Segel aus Stein
Osvald?«, fragte Winter.
Sie dachte ein paar Sekunden nach.
»Er hat angerufen«, sagte sie dann. »Er hat selber angerufen?« »Ja.«
»Konnte man irgendwie hören, von wo er anrief?«
»Ja . das war jedenfalls nicht in der Stadt. Es hat ein bisschen gerauscht, deshalb hab ich angenommen, er rief aus dem Ausland an. Wenn jemand aus dem Ausland anruft, klingt das so.«
Winter dachte nach.
»Mr Axel Osvald könnte möglicherweise nicht schon einmal Gast bei Ihnen gewesen sein?«
»Wann sollte das gewesen sein?«, fragte sie. »Nein ... ich erinnere mich nicht an ihn. Und auch nicht an den Namen. Das müsste ich doch.« Sie nickte zu den Haufen roter Bücher. »Aber man braucht das ja nur zu kontrollieren.«
»Sie haben sich nicht an mich erinnert«, sagte Winter.
»Das ist was anderes«, sagte sie. »Sie waren damals jung. Und trugen einen Bart.«
Winter erzählte es Macdonald. Sie standen im Zimmer der Tausend Gegenstände. Macdonald lächelte über Mrs McCanns Worte.
»When I Was Young«, sagte er. »Eric Burdon and The Animals.«
Mrs McCann hatte sie für eine Viertelstunde allein gelassen.
»Jemand muss Axel Osvald doch den Tipp für diese Pension gegeben haben«, sagte Winter. »Oder er ist schon mal hier gewesen.«
»Irgendwann in den letzten vierzig Jahren«, fügte Macdonald hinzu. »Wir müssen nur anfangen zu suchen.« »No thank you«, sagte Winter.
»Wenn wir es mit einem Mord zu tun hätten, könnte Craig Leute zur Verfügung stellen«, sagte Macdonald, »Aber so nicht.«
»Ich kann mir vorstellen zu suchen«, sagte Winter. »Aber nicht nach Axel Osvalds Namen.«
Macdonald hatte Mrs McCann und Winter in den Keller begleitet. Sie war sehr hilfsbereit. Macdonald lobte ihre gut geführte Pension. Winter versprach, sie halb Göteborg zu empfehlen. Sie hatten sich mit Visitenkarten und Informationsbroschüren versorgt. Es gab keine Internetadresse, kein www.glenislay.com und würde es auch in absehbarer Zeit nicht geben.
»Dieses Journal war bis vor kurzem noch oben. Jetzt habe ich ein neues angefangen«, sagte sie und hob das oberste Buch vom Haufen ganz rechts.
Winter hatte nach Allen registrierten Gästen gefragt, die zur selben Zeit mit Axel Osvald hier gewesen waren und in der Zeit unmittelbar davor und danach.
Er und Macdonald lasen die Seiten zusammen. Es gab nicht sehr viele Namen. Sie sahen Osvalds Unterschrift. Es gab eine Notiz von Mrs McCann, wann er ausgecheckt hatte. Hinter jedem, der ausgecheckt hatte, stand so eine Notiz. Alles war sehr ordentlich geführt.
Am Tag vor Axel Osvalds Ankunft hatte ein Os Johnson ausgecheckt.
Winter las die etwas zittrige Unterschrift. Sie war ziemlich groß, schien jedoch kraftlos zu sein.
Os Johnson.
Winter hatte John Osvalds Namen so lange im Kopf gehabt, dass er jetzt sofort eine Verbindung herstellte, als er »Os Johnson« mit ungleichmäßiger und kraftloser Schrift las. Os Johnson. Osvald Johnson. John Osvald.
Etwas hatte Winter zu diesen Büchern geführt. Seine Idee. Er durfte jetzt nicht die Augen verschließen. Jemand hatte ihn wieder zum Glen Islay geführt.
»Erinnern Sie sich an diesen Os Johnson?«, fragte er und legte den Zeigefinger unter den Namen.
Sie beugte sich vor und schaute dann auf.
»Glauben Sie, ich bin senil?« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist doch erst einen Monat her.« Sie sah Macdonald an. »Mr Johnson war sehr nett. Ein richtiger Ehrenmann, wie es sie damals gab.«
»Damals?«, fragte Winter.
»Mr Johnson war etwas über achtzig«, sagte sie, »Aber er kam allein zurecht, ganz allein.«
Winter und Macdonald sahen sich an.
»War er . von hier?«, fragte Macdonald. »Also aus Schottland? Oder vielleicht aus England?«
»Er hat nicht viel gesagt«, antwortete sie. »Aber ich glaube, er war es wohl. Es klang so, er hat eben nur nicht viel gesagt. Ich hab ihm geholfen, einen Brief aufzugeben.«
»Wie bitte?«
»Er wollte einen Brief aufgeben, und den Service biete ich ja auch an. Ich habe Briefpapier, Umschläge und Briefmarken, und dann bringe ich den Brief zum Briefkasten, wenn meine Gäste das möchten. Manche haben es eilig bei der Abreise, und dann ist es ja gut, dass.«
»Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche, Mrs McCann«, sagte Macdonald, »Aber haben Sie zufällig gesehen, an wen der Brief adressiert war?«
»Keinesfalls. Es würde mir nie einfAllen, so was heimlich zu lesen.«
»Hat . Mr Johnson selbst die Briefmarken draufgeklebt?«, fragte Macdonald.
»Ja.«
»Sind Sie ganz
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