Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
Winter.
    Nur das Polizeirevier war nicht viktorianisch, es war im Bunkerstil erbaut. Ein Jugendlicher spielte auf dem Rasen davor mit einem Ball, kickte ihn eins-zwei-drei-vier-fünf Mal in die Luft. Auf dem Schotterplatz parkte ein Einsatzwagen. Auf dem schwarzen Lack stand in weißen Buchstaben Crimestoppers. Da könnte genauso gut Ghostbusters stehen, dachte Winter. Jedenfalls, wenn Steve und ich darin herumfahren. Wir jagen Gespenster.
    Es war nicht zu erkennen, ob die Autoscheiben getönt oder nur dreckig waren. Es war windig auf dem Platz. Der Herbst war da.
    Winter wusste, dass Steves Onkel hier Polizist gewesen und erst kürzlich in Pension gegangen war.
    »Als Jugendlicher hatte ich mal eine ziemlich wilde Phase«, hatte Macdonald im Auto erzählt. »Onkel Gordon hat mich einmal diskret aufgelesen, in dem Viertel südlich von High, und danach habe ich mich gefangen.«
    »Was hast du getan, Autos geklaut?«
    »Da ist nichts in irgendwelchen Akten gelandet«, hatte Macdonald geantwortet, mehr nicht. Winter hatte nicht weiter gefragt. Was immer es gewesen sein mochte, vielleicht hat es ihn zum Polizisten gemacht, zu einem guten Polizisten, hatte er gedacht.
    Dort drinnen erhob sich eine Frau hinter einem Schreibtisch. Er stand vorm Tresen, der teilweise aus Stahl war. So was hab ich noch nie gesehen, dachte Winter. Holz und Stahl. Die Frau trug eine schwarze Uniform. Sie musste dem Pensionsalter nah sein. Winter sah ihre kräftigen Oberarme. Hinter ihr stand eine Tür offen.
    Sie erkannte Macdonald nicht. Er grüßte und stellte sich vor und fragte nach einem Namen.
    »Oh, it's you!«, sagte sie enthusiastisch. »Jake has told us about you comin' here.«
    »Just a wee short stop«, erwiderte Macdonald.
    »Local laddie make good«, sagte sie und sah stolz aus.
    »Hows't down in the Smoke?«
    »It's smoky«, sagte Macdonald, und die Frau lächelte mit ihren schottischen Zähnen.
    »How's things 'ere?«, fragte Macdonald.
    »Pretty quiet since you left town, my lad«, antwortete sie und lächelte wieder, »from what I've heard.«
    »Seitdem hab ich versucht, mich anständig zu benehmen«, sagte Macdonald.
    »Das ist alles verjährt«, sagte eine laute Stimme aus der Türöffnung. Ein Mann schob sich mit einiger Mühe in den Raum, er war ungefähr genauso breit wie die Tür und etwas kleiner.
    »Hello, Jake«, sagte Macdonald.
    »Hello, my boy«, sagte Kommissar Jake Ross, begrüßte ihn mit Handschlag und versetzte ihm den traditionellen Faustschlag auf die Schulter oder den Brustkorb.
    Macdonald stellte Winter vor. Ross führte sie in sein Büro. Durch das Fenster konnte Winter den Jungen mit dem Ball spielen sehen. Ross war seinem Blick gefolgt.
    »Kommt jeden Tag hierher«, sagte Ross. »Ich weiß nicht, ob er uns etwas sagen will.«
    »Vielleicht, dass er dabei ist, den Ort zu verlassen«, sagte Macdonald. »Vielleicht will er nach Parkhead oder Ibrox.«
    Winter wusste, dass Macdonald die Arenen der beiden Glasgower Fußballclubs meinte. Es gab zwei große Fußballvereine im Land, der eine war katholisch, der andere protestantisch. Es gab eine Wahl, aber die war getroffen worden, bevor die Spieler geboren wurden. Bei Celtic Glasgow hatte es protestantische Spieler gegeben, aber das war kompliziert in einem Club, der unter seinen Anhängern die fanatischsten unter den katholischen Freiheitskämpfern in Nordirland hatte. Celtic war Nordirlands Club, das Feinste, was es gab. Die Fähren waren voll, wenn Celtic und die Glasgow Rangers sich beim Glasgowderby The OldFirm trafen.
    Macdonald war Katholik, aber nur auf dem Papier. Sein Club war Charlton Athletic unten in the Smoke's gottvergessenen südöstlichen Stadtteilen.
    »Der Junge ist wahrscheinlich Protestant«, sagte Ross, wandte sich vom Fenster ab und zeigte auf zwei Sessel, die wie zusammengesunken neben einem Rohrtisch standen.
    »Ich hab mit Craig in Ness gesprochen«, sagte er.
    »War es das erste Mal?«, fragte Macdonald.
    »Also hör mal, Steve. Ich mag diesen Engländer vielleicht nicht, aber wir sind hier doch alle professionell, oder?« Ross sah Winter an. Der nickte zustimmend. Ross holte eine Flasche Whisky hervor und schenkte professionell drei Gläser ein.
    »Not bad«, sagte Macdonald nach dem ersten Schluck. Winter hielt die Flasche hoch: Dallas Dhu 1971. Er probierte. Ross beobachtete ihn.
    »Well?«, fragte er.
    »It is ... almost chewy«, sagte Winter.
    ROSS sah Macdonald an und dann wieder Winter.
    »You've had this b'fore, my lad?«,

Weitere Kostenlose Bücher