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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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das Schild.
    »Nein, ich glaube, hier ist es genau wie in Göteborg.«
    »Göteborg ist Schwedens Fußballhauptstadt«, sagte Winter.
    »Der Inverness FC hat sich in die Liga unter der Scottish Premier League raufgearbeitet, niemand hätte geglaubt, dass sie das schaffen«, sagte Macdonald und schüttelte verwundert den Kopf.
    »Mhm«, machte Winter.
    »Henrik Larsson in Celtic«, sagte Macdonald, »ist er aus Göteborg?«
    »Nein.«
    »Und der andere, Mjällby? Der Große?« »Nein.«
    »Hast du nicht gesagt, Göteborg ist gut im Fußball?«
    Winter hörte nicht mehr zu. Er sah auf die Uhr und holte das Handy hervor und schlug eine Telefonnummer in seinem Notizbuch nach.
    Johanna Osvald meldete sich nach dem dritten Klingeln.
    »Hej«, sagte er, »wie geht es dir?«
    »Gut. Sie haben mir alle so geholfen. Ich ... wir sind jetzt auf dem Flugplatz. Das Flugzeug geht in einer Dreiviertelstunde.«
    »Es tut mir Leid, dass wir dir dabei nicht helfen konnten«, sagte er.
    »Darüber haben wir ja schon geredet, Erik. Es ist besser, dass du und Macd. Steve macht, was ihr gerade macht.«
    »Ich habe eine Frage«, sagte er und verlagerte das Körpergewicht auf dem Sitz, als Macdonald auf der schmalen Hauptstraße einen scharfen Rechtsschwenk machte. »Wie viele Male hast du deinen Vater im Bed & Breakfast hier in Inverness angerufen? Glen Islay?«
    »Äh ... zweimal, glaube ich.«
    »Denk genau nach.«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Ja.«
    »Und warum?«
    »Denk erst drüber nach, wie viele Male«, sagte Winter.
    »Zweimal.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.« Eine Sekunde Stille. »Ganz sicher.«
    »Axel hat drei Anrufe bekommen«, sagte Winter. »Jedenfalls sagt das die Frau, die die Pension betreibt. Drei Gespräche und jedes Mal war es eine Frau.«

40
    Diese Straßen. Das erste Mal, als er hier gewesen war. Der Bus vom Meer hatte sich verspätet, und er war vom Bahnhof in Richtung Süden gegangen. Es war Nacht gewesen, eine der warmen Nächte.
    Er hatte sich mehrmals umgedreht, aber niemand war ihm gefolgt.
    Die Straße sah aus wie damals. Es roch wie damals, ein Geruch, der vor gar nicht langer Zeit schwer gewesen war.
    Er war ein anderer.
    War es dasselbe Zimmer? Es war dieselbe Aussicht. An der Wand hing ein Bild von Jesus, auch damals, beim ersten Mal. Er war auf die Knie gefAllen und hatte versucht, etwas zu Jesus zu sagen. Er wusste, warum.
    Jesus!
    Die Frau hatte ihn angesehen, ihn studiert. Er hatte ihr seinen Brief gereicht.
    Es war so weit.
    Jesus hatte geantwortet. Nein. Es war jemand anders.
    Er wanderte hin und zurück über die Brücken. Wartete. Er versuchte zu lauschen, wartete wieder. Im Pub eines feinen Hotels hatte er seine Hände betrachtet, als der Barkeeper sie ansah.
    Er hatte geschaut, als ob er wüsste. Seine Hände um das Tau.
    Um den Hals.
    Er hatte sein Ale bekommen und schaute zu, wie es sich klärte.
    Das Meer war wahnsinnig gewesen in jener Nacht, w-a-h-n-s-i-n-n-i-g war es gewesen. Sie alle waren wahnsinnig gewesen. Wahnsinnig.
    Es ging nicht nur um Geld. Oder die Frauen.
    Oder Gott.
    In der letzten Nacht nahm er den Bus zur südlichen Spitze des Sees.
    Er wanderte hinauf in die Berge.
    Er fand einen Platz, der ein friedlicher Platz sein könnte. Wenn der Wind aus der richtigen Richtung kam. Wenn nur das Licht verschwinden wollte.
    Am Abend wartete er. Jemand hatte am Strand ein Feuer angezündet. Er sah die Gesichter wie Flecken. Jemand spielte auf einer Gitarre, ein zerrissenes Geräusch, das übers Wasser floss. Er meinte dort draußen eine Bewegung zu sehen.
    In der Nacht weinte er. Er versuchte einen neuen Brief zu schreiben, in der alten Sprache. Er versuchte seine Erinnerung auf verschiedene Haufen zu sortieren, die weit voneinander entfernt lagen. Einen Teil dieser verdammten Haufen wollte er in die Glut werfen und verbrennen lassen, bevor es Tag wurde. Er hörte seine Gedanken, die krassen Worte, die er niemals aussprach, aber dachte.
    Worte waren nichts gegen Taten. Worte konnten schaden, aber nicht SO, niemals SO.
    Es gab eine Erinnerung, die er auf Distanz hielt.
    Er hatte gesagt, dass es nichts für ihn war: Das ist nichts für dich.
    Es war ein guter Tag.
    Bleib an Land, hatte er gesagt. Bleib hier.
    Ich will nicht. Warum soll ich hier bleiben?
    Bleib.
    Nein.
    BLEIB. A.
    Du gehst nicht an Bord. DU GEHST NICHT AN BORD. DU FÄHRST NICHT MIT.
    Es war anders gekommen.
    Das Auto war grün wie die Algen, die er vor drei Tagen in der Hand gehalten hatte.
    Jesus! Nimm mich hier

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