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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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und Elsa auch dabei sein.«
    »Ich bin froh, dass du gekommen bist, Erik«, sagte Lotta Winter.
    Er nickte. Er hatte telefoniert. Angela und Elsa würden nicht kommen. Elsa schlief schon. Angela war verwundert. Ich bin keine bitch, hatte sie gesagt. Aber man fragt sich ja doch. Ist das so verwunderlich?
    In wenigen Minuten würde er nach Hause fahren.
    »Ich weiß nicht, was los ist«, sagte seine Schwester. »Ich muss mich zusammenreißen. Plötzlich ist alles so ... bedeutungslos geworden.«
    Sie sah müde aus im hässlichen Licht der Diele, müde und traurig.
    »Du weißt, dass es nicht stimmt«, sagte Winter. »Du hast sehr viel, das etwas bedeutet.« Er hörte selbst, wie hohl das klang.
    »Aber so ein Gefühl hab ich überhaupt nicht. Nicht jetzt.«
    »Komm mit.«
    »Jetzt? Wie, nee.«
    »Komm heute Abend mit zu uns, heute Nacht. Kristina ist ja schon in Gewahrsam der Behörden, oder?«
    Sie lächelte.
    »Sie ist draußen in den Schären, bei einer Freundin. Auf Brännö.«
    »Aha.«
    »Tja.«
    »Komm mit. Du musst nicht mal dein Glas austrinken. Ich hab mehrere Flaschen im Haus, Wein und Rum, was du willst.«

17
    Lotta verlangte, dass Winter vorher zu Hause anrufen sollte. Eine nette Überraschung, hatte Angela gesagt. Klar soll sie mitkommen. Unbedingt.
    »Wenn wir nur was Besonderes anzubieten hätten«, sagte sie, als sie kamen.
    »Erik hat mir siebzehn Fässer Rum versprochen«, sagte Lotta.
    Sie fuhr nach Hause, als es fast hell wurde.
    »Was wir am Tag nicht schaffen, machen wir in der Nacht«, sagte Angela. Sie stand am Fenster und sah die Rücklichter des Taxis in der Allen verschwinden.
    »Es gibt keinen Tag, gibt keine Nacht«, sagte Winter.
    »Ach nee.«
    »So ist es.«
    »Ich weiß nicht, ob das positiv oder negativ ist«, sagte Angela.
    »Es ist ein Zustand. Auf dem Meer.«
    »Ich glaub, ich möchte jetzt nichts mehr vom Meer hören, Erik.«
    »Bald wohnst du nur einen Steinwurf davon entfernt.«
    Sie sagte nichts, blieb am Fenster stehen. Im Osten war ein schwaches Glühen. Die Sonne ging auf, aber nicht überm Meer.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie.
    Er wartete, aber es kam nichts mehr.
    »Ich weiß es wirklich nicht«, sagte sie dann.
    »Was weißt du nicht?«
    »Das mit dem Meer. Das Grundstück. Das Haus.« Sie drehte sich um, heftig. »Vielleicht bin ich dort nur ... einsam. Ich und Elsa. Isoliert. So weit weg von allem.«
    »Elsa und du, ihr sollt doch nicht allein dort wohnen«, sagte er.
    Sie antwortete nicht.
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    Sie kam zum Sofa, wo er saß.
    »Wir müssen noch einmal darüber nachdenken«, sagte sie.
    »Bis jetzt ist es immer noch nur ein Grundstück«, sagte er. »Wir wollen es doch auf jeden Fall kaufen?«
    Sonntagvormittag machten sie einen Spaziergang im Park. Elsa aß ein Eis und schlief dann ein. Winter war ein wenig müde, vermutlich eine Folge vom letzten Fass Rum in der Morgendämmerung.
    Sie setzten sich ins Gras. Auf dem Kanal paddelte ein Pärchen in einem Kajak vorbei. Ein Lachen flog über das Wasser zu ihnen.
    Angela hatte einen dunklen Ring unter dem einen Auge.
    Sie musste um fünf zum Dienst. Das würde eine lange Nacht werden. Aber es gibt keine Nacht, dachte sie jetzt, es gibt keinen Tag im Krankenhaus, keine Nacht. Alles wird von der Hinfälligkeit des Körpers bestimmt, vom regelmäßigen Rhythmus des Austeilens der Medizin durch die Krankenschwestern. Und plötzlich konnte der Rhythmus von Alarm unterbrochen werden, vom schrillen Geheul der Krankenwagen vor der Notaufnahme.
    Alle Mann an die Pumpen.
    »Du interessierst dich ja plötzlich mächtig für die Fischerei«, sagte sie.
    »Angela.«
    »Ja, ich weiß, wir sollten nicht mehr darüber reden, aber nun hab ich schon mal angefangen.«
    »Ich finde . das war ich ihr schuldig.«
    »Du trägst große Schuld, Erik, ständig.«
    »Was soll das nun wieder bedeuten?«
    »Wie viele Anrufe gehen täglich bei euch ein von Leuten, die Angehörige vermissen oder einen Fahrraddiebstahl anzeigen wollen oder die Treppe runtergefAllen sind oder eins aufs Maul gekriegt haben?«
    Er antwortete nichts.
    »Ihr seid verpflichtet, all diese Leute persönlich zu treffen und euch eingehender über ihre Probleme zu informieren. Himmel, es müssen Hunderte sein in der Woche. Und ihr schafft es nicht. Was für Schuldgefühle ihr haben müsst!«
    Winter sah, dass Elsa sich auf der Decke bewegte. Angela hatte ihre Stimme nur wenig erhoben.
    »Können wir nicht später darüber reden,

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