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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Jahre alt und hatte muntere Augen. Hinter ihr hing ein Schild, auf dem stand »Cunard Suite«. Das schien das beste Angebot des Hotels zu sein.
    Die Lobby war mit Spannteppichen ausgelegt.
    Winter sah, dass der Teppich alle Flächen bedeckte. Das britische Volk hatte eine besondere Beziehung zu Spannteppichen, als ob der Mythos von der adretten Ordnung der Briten sich in diesen Teppichen spiegelte, die jeden Fleck nackten Boden bedecken mussten.
    Die Farbe erinnerte an den Overall des Vorschlaghammermannes.
    »I'll get the man'ger for ya, luv«, sagte die Frau hinter dem Tresen und hob den Telefonhörer ab.
    Sie standen auf dem Platz, Cluny Square. Vor ihnen lag ein Hotel, das wie eine Burg aussah. Cluny Hotel. Es war Essenszeit. Winter sah eine Gruppe little old ladies durch die breite Tür des Hotels trippeln. Time for tea.
    »So, so«, sagte Macdonald nach dem Gespräch, das sie mit »the man'ger« geführt hatten.
    »Könnte der Alte gewesen sein, der den Platz wieder aufgesucht hat«, sagte Winter.
    »Könnte irgendein Nostalgiker gewesen sein«, sagte Macdonald.
    »Dieser ist kein Nostalgiker«, sagte Winter.
    »Was ist er denn?«
    »Allen Berichten zufolge seit dem Krieg tot«, sagte Winter.
    »Ja . dann ist es wohl nichts mit der Nostalgie.«
    »Wollen wir eine Tasse Tee trinken?«, sagte Winter und nickte zum Hotel.
    Macdonald sah auf die Uhr.
    »Okay.«
    »Wann sollten die Mädels in Dallas ankommen?«, fragte Winter.
    »Ungefähr gleichzeitig mit uns«, sagte Macdonald und lächelte.
    Das Hotel war 1880 gebaut, viktorianisch bis unter den Dachstuhl. Es hatte sechs Zimmer und einen Speisesaal in Allen rosafarbenen Nuancen, die Gott dem Menschen gegeben hat. Eine nett aussehende junge Frau führte sie zu einem Tisch, der gebrechlich wirkte. Die Stühle waren schmale Sessel.
    Macdonald sah aus, als säße er auf einem Kinderstuhl. Von Steves Blick konnte Winter ablesen, dass er genauso wirkte.
    Die kleinen Tanten saßen an einem größeren Tisch am Fenster, drei Meter von ihnen entfernt. Sie lächelten ihnen zu, eine kicherte, einige flüsterten.
    »Good morning, ladies«, sagte Macdonald, und Winter nickte.
    Eine breite geschwungene Treppe führte vom Speisesaal hinab. Bis hinunter zur Rezeption hingen gerahmte Schwarzweiß-Fotografien an der Wand. Es war, wenn man so wollte, eine nostalgische Ausstellung. Oder eine traurige. Die meisten Bilder zeigten die ehemalige Fischereiflotte, als sie stolz und groß gewesen war: Auf den Fotos vom Hafen schien es nicht genügend Platz zu geben für alle Schiffe. Masten ragten auf, so weit das Auge reichte, wie Baumstämme in einem Wald. Wie bewegliche Bäume. Winter dachte wieder an Macbeth, als er den Mastenwald betrachtete. Erst als sich der Wald auf ihn zubewegte, musste Macbeth um Schloss und Leben fürchten.
    Er hatte das Wort der Hexen.
    Macbeth wird nie besiegt, bis einst hinan Der große Birnamswald zum Dunsinan Feindlich emporsteigt.
    Und kein Mann, der von einer Frau geboren wurde, konnte ihm drohen.
    Aber Macduff, der durch einen Kaiserschnitt zur Welt gekommen war, schlug die Bäume nieder, befestigte sie an seinem Körper und marschierte.
    Winter wandte den Blick ab von dem Foto mit den Masten.
    Sie gingen weiter die Treppe hinunter, vorbei an anderen Bildern von Häusern, mehr Schiffen, von Menschen aus vergangenen Zeiten.
    Sie standen wieder auf der Straße. The Buckie boys are back in town. Arne Algotssons dementer Unsinn tauchte in Winters Erinnerung auf. Es musste dennoch etwas zu bedeuten haben. War John Osvald ein Buckie boy? Oder war es nur eine Redensart? Sie hatten gefragt, aber bis jetzt hatte noch keiner eine Antwort gewusst.
    Auf dem Platz stand ein Denkmal zur Erinnerung an den Ersten Weltkrieg. Winter stand davor und hatte das seltsame Gefühl, dass er es schon einmal gesehen hatte. Er las die Inschrift: »Their Name Liveth For Ever.«
    An der nördlichen Seite des kleinen Platzes lag ein Gebäude, das wie eine öffentliche Einrichtung aussah. An der Wand hing ein Schild, aber das konnten sie von hier aus nicht lesen: Struan House. Where older people find care in housing.
    Zwei alte Leute saßen auf einer Bank auf der anderen Seite des Platzes.
    »Well«, sagte Macdonald.
    Sie gingen zum Auto, das vor dem Buckie Thistle Social Club parkte.
    »Der lokale Fußballverein«, sagte Macdonald. »Buckie Thistle.«
    »Ich kenne Patrick Thistle«, sagte Winter. »Wirklich? Vom Glasgower Verein?«
    »Ja.«
    »Das hätte ich mir doch denken können.

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