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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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über die Spüle.
    Ich muss versuchen, da rauszukommen. Auch ihr helfen, da rauszukommen. »Meinst du, ich soll Steve anrufen?«, fragte er. Angela drehte sich um.
    »Was kann er tun? Du hast doch selber gesagt, sie will warten.«
    Wir lassen es, dachte er. Ihr Vater meldet sich morgen. Der Brief an die »Oswald Family« ist ein Scherz aus der Vergangenheit. Vielleicht haben sie seit dem Krieg mehrere solche Briefe gekriegt. Man kann nie wissen.
    Er sah auf die Tasse, die in Seitenlage auf der Spüle liegen geblieben war.
    »Die hätte in tausend Scherben zerspringen sollen«, sagte sie.
    »Sind die Spülen weicher oder die Kaffeetassen härter geworden?«, fragte er.
    Aneta Djanali fuhr zu Anette Lindstens früherer Wohnung, es war noch vor sieben. Vielleicht hätte sie selber Anette heißen sollen, wenn ihre Eltern es richtig hingekriegt hätten. Wolltet ihr mich eigentlich Anette nennen?, hatte sie ihre Mutter einmal gefragt. Diese hatte auf ihre afrikanische Art gelächelt, eine Art, die Aneta nie richtig verstanden hatte.
    Ihre Mutter stammte aus Koudougou, nicht weit entfernt von der Hauptstadt. Sie konnte Hagra tanzen, allein, obwohl eigentlich eine Gruppe Frauen dazugehörte, die zu den Jira-Flöten sang und tanzte. Es war Hochzeitsmusik, ein Hochzeitstanz. Vielleicht hatte die Mutter solche Absichten mit dem Tanz verfolgt. Aneta! Wir warten auf deine Hochzeit!
    Aneta Djanali besaß Platten mit Hagra, es war schwer, sich zu der Musik nicht zu bewegen. Sie war in ihrem Körper, wie sie im Körper der Mutter gewesen war. Zu Hause hatte sie eine Koso, eine doppelt bespannte Trommel, die getrocknete Kalebasse gefüllt mit Sand, Niabara, und die Fingerringe, die in einem ewigen Rhythmus, Boyo, gegeneinander schlugen.
    Die Häuser glänzten im letzten Morgendämmern. Kurz vor Tagesanbruch hatte es geregnet, und auf dem unebenen Asphalt hatten sich Pfützen gebildet. Sie sah Frauen und Kinder auf dem Weg in den Kindergarten oder zur Schule. Sie sah keine Männer. Ein Lieferwagen überquerte eine Kreuzung, unterwegs zu einem Kaufhaus, das sie nicht sehen konnte.
    Sie hatte eine Vorahnung.
    Sie parkte im Halteverbot in der Querstraße gegenüber vom Eingang. Ihr Auto war genauso anonym wie alles andere, bevor der Morgen wirklich begann.
    Im Fahrstuhl war kein Spiegel, sie fuhr sich trotzdem tastend durch das Haar.
    Im Treppenhaus roch es aus einer Küche.
    Das Namensschild hing immer noch an der Tür.
    Sie drückte die Klinke herunter, und die Tür glitt auf. Plötzlich spürte sie ihren Puls.
    Sie öffnete die Tür ein wenig weiter und sah einen Schatten. Dann Dunkelheit.

7
    Es dauerte einige Sekunden, bevor sie begriff. Niemand hatte sie berührt. Die Dunkelheit war ein Teil des Raumes, vom Flur.
    Er hatte zwei Türen geschlossen, ein Geräusch, das sie nicht gehört hatte. Plötzlich war das Licht erloschen, als die Türen zuschlugen. Sie hörte ihn auf der anderen Seite der Schlafzimmertür. Es war kein angenehmes Geräusch. Sie spürte die SigSauer an ihrem Gürtel, an der Hüfte, eine Sicherheit.
    Er hatte hier nichts zu suchen. So war das Gesetz, und das war auf ihrer Seite, es stand hier neben ihr im schwarzen Talar und mit weißer Perücke, einen Reichsapfel in der Hand.
    Ein fetter Schatten.
    Am liebsten wäre sie umgekehrt, schnell, aus dem Haus gestürmt.
    Die Probleme dieser Menschen waren nicht die ihren. Und das Problem existierte gar nicht mehr. Die beiden hatten sich scheiden lassen und gingen getrennte Wege, oder Pfade, ins Land des Glücks. Irgendwo gab es das Glück, vielleicht überall, wie ein Versprechen an jedermann: Hier ist das Gras grüner, der Himmel blauer.
    Jetzt hörte sie einen Schrei von dort drinnen. Er schlug gegen die Tür, einmal, zweimal, dreimal. Bald würde die Axt durch die Furnierholzspäne ragen. Dahinter würde etwas auftauchen, das Jack Nicholsons irrem Gesicht gleichen konnte. Aber hier gab es niemanden, der »Cut it!« schrie.
    Höchstens sie.
    Er öffnete die Tür, wilde Augen, glänzend, ein leerer Blick.
    »Wer sind Sie?«
    »Polizistin«, sagte sie und hielt ihm ihren Ausweis sichtbar hin.
    »Po... Polizistin? Was machen Sie hier?«
    »Was machen Sie hier? Das ist nicht Ihre Wohnung.«
    »Mei. meine Wohnung? Zum Teufel, ich hab hier gewohnt. Hier hab ich GEWOHNT!«
    »Jetzt nicht mehr«, sagte Aneta Djanali. »Ich muss Sie bitten, die Wohnung zu verlassen.«
    Ja, dachte sie, so mach ich es. Sonst könnte es eine schmutzige Angelegenheit werden. Unangenehm.
    »Ich

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