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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Art der Brüder war zu scherzen.
    Stuart Macdonald war drei Jahre jünger. Steve war größer, aber nicht viel. Stuart hatte sein ganzes Leben hier verbracht, und Winter fragte sich, warum, doch gleichzeitig: Es war ein gutes Leben und sogar ein notwendiges, wenn der Hof im Besitz der Familie Macdonald bleiben sollte. Der Vater, Ben, saß mit am Tisch, aber es strengte ihn offensichtlich an. Er war siebzig und hatte etwas am Herzen. Ein Schatten ging über Ruth Macdonalds Gesicht, als sie ihren Mann anschaute. Angela sah es, und sie sah, dass Eilidh den Blick der Mutter sah. Eilidh war zwei Jahre jünger als Stuart, eine dunkle Schönheit, die Distanz wahrte, nicht unfreundlich, es deutete eher auf Integrität hin. Angela, Sarah und Eilidh hatten einen sehr schönen Tag in Inverness verbracht. Eilidh Macdonald hatte nicht viel gesagt, aber sie strahlte Wärme aus. Und in ihren Augen war etwas gewesen, das Sorge ausdrückte. Angela verstand, dass es Erinnerungen gab, die wehtaten.
    Jetzt lächelte Eilidh ihr zu.
    Ben Macdonald hustete kurz, erhob sich und bedankte sich fürs Essen. Alle erhoben sich, aber er machte eine abwehrende Geste.
    Er reichte Winter und Angela formell die Hand.
    »Es war nett, Sie kennen zu lernen.«
    »Setz dich doch zu uns ans Kaminfeuer«, sagte Steve.
    Ben Macdonald nickte, aber wie aus weiter Ferne. Er hustete wieder, und Ruth Macdonald führte ihn hinaus.
    Angela sah das Schweigen der drei Geschwister und die Blicke, als der Vater das Esszimmer verließ.
    Stuart Macdonald hob sein Glas mit rotem Bordeaux, der das klassische Getränk der Schotten aus alten Zeiten war, als sie noch mit den Franzosen gegen die verdammten Engländer verbündet waren.
    »He'll be back«, sagte Stuart.
    Ben Macdonald kam nicht mit ans Kaminfeuer. Es warf seinen Schein über das große Zimmer und die großen Fenster, die in den schottischen Abend hinausschauten. Von seinem Platz aus konnte Winter die eigentümlichen Raukar unten auf dem Feld sehen, wie die Silhouette eines Gesichts, den Blick auf die wenigen Lichter des Dorfes auf der anderen Seite gerichtet.
    »Happy dreams«, sagte Steve und hob sein Whiskyglas.
    Sie tranken. Stuart Macdonald studierte Winters Miene. Und Angelas.
    »I went down to Bellehiglash specially for you folks«, sagte er.
    »An absolute lie«, sagte Steve.
    »What is this?«, fragte Winter und studierte den Whisky in dem dickwandigen Glas. Er war bernsteinfarben und hatte einen rauchigen Duft, der sich nur langsam entfaltete. Sherry, viel Sherry. Eiche. Ein großer kompakter Körper. Eine unmittelbare Entwicklung des Geschmacks in einem sehr langen finish, wieder Sherry, eine schwache Süße.
    »Not bad, right?«, sagte Stuart.
    »One of the best I've ever had«, sagte Winter.
    »Now take it easy«, sagte Steve. »Don't get carried away by the circumstances.«
    Winter sah sich um und dachte über »the circumstances« nach: der Kamin, der Abend, das Licht, die Ruhe, die Düfte. Die Reise. Der Anlass der Reise. Die Anlässe.
    »Still one of the best«, sagte Winter.
    »Angela?« Stuart Macdonald nickte ihr sanft zu.
    »I appreciate the sherry finish«, sagte sie.
    »Good girl«, sagte Stuart.
    Es war nicht Angelas erstes Glas Maltwhisky. Sie war keine Whiskytrinkerin. Aber dies war etwas anderes.
    »Anyone make a guess?«, fragte Stuart.
    »Obviously Speyside«, sagte Winter.
    »Obviously.«
    Stuart Macdonald hatte die Flasche versteckt.
    Winter dachte nach, studierte die Farbe, dachte an die Umgebung, an den Fluss dort unten, River Lossie. Es gab eine Whiskysorte, die mit Lossie zusammenhing.
    »Could be Linkwood«, sagte er.
    »Which year?«, fragte Stuart Macdonald. Sein Bruder schüttelte den Kopf: Es wurde langsam komisch.
    Winter dachte wieder nach. Die Einundzwanzigjährigen waren häufig die Besten, und Stuart Macdonald kaufte offenbar die Besten.
    »Twentyone-year-old«, antwortete er.
    »Das Jahr stimmt, aber die Marke ist falsch«, sagte Stuart Macdonald. »Trotzdem, gar nicht so dumm gedacht.«
    »Noch einen kleinen?« Steve nahm die Flasche, die hinter dem Sessel seines Bruders stand. Sie hatte eine besondere, altmodische Form. Er hielt sie so, dass Winter das Etikett sehen konnte. Es war ein Glenfarclas. Natürlich. Einer der Besten, bestimmte Jahrgänge von ihm.
    »Das war meine zweite Option«, sagte Winter und lächelte. Stuart Macdonald lachte laut auf.
    Winter und Angela lagen unter drei Federbetten und spürten, wie ihre Nasenspitzen kalt wurden. Im Kamin des

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