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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Rauchstreifen am Horizont, wie das Lächeln seiner Tochter, wie das Kiefernwäldchen am Strand, wo ihr Ha...
    Das Telefon klingelte, du-du-du-du-du-du-du-du, er meldete sich, ohne die Musik leiser zu stellen, hörte die sanfte Stimme des Maklers, jetzt ist es wohl Zeit für eine Entscheidung, nicht? Wissen Sie, wie.?
    Ich weiß.

19
    Niemand hob ab. Aneta Djanali drehte sich um und sah die Kirchen auf der anderen Seite des Flusses und die wartende Seemannsfrau auf dem Pfeiler vor dem Seefahrtsmuseum, den Blick auf die Hafeneinfahrt gerichtet. Augen aus Stein, ein Körper aus Stein, diese Skulptur vereinte einen Teil des Lebens nah am Meer in diesem Teil der Welt. Sie hat immer dort gestanden.
    »Hast du mal drüber nachgedacht, was diese Skulptur symbolisiert?«, fragte sie Halders, der sich auch umgedreht hatte.
    »Ist das nicht ganz offensichtlich?«
    »Was ist offensichtlich?«
    »Sie wartet darauf, dass ihr Mann vom Meer heimkehrt. Sie ist voller Sorge. Sie heißt Seemannsfrau.« Er sah sie an.
    »Das weiß doch jeder Göteborger.«
    »Ich inklusive«, sagte Aneta Djanali.
    »Der Pfeiler ist Anfang der dreißiger Jahre gebaut worden, erst der Pfeiler und dann die Frau«, sagte Halders, »zwischen den Kriegen. Ich glaube dreiunddreißig.«
    »Was du alles weißt.«
    »Es interessiert mich.«
    »Was? Das Meer?«
    »Tja . die Geschichte dieser Stadt.«
    Zwei Schlepper zogen ein Containerschiff in den Hafen. Eine Fähre fuhr vorbei, auf dem Weg nach Dänemark. Sie sah, wie sich die Passagiere duckten, als die Fähre unter der Brücke hindurchglitt. Über dem Meer war ein blasses Licht, als ob dort alles unsicher wäre, riskant. Sie meinte zu sehen, dass der Blick der Seemannsfrau auf die Hafeneinfahrt gerichtet war.
    »Sie guckt eigentlich in die falsche Richtung«, sagte Halders und zeigte auf die Skulptur.
    »Wie meinst du das?«
    »Vielleicht kann man es von dort sehen ... ja ... sie schaut nicht aufs Meer, sondern hierher, zum Norra Älvstranden.«
    Er wandte sich zu ihr um und lächelte. »Sie schaut genau zu uns.«
    »Meinst du, darin steckt eine Symbolik?«
    »Die auf Forsblad verweist? Dass er in diesem Haus wohnt und sie uns hierher führt?«
    »Das ist eine interessante Theorie«, sagte Aneta Djanali.
    »Der Bildhauer konnte wahrscheinlich das Meer nicht lokalisieren«, sagte Halders. »Vielleicht war es neblig an dem Tag, als die Dame aufgestellt wurde.«
    Aneta Djanali lachte. Der Katamaran der »Stena-Linie« fuhr vorbei. Sie sah Passagiere auf dem Achterdeck, die genau wie die Seemannsfrau zum nördlichen Ufer spähten, wo sie stand. Sie spürte einen Impuls zu winken. Als Kind hatte sie das getan, oft. Damals gab es mehr Schiffe im Hafen. Manchmal konnte man vor lauter Schiffen nicht die andere Hafenseite sehen, »Sie ist eigentlich ein Denkmal«, sagte Halders, »zur Erinnerung an alle Seeleute und Fischer, die im Ersten Weltkrieg umgekommen sind, und alle Schiffe, die untergegangen sind.«
    »Dann wartet sie ja vergeblich«, sagte Aneta Djanali.
    Winter fuhr zum Essen mit dem Rad nach Hause. Angela hatte drei zusammenhängende Tage frei. Sie wollte sich in der Stadt herumtreiben, hatte sie gesagt, und Elsa durfte sich mit herumtreiben.
    Aber jetzt war sie zu Hause. Der Fisch war einfach und gut, nur ein bisschen Olivenöl, Zitrone, ein wenig Butter, Estragon und ein anderes frisches Gewürz, das er zunächst nicht identifizieren konnte. Er hatte immer noch einen Schweißfilm auf dem Rücken vom Radfahren.
    »Gegen wen bist du eigentlich um die Wette gefahren?«, fragte sie.
    »Gegen mich selbst, wie immer«, sagte er und lächelte Elsa an, die mit nachdenklicher Miene vom Fisch kostete.
    »Wer hat gewonnen?«
    »Ich.«
    »Eine psychologisch ganz schön geschickte Veranstaltung, oder?«
    »Wollen wir am Wochenende mit dem Rad zum Grundstück fahren?«, fragte er.
    »Hast du Lust dazu, Elsa«, fragte Angela, »mit dem Fahrrad ans Meer fahren?«
    »Ja, ja!«
    Er nahm sich von den gestampften Kartoffeln.
    »Das ist also entschieden«, sagte er. »Der Deal ist unter Dach und Fach, wie wir auf Schwedisch sagen.«
    »Das ist eine Fahrradtour wert«, sagte Angela.
    Ja, dachte er. Alle hatten auf seine Entscheidung gewartet, er eingeschlossen. Aber jetzt war es entschieden. Es ging ja nur um ein Grundstück.
    Nein. Es war eine weit größere Entscheidung.
    Er sah seine Familie an, die ihn ansah. Mist, er wollte doch gar nicht, dass andere auf seine Entscheidung warten mussten. Dass ein Teil seines Ichs sich

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