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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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rechter Hand war eine geschlossene Tankstelle. Auf dem »Valiant«-Schild war ein Bild vom Prinzen. Die Zapfsäulen standen noch da, wie aus einem verrosteten Film aus den fünfziger Jahren. Ein Wohnwagen stützte sich gegen das Gebäude, das keine Fenster mehr hatte. Überall lag Gerümpel herum. Das Bild erinnerte Winter an die Werft in Buckie.
    Schräg gegenüber war Dallas Village Shop & Post Office. Macdonald parkte das Auto, und sie stiegen aus. Er warf einen Blick auf die Ruinen der Tankstelle und sah dann Winter an.
    »Der erste Eindruck ist entscheidend«, sagte er und machte eine Kopfbewegung über die Gegend.
    »Früher hat das sicher anders ausgesehen«, sagte Winter, »und mir gefällt die Melancholie.«
    »Es war auch melancholisch, als die Zapfsäulen noch funktionierten«, sagte Macdonald.
    Winter sah die Straße hinunter. Dallas bestand aus einer geraden Straße, mit je einer einzigen Häuserreihe zu beiden Seiten. Das war alles. Die Assoziation war naheliegend.
    »Sieht ja aus wie im Wilden Westen«, sagte er.
    »Stimmt«, entgegnete Macdonald.
    Winter nahm Brandgeruch wahr. Er hörte keine Geräusche, und dann hörte er Hundebellen. Menschen waren nicht draußen. Hundert Meter entfernt parkten drei Autos. Winter meinte jetzt, einen Zementmischer anlaufen zu hören. Es war zwei Uhr nachmittags, die Sonne brach durch, und es wurde plötzlich warm. Um die Talsenke herum konnte Winter Berge sehen.
    »Jetzt kann ich dir ja auch unseren Supermercado zeigen«, sagte Macdonald, »wo du die Tankstelle schon gesehen hast.« Er machte einen Schritt. »Dann hast du alles gesehen.«
    Der Dorfladen, der gleichzeitig Poststelle war, war ein kleiner Bungalow aus roten Ziegeln, und er war geschlossen. Im Fenster hing ein Schild, auf dem stand Dallas - the Heart of Scotland und darunter die Öffnungszeiten: 10-1, 4-6.
    »The heart is closed for us«, sagte Macdonald.
    Durch das Fenster sah Winter einen Stapel Konserven, einen Stapel Zeitungen, Bonbons, einen kleinen Tresen und eine kleine Kasse.
    Sie gingen zurück in den Sonnenschein und setzten sich ins Auto. Macdonald fuhr die Straße hinunter, und das dauerte zwei Minuten. Sie kamen an einem Neubau vorbei. Der Zementmischer, den Winter gehört hatte, lief. Die drei Männer drehten sich nach dem Auto um. Macdonald streckte den Arm durch das geöffnete Autofenster. Einer der Männer hob die Hand.
    Sie ließen Dallas hinter sich und hielten an einer Kreuzung.
    Das war das Ende der Welt. Wenn Winter an einem Ort gewesen war, der das Ende der Welt vorstellen sollte, dann war es hier. Das Ende war hier. Der ... ironische Name. Das spielte auch eine Rolle. Ein wilder Name, hier wie da. Dallas. Dallas, Texas. Dallas, Moray. Dallas, Schottland. Ihm fiel der Film Paris, Texas ein. Dasselbe Gefühl von trauriger Ironie, ein Spiel mit Assoziationen von Namen, die für ganz andere Dinge standen. Oder nicht.
    Die Einsamkeit. Die Stille, die er hörte, war die Einsamkeit. Macdonald bog an der Kreuzung links ab. Winter sah ihn rasch an. Hier ist Steve aufgewachsen. Ein Cowboy aus Dallas. Steve hatte vor drei Sekunden gesungen: »Old Macdonald had a farm, iyah, iyah, hey.« Er musste viel von dieser Einsamkeit in sich haben. Bevor er zu alt wurde, würde er zurückkommen.
    Mit Jake Ross die Dallas-Dhu-Destille betreiben.
    The two Professionals.
    Oder the three Professionals.
    War ihm, Winter, nicht ein Job angeboten worden?
    Macdonald war einige hundert Meter auf der etwas breiteren B9010 gefahren. Jetzt waren sie oberhalb von Dallas, auf einer Höhe, die durch Dallas Forest führte und Hill of Wangie hinauf. Winter konnte die Straße dort unten sehen. Rechts sah er einen Hof, fünfzig Meter von der Landstraße entfernt. Macdonald zeigte hinüber. Links unten auf einem flachen Feld stand eine merkwürdige Steinformation, die an Raukar, diese Kalksteinfelsen auf Gotland erinnerte.
    Macdonald sah seinen Blick.
    »I think it looks strange, too.«
    Er bog nach rechts in einen Schotterweg ein, fuhr zum Wohnhaus hinauf und hielt an. Auf dem Grundstück gab es mehrere Gebäude. Hühner liefen auf dem Hof herum. In einem Hundezwinger sah Winter drei Jagdhunde. Die Hunde hatten nicht ein einziges Mal gebellt. Neben einer Stallwand standen zwei moderne Fergusontraktoren mit lehmigen Hinterrädern.
    Gegen eins der Traktorenräder lehnte ein Golfcaddie.
    Winter sah Schlägergriffe, die sich gegen den Kuhmist am Reifen spreizten. Vielleicht kein gewöhnlicher Anblick auf einem Bauernhof im

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