, es ist ein Lastwagen?«
»Ja. Aber wiederhol bitte noch mal das Erste.«
»Berner Lindström besitzt einen Opel Kadett Caravan, Modell 91. Vor einer Woche sind ihm in Falkenberg die Kennzeichen gestohlen worden. Er hat es natürlich sofort der Polizei gemeldet.«
»Wir haben seine Schilder gefunden«, sagte Bergenhem und bog rechts in die Artillerigatan ab, musste jedoch vor einem anderen Laster halten, der wie aus einer Kanone abgeschossen vom Gamlestadstorget kam. Er versuchte über ein paar Autos vor ihm hinwegzusehen, konnte aber nichts Blauweißes mehr entdecken. Scheie
»Wo bist du?«, fragte Aneta Djanali.
»Ich kann ihn nicht mehr sehen«, sagte Bergenhem. Er schlug mit der Faust aufs Lenkrad. Kurz vorm Verkehrskreisel fuhr er siebzig und sah es blauweiß aufblitzen.
»Lars?«
»Da ist er!«, sagte Bergenhem mehr zu sich selber. »Wo ist er?«, fragte Aneta Djanali. »Wo seid ihr?« Bergenhem bog in einen weiteren Kreis ein. »Kortedalavägen«, sagte er.
»Was?!«
»Auf dem Weg nach Norden durch Kviberg.«
»Alle Wege führen anscheinend nach Kortedala«, sagte Aneta Djanali.
»Jetzt biege ich zum Kortedala Torg ab«, sagte Bergenhem.
»Himmel«, sagte Aneta Djanali.
»Jetzt fährt er am Polizeirevier vorbei. Dasselbe hat er eben schon mal getan.«
»Und du meinst, sie haben dich nicht bemerkt?«
»Nein.«
»Bist du sicher?«
»Nein. Aber ... der Fahrer scheint mit was anderem beschäftigt zu sein. Ich glaube, er fährt nach Anweisung. Ein Fremder.«
»Aus Halland.«
Bergenhem lachte.
»Falkenberg«, sagte er.
»Wo seid ihr jetzt?«, fragte Aneta Djanali.
»Rat mal«, sagte Bergenhem.
»Du biegst gerade bei der Unox-Tankstelle nach rechts ab«, sagte Aneta Djanali.
»Erste Antwort: richtig«, sagte Bergenhem.
»Hab ich bei der zweiten Frage auch Recht?«
Er hörte die Erregung in ihrer Stimme.
»Mal sehen . sie fahren nach rechts . fahren auf den Hof oder wie man das nennen soll, die Vorderseite von dem Gebäude . fahren zu einem der Eingänge . ja, da ist er . ich fahr jetzt dran vorbei . guck in den Rückspie. da ist die Fünf, wo wir diesen Forsirgendwas festgenommen haben, jetzt seh ich jemand aus dem Laster ausstei. ich muss jetzt nach links abbiegen, Aneta.«
»Ich komme«, sagte sie und war schon unterwegs.
35
Winter rief in Donsö an. Erik Osvald meldete sich. Er war spätnachts nach Hause gekommen. Der Katamaran von Frederikshavn hatte sich wegen Sturm und schwerer See verspätet.
»Man fühlt sich so ohnmächtig«, sagte Osvald, und Winter war nicht sicher, worauf er sich bezog.
Aber Osvald hatte von fehlender Kontrolle gesprochen, der eigenen Kontrolle. Er hatte von seiner Trauer gesprochen. Niemand hörte sich mehr den Wetterbericht an.
»Mein Vater hat nicht ein einziges Mal draußen angerufen«, sagte Osvald. »Ich muss sagen, das hab ich zu schätzen gewusst.«
Er erwähnte die letzte Reise, spontan, ohne dass Winter gefragt hatte. Die Nachricht, die in einem »heiklen« Moment auf dem Meer von Johanna gekommen war.
Er redete und Winter hörte zu. Er schien das Bedürfnis zu haben, wie um sich
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