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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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verbracht.
    Seine ältere Schwester war hier geblieben, in diesem Haus, erst mit Mann und Kindern und jetzt seit langem allein mit ihren Töchtern, Bim und Kristina.
    Aber die beiden waren inzwischen groß. Bim wohnte nicht einmal mehr zu Hause. Kristina war dabei, das Nest zu verlassen. Lotta Winter hatte das alles vorausgesehen und versuchte auf rationale Weise damit fertig zu werden, aber das war nichts, mit dem man einfach so fertig wurde. Du wirst ja selber sehen, hatte sie gesagt. Was sehen? Sehen, wie leicht das ist. Die Trennung? Die Trennung, JA, wir sprechen uns wieder, wenn Elsa bye, bye sagt. Bei dir klingt das so endgültig, Lotta. Ist es das denn nicht?, hatte sie gesagt. Du weißt, was ich meine, hatte er geantwortet. Ja, ja, entschuldige. Aber es ist . die Stille. Plötzlich ist es so still. Still.
    Er klingelte. Es war seit dreißig Jahren derselbe Klingelton. Den sollte sie mal gegen einen neuen austauschen.
    Was Neues und Fröhliches, Freches. Ein keckes Tüdelütt.
    Nach dem vierten Klingeln öffnete sie. »Sieh einer an, sieh einer an.« »Ich bin vorbeigekommen«, sagte er. »Das sehe ich.«
    »Willst du mich nicht hereinbitten?«
    Sie ging rückwärts in die Diele.
    Er legte ab, hängte seine Sachen an seinen Haken.
    »Ja . hier ist es ruhig und still«, sagte sie.
    »Sehr schön.«
    »Zum Teufel, nein«, sagte sie.
    »Fängst du auf deine alten Tage an zu fluchen?«
    »Na, vielen Dank für die alten Tage.«
    »Und warum fluchst du?«
    »Warum? Warum ich eine kräftige, gesalzene Sprache habe? Ich glaub, das kommt von den salzigen, kräftigen Winden vom Meer, das nur fünf Minuten Fahrt mit dem Mercedes von hier entfernt ist.«
    »Dort fluchen sie nie.«
    »Wie bitte?«
    »An der Westküste gibt es keine Fischer, die fluchen.« »Woher weißt du das?« Er erzählte es ihr.
    Sie saßen im Wohnzimmer. Der Ausblick war derselbe. Er konnte die Spielhütte sehen, in der er sich manchmal versteckt hatte.
    »Meine Sprache ist saftiger geworden, weil die Kinder mich nicht mehr hören können«, sagte sie. »Das ist meine Art an die Person anzuknüpfen, die ich einmal gewesen bin.«
    »Mhm.«
    »Ich höre, dass du einer Meinung mit mir bist.« »Mhm.«
    »Was sagt Angela dazu, wenn du an einem Samstagabend nicht bei ihr bist?«
    Er sah auf die Uhr.
    »Eigentlich sollte es nicht so spät werden.«
    »Und dann kommst du hierher und überraschst mich in meiner Einsamkeit in dieser Saturday night.« Sie nickte zu dem halb gefüllten Weinglas auf dem Tisch. »Und erwischst mich auf frischer Tat beim Trinken.«
    »Aber Lotta.«
    »Vielleicht bin ich wie Mama? Vielleicht ist eine Alkoholikerin in mir versteckt? Die nur auf die richtige Gelegenheit gewartet hat.«
    »Das stimmt«, sagte er.
    »Da hast du's.«
    »Ehrlich gesagt, Lotta, vielleicht brauchst du . einen Neuen. Einen neuen Mann.«
    »Soll ich wieder heiraten? Hahahahahahaha.«
    »Tja.«
    »Heirate doch selber. Tu das und dann kannst du mir Vorträge halten.«
    »Wie viel hast du eigentlich getrunken?«
    »Nur vier Flaschen Wein und ein Fass Rum.«
    »Wo ist Kristina?«
    »Die Jugendfürsorge hat sich ihrer angenommen.«
    »Ich hab wohl den falschen Moment für einen Besuch erwischt«, sagte er.
    »You picked the wrong time to come.«
    Winter schlug ein Bein über das andere. Er war es gewöhnt, sich mit seiner Schwester zu kabbeln, aber das jetzt war etwas schlimmer, schwerer.
    »Weißt du, wen ich da gerade zitiert habe?«
    »Was?«
    »Picked the wrong time ... das ist Dylan. Dem hörst du gerade zu. Genau das Lied ist es. Highlands. Hörst du?«
    Er hörte Dylan murmeln, well my hearts in the highlands . .. bluebells blazing where the Aberdeen waters flow.
    Ja. Das war merkwürdig. Aberdeen. Ein seltsames Zeichen, und er war klug genug, es nicht für etwas zu halten, was einfach vorbeiging, was nichts bedeutete. Überall gab es Zufälle, das Wichtige war, sie zu akzeptieren. Sich manchmal von Zufällen leiten zu lassen.
    Alles hat einen Sinn. Ja.
    Es gibt eine Oberhoheit.
    Dylan murmelte, auf dem Weg durch eine untergegangene Stadt, die in Ruinen lag und menschenleer war.
    »Das ist Musik, von der kriegt man ja richtig gute Laune«, sagte Winter.
    Sie lachte, wirklich, sie lachte.
    »Wann hast du denn zu dem fröhlichen Genre gewechselt?«, fragte sie. »Feel good-music?«
    »Haben sie dir das Telefon gelassen?«, fragte er. »Oder hat es dir die Jugendfürsorge auch weggenommen?«
    »Wieso?«
    »Wenn wir hier eine Party feiern, dann sollten Angela

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