Segel aus Stein
unterm Polizeipräsidium auf dem Ernst Fontells plats.
Aneta riet, wohin sie unterwegs waren, aber sie spürte etwas wie Verwirrung, nicht Schwindel wie früher, nur etwas, das sie daran erinnerte.
Der V40 wurde von Susanne Marke gefahren. Aneta Djanali hatte sie in einer der übrig gebliebenen Straßen in der alten Nordstan einsteigen sehen. Dort hatte Aneta gewartet. Sie wusste, wo Susanne Marke am Nachmittag sein würde, weil sie sich danach erkundigt hatte. Als Arbeitsschluss hatte sie auf vier Uhr getippt, und das war ein Treffer.
Aber sie konnte nicht erraten, wohin Susanne Marke jetzt unterwegs war. Sie hatte Fredriksdal erreicht und fuhr auf die schon bekannte Auffahrt vor dem Haus der Lindstens. Sigge Lindstens Auto war nicht da. Aneta Djanali fuhr vorbei und sah im Rückspiegel, wie Susanne Marke aus dem Auto stieg und auf das Haus zuging, ohne sich umzusehen. Dann machte die Straße eine Biegung, und Susanne Marke war aus Anetas Blickfeld verschwunden.
Fünfhundert Meter weiter nördlich drehte sie an einer schmalen Kreuzung um. Als sie zurückkam, war Susanne Markes Auto verschwunden.
»Forsblad ist heute Nachmittag nicht an seinem Arbeitsplatz erschienen«, sagte Halders, als sie vom Auto aus anrief. »Und in seinem Liebesnest in Älvstranden hebt niemand ab.«
»Ich hab sie vor zehn Minuten gesehen«, sagte Aneta Djanali.
»Bist du da draußen?«
»Nein, sie ist zu Lindstens Haus gefahren.«
»Das ist ja ein Ding.«
»Es war nur ein kurzer Besuch.«
»Woher weißt du das?«
Sie erzählte es.
»Du weißt immer noch nicht, wie Anette Lindsten im Augenblick aussieht, oder?«, sagte Halders.
»Nein, wa.« Und dann verstand sie, was Halders meinte.
»Da täuschst du dich gewaltig«, sagte sie.
»Manchmal muss man um die Ecke denken«, sagte Halders.
»Glaubst du das wirklich?«, sagte Aneta Djanali, sprach aber mehr zu sich selber. »Nein, so sehr kann sie sich nicht verändert haben.«
»Am besten, wir kriegen es heraus, oder? Damit wir sicher sein können.«
Sie saß mit dem Hörer in der Hand da. Susanne Marke war Anette Lindsten, die Susanne Marke war, die.
Nein.
Aber Sigge Lindsten hatte angerufen. Wenn er nun Sigge Lindsten war. Vielleicht hatte er ihr einen gefälschten Führerschein gezeigt. Das Haus in Fredriksdal war vielleicht nur eine Kulisse wie in einer Filmstadt. Das Ganze war nur ein Film. Plötzlich fiel ihr ein, dass es in Ouagadougou ein Filmfestival gegeben hatte. Sie war im Kino gewesen in Ouagadougou, ein undichter Bunker, Licht war durch die zehntausend Ritzen in den Wänden gesickert. Es war ein einheimischer Film gewesen, der überraschenderweise von Menschen handelte, die in einer Wüstenstadt lebten. Die Stadt schien keine Götter oder andere Geister zu haben. Im Film wurde More gesprochen, die Bilder waren mit französischen Untertiteln versehen, und sie verstand die Worte, jedoch nicht den eigentlichen Inhalt dessen, was die Menschen sagten. Es war nicht nur eine andere Kultur, es war eine andere Welt.
Die beiden Männer, die sie in Anette Lindstens Wohnung getroffen hatte, waren vielleicht doch Anettes Vater und Bruder. Aber die Wohnung lief unter ihrem Namen. Susanne Markes Wohnung lief unter Susanne Markes Namen. Das Auto lief unter Bengt Markes Namen.
Wer war Bengt Marke? Hieß er vielleicht auch Hans Forsblad? Oder Heintz Fritsfrütz? Sie kicherte. Dann spürte sie, dass es kühl wurde.
Sie startete das Auto und fuhr nach Süden, weit nach Süden.
Winter erwischte Steve Macdonald in der Lunchzeit.
»Rate mal, was ich esse«, sagte Macdonald.
»Ich weiß, woher es kommt«, sagte Winter.
»The fish or the chips?«, fragte Macdonald.
»Ich kenne den Fischer, der den Schellfisch aus dem Meer geholt hat«, sagte Winter.
»Das ist ja phantastisch«, sagte Macdonald, »ist hier unter der Panade irgendwo ein Stempel?«
Winter erzählte ihm von seinem Besuch auf Donsö.
»And now his father has gone walkabout in the Highlands.«
»Jedenfalls ist er immer noch verschwunden. Oder so, er hat sich nicht gemeldet.«
»Hast du eine Suchmeldung rausgegeben?«
»Ja.«
»Schick alle Angaben rüber, dann red ich mal mit den Leuten in Inverness.«
»Danke, Steve.«
»Und sonst?«
»Ich werde ein Haus bauen. Am Meer.« Winter machte eine kleine Pause. »Glaube ich.« Macdonald lachte.
»Deine Entschlossenheit gefällt mir.«
»Es ist ein schönes Grundstück«, sagte Winter. »Man kann das Meer riechen.« »Gut.«
»Fährst du manchmal nach
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