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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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entschied.
    Ständig bin ich dabei, mich ein Stück zu entfernen und muss mich selbst zurückholen, mich zurückarbeiten. Ich versuche es. Dieser Tage bin ich nicht ans Telefon gegangen.
    Es hilft nichts.
    Was mache ich falsch?
    Es sollte leichter sein.
    Es wird leichter. Alles ist besser denn je, oder? Ich bin öfter hier denn je, oder? Ich bin dort, aber auch hier, und ich bin dabei, zu einem Gleichmaß zu finden. Ja, ein Gleichmaß. Und das verdanke ich ihr. Und ihr. Beiden.
    Denken alle wie ich? Einer von den beiden sagte etwas.
    »Äh...?«, sagte Winter.
    »Elsa hat einen Nachtisch gemacht«, wiederholte Angela.
    »Mmmm«, sagte er.
    »Oooobstsalat mit gaaanz viel Saaaahne«, sagte Elsa. »Mein Lieblingsnachtisch«, sagte er. »Ja!«, rief Elsa.
    »Sehr effektvoll, wenn man nicht abnehmen will«, sagte er und sah Angela an.
    »Sehnst du dich . nach deinem Ursprung?«, fragte er über dem Espresso.
    »Warum fragst du danach?«
    »Ich weiß nicht . sehnst du dich?«
    »Sehnsucht . ich weiß nicht . Manchmal überlege ich schon, wie es geworden wäre, wenn ich dort geblieben, wenn ich dort geboren worden wäre.«
    »Das ist ja schon mal ein Ausgangspunkt«, sagte er.
    »Wäre ich in Leipzig geboren worden, hätte ich immerhin ein bewegtes Leben gehabt, wenn man bedenkt, was den Menschen dort alles passiert ist«, sagte sie.
    »Die Familie Hoffman hat allerdings ein bewegtes Leben gehabt«, bestätigte Winter.
    »Ich nicht, jedenfalls nicht so. Ich bin ja hier geboren worden.«
    »Auch für dich ist es indirekt bewegt gewesen.« »Vielleicht.«
    Sie hörten Elsa in ihrem Zimmer. Sie baute etwas, das dann zusammenkrachte, sie baute, es krachte, sie baute, es krachte und doch war sie reif genug, um darüber zu lachen. Tja. Das war nicht ungewöhnlich. Sachen, die aufgebaut wurden, krachten zusammen.
    »Ich glaube, ich wäre auch in Deutschland Ärztin geworden«, sagte sie.
    »Warum glaubst du das?«
    »Es gibt so viele Menschen, die Hilfe und Pflege brauchen,«
    »Wer?«
    »Du zum Beispiel.« »Ja.«
    Sie zog mit dem Finger Kreise am Tassenrand entlang. An der Untertasse entstand ein Geräusch, das wie dünne Musik klang.
    »Was meinst du, wann wir anfangen zu bauen?«
    »Wenn wir sagen, jetzt ist es so weit«, antwortete er.
    »Und wann ist es so weit?«
    »Wenn wir es sagen.«
    »Und wann sagen wir es?«
    Er dachte an das, was er eben gedacht hatte. Wer auf wen wartet, auf wessen Entscheidung.
    »Wenn du willst«, sagte er.
    Angela und Elsa fuhren mit ihm im Fahrstuhl zum Vasaplatsen hinunter.
    Er schob sein Fahrrad bis zum Kiosk. Angela und Elsa wollten zum Kapellplatsen in eine Buchhandlung.
    »Wollen wir nicht verreisen?«, fragte Winter. »Bald. Feiern. Unseren Entschluss feiern.«
    »Wir wollen doch Samstag mit dem Fahrrad ans Meer.«
    »Wir können auch an ein anderes Meer fahren. Woanders.«
    »Wann?«
    »Bald.«
    »Meinetwegen gern. Ich hab genügend Überstunden, Wochen.«
    »Gut.«
    »Aber du hast doch keine Zeit?«
    »Was meinst du, warum ich Wochenenden und Abende fern von der Familie arbeite?«, sagte Winter.
    »Ha, ha, ha.«
    »Jetzt kommt die Belohnung«, sagte er. »Marbella?«, fragte Angela. »Warum nicht.« »Rufst du deine Mutter an?«
    Er winkte ihnen ein »Ja« zu und schwankte mitten auf die Kreuzung der Vasagatan hinaus, und ein erboster Autofahrer hupte anhaltend.
    Als Halders und Aneta Djanali zurück zum Auto gingen, kam der schwarze Volvo V40. Er fuhr schnell und parkte zwei Autolängen entfernt. Eine Frau stieg aus und knallte die Tür hinter sich zu. Aneta Djanali erkannte sie.
    »Ich hab sie in Forsblads Gesellschaft gesehen«, sagte sie.
    »Im Gericht.« »Im Gericht?«
    »Er arbeitet beim Amtsgericht. Sie war bei ihm.«
    »Das Autokennzeichen stimmt«, sagte Halders.
    »Entschuldigung«, sagte Aneta Djanali zu der Frau, die gerade an ihnen vorbeiging. Sie schaute auf, schien jedoch nicht zu bemerken, dass Aneta Djanali sie angesprochen hatte. Sie war blond, aber an den Haarwurzeln war das Haar dunkler. Ihre Gesichtszüge waren scharf und merkwürdig klein proportioniert im Verhältnis zu ihrer Größe. Sie war groß, trug ein elegantes, einfaches und vielleicht teures Kleid, einen Mantel, der leicht und bequem wirkte, dessen Farbe aber nicht zum Kleid passte, Schuhe, die unbequem aussahen. Sie hatte es eilig.
    »Einen Augenblick bitte«, sagte Aneta Djanali. Halders hatte sich ihr schon in den Weg gestellt und hielt den Ausweis hoch. Die Frau blieb stehen. Sie sah ihn und Aneta

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