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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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gewesen sein könnte ... nah. Vielleicht. Nein.
    Der Geruch. Es war das Meer, wie es immer das Meer gewesen war, und dann noch etwas anderes, das er damals nicht gekannt hatte, aber jetzt, das Öl.
    Diese Stadt war nach dem Öl eine andere geworden. Die Trawler waren noch da, immer noch ein Wald von Masten, aber die Leute, die sich durch die Straßen bewegten, kamen auch wegen des Öls. Die Stadt war größer geworden. Die Zufahrten hatten sich geändert, das war ein sicheres Zeichen für alles, was geschehen war.
    Er stand auf einem der linken Wellenbrecher. Die Trawler hier waren die größten. Sie lagen zwanzig Meter entfernt. Er sah einen Mann, der sich übers Achterdeck bewegte. Er las den Namen des Trawlers, der aus Stahl war.
    Das war was, der Rumpf aus Stahl. Er hörte den Mann zur Messe hinunterrufen, einige Worte.
    Er zögerte vor der Mission. Hier war es. Der vorletzte Abend.
    Meals 7-14.30, damals wie jetzt. The Congregational Church. Sick Bed. Emergency Facilities.
    Ein Anschlag, den es damals nicht gegeben hatte: »Zaphire« ist im Oktober '97 untergegangen, vier Leben.
    Hier wussten alle fast alles. Es gab Ausnahmen. Es gab eine.
    Er ging hinein, kehrte jedoch im Vorraum wieder um. Wurde von den Erinnerungen zurückgestoßen und von etwas anderem: Ein Mann schaute vom Tresen auf, einen Ausdruck im Gesicht.
    Er war auf dem Weg hinaus, sah sich nicht um, hier war er nicht unsichtbar, er war taub für die Stimme hinter seinem Rücken, den Ruf.
    Caley Fisheries gab es noch. Den Fischmarkt. Am Eingang hing ein neuer Anschlag. Prohibited: smoking, spitting, eating, drinking, breaking of boxes, unclean clothing, unclean footwear. Eine Richtlinie auch fürs Leben.
    Männer in blauem Ölzeug und gelben Stiefeln luden Boxen mit Rotzunge oder Limande, lemon sole. Ein Laster nach Aberdeen und weiter nach Süden.
    Er ging die Crooked Lane entlang, sie krümmte sich genau wie damals.
    Er erreichte den höchsten Punkt. Der Himmel öffnete sich. Es war windig.
    Er spürte die Waffe am Schenkel. Sie war unverändert kalt. Er wollte sie abfeuern.
    Eine halbe Stunde später war er unterwegs, quer hinüber in Richtung Norden. Ein langer Abschied. Er schaute in den Rückspiegel. Folgte ihm jemand? Das war möglich, aber er glaubte es nicht.
    Die Waffe lag unter der Jacke auf dem Beifahrersitz.
    Er fuhr die schmalen Straßen nach New Aberdour und durch das Dorf und hielt drei Meter entfernt von dem furchtbaren Steilhang zum Meer. Drei Meter. Er ließ den Motor laufen. Von dort, wo er saß, waren nur der Himmel und das Meer zu sehen. Alles war eins. Das Meer und der Wind brüllten. Er öffnete die Autotür. Er stieg aus. Er hielt die Pistole in der Hand. Er schoss in den Himmel.
    Es gab zwei Wege den Troup Head hinunter. Über den Steilhang und die Straße in den Ort, der sich vor der Welt verbarg.
    Er kannte ihn. Er hatte sich dort versteckt, als die Häuser noch rot waren wie die Felsen, als noch die Schmuggler das Leben dort bestimmten. Deswegen stellte niemand Fragen.
    Als die Kameras kamen, war er geflohen. Wie jetzt.
    Er setzte sich wieder ins Auto.
    Er spürte den Fuß auf dem Pedal, eine Sehnsucht. Eine SEHNSUCHT.
    Jesus. JESUS.
    Jetzt sah er nur noch den Himmel.

44
    Spey Bay lag still. Buckie Shipyard war leer und still. Zwei Trawler aus vergangenen Zeiten lagen festgerostet auf dem Slip der Werft, wie ein Symbol.
    Es war kein ganz unbekannter Anblick für Winter. Er kam aus einer Stadt mit toten Schiffswerften.
    Sie hatten auf der Richmond Street geparkt. Hier hatte der Lokalredakteur Billy den grünen Corolla gesehen.
    »Wie viele Leute in Buckie besitzen ein Auto der Marke und aus dem Jahr?«, fragte Macdonald in die Luft hinein, während sie nach Norden fuhren, und rief Craig in Inverness an.
    Craig hatte einen ganz Schnellen darauf angesetzt. Die Antwort kam, während sie noch durch den Hafen fuhren.
    Niemand.
    In der Richmond Street gab es sechzehn Haustüren, acht auf jeder Seite. Die Reihenhäuser waren wie aus einem riesigen Steinblock gehauen. Nur ein einziges Auto parkte in der Straße. Es war ein Wrack aus den siebziger Jahren.
    »What the heck«, sagte Macdonald und klingelte an der ersten Tür.
    In jedem Haus wurde geöffnet, nur in einem nicht, alles waren Frauen. Sie wären gern auf einer Arbeitsstelle gewesen. Niemand fuhr einen neuen Corolla und niemand plante sich in nächster Zukunft einen anzuschaffen. Niemand wusste genau, wie das Modell aussah. Niemand hatte Besuch gehabt von jemandem mit

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