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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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bewusst zu sein. Er hatte so etwas schon oft erlebt. Eine Art geistige Vorbereitung auf das Schlimmste. Es zu wissen, bevor man es mit Sicherheit wusste. Mit der Trauerarbeit schon vorher zu beginnen.
    Er hatte sich selbst so verhalten, vor einigen Jahren in einem Flugzeug auf dem Weg nach Marbella. Sein Vater würde bald sterben, und Winter wusste es, ohne es zu wissen.
    »Was hat er erzählt, wenn er mal etwas sagte? Du wirst ihn doch gefragt haben?«
    Sie sah Inseln, Klippen und Schären vorbeifliegen und drehte sich um, als wollte sie sich überzeugen, ob es sich wirklich um Brännö, Asperö handelte. Es war ihre Welt. Winter sah sich auch um. Alles war ihr vertraut, alles, was so nah am Wasser war. Göteborgs Zentrum lag nicht am Meer. Dies hier lag am Meer, sogar im Meer.
    »Es waren nur zwei Reisen«, sagte sie, »Also vor dieser.«
    Er wartete. Sie näherten sich der Einfahrt, er sah die Gebäude von Nya Varvet, die Pflegehochschule in den alten Kasernen der Marine, die ein neues Gewand bekommen hatten. Alles dort hatte ein neues Gewand bekommen. Alles in der Hafeneinfahrt war ihm bekannt, auch die veränderten Fassaden. In seiner Jugend war er Tausende von Malen mit seinem Fahrrad durch Nya Varvet gefahren und auch viele Male später. Dort ging er manchmal mit Angela und Elsa spazieren. Die »Revelje« hatte im Sommer eine schöne Terrasse, vielen unbekannt, was auch gut war. Ein Bier, zwanzig Meter vom Wasser entfernt, ein paar gegrillte Fischgerichte, ein Putenspieß, der Jahr für Jahr wieder auf der Karte erschien.
    »Wann war er das letzte Mal dort?«, fragte Winter.
    »Das ist lange her . mindestens zehn Jahre.«
    »Warum ist er damals gefahren?«
    Johanna Osvald sah Winter an.
    »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Am Kai wartete ein Streifenwagen. Das ging schneller, als wenn sie in Saltholmen angelegt hätten und Winter sie über den schmalen langsamen Weg durch Langedrag zum Flugplatz gebracht hätte.
    »Schaffe ich es?«, fragte sie, als sie sich in den Wagen setzte.
    »Jetzt schaffst du es«, sagte Winter und nickte dem Fahrer zu. Es war Polizeiinspektor Morelius, ein alter Bekannter aus einer anderen Zeit.
    »Darf man das eigentlich?«, fragte Johanna Osvald.
    »Was?«
    »Mit einem Polizeiboot fahren und dann mit einem Polizeiauto, um ein Flugzeug zu erreichen?«
    »Ja.«
    Morelius startete den Wagen.
    »Ruf mich an, wenn du angekommen bist«, sagte Winter, »wenn du . die Identifizierung hinter dir hast.«
    Das klang plump, aber wie sollte er es ausdrücken? Wenn du deinen toten Vater erkannt hast?
    Sie nickte.
    »Mein Kollege in Inverness, Craig, holt dich vom Flugplatz ab oder schickt einen Wagen.«
    Sie nickte wieder und Morelius fuhr davon in Richtung Kungsten und zur Autobahn, an Frölunda vorbei und weiter nach Osten. Winter sah auf seine Uhr. Das war schnell gegangen. Sie würde es schaffen. Sie hätte einen Tag warten können, aber er wollte es auch wissen. Er wusste es nicht und er wollte es wissen. Er spürte . eine Anziehung . der Gedanke an Axel Osvald ließ ihn nicht los. Oder an John Osvald. Da war etwas, das wollte er wissen oder danach suchen.
    Es gab ein Rätsel.
    »Wir müssen wieder raus«, sagte der Schiffer auf dem Polizeiboot. »Wir können Sie auf Saltholmen absetzen.«
    Während der kurzen Fahrt zurück in den Bootshafen stand er draußen an Deck. Auf dem Weg in die Stadt mit dem Auto dachte er weiter nach.
    Rätsel. Es gibt ein Rätsel. Irgendetwas ist damals geschehen, was zu dem, was jetzt passiert ist, geführt hat. Es gibt keine Zufälle. Es gibt einen Grund dafür, dass Axel Osvald dort gefunden wurde, wo er gefunden wurde. Oder einen Grund für seinen Tod. Jemand oder etwas führte ihn in den Tod. Ich glaube nicht, dass es die Oberhoheit war. Oder gab es das? Eine Art Oberhoheit?
    Sie aßen zu Abend. Halders hatte Grießbrei gekocht, nachdem erst Magda und dann Hannes ihn darum gebeten hatten.
    »Ich hab noch nie Grießbrei gegessen«, sagte Aneta Djanali.
    Alles auf ihrem Teller war weiß, der Brei, die Milch, der Zucker. Der Teller war weiß. Hätte sie nicht gehört, wie Magda sich Grießbrei wünschte, sie hätte Fredrik im Verdacht gehabt, das sollte eine Art Witz sein.
    »Das hast du wohl!«, sagte Magda.
    »Nein, es ist wahr.«
    »Du hast doch gerade eben gegessen! Ich hab gesehen, wie du deinen Löffel genommen hast.«
    »Ja, jetzt, aber vorher noch nie.«
    »Was habt ihr denn für Brei bei dir zu Hause gegessen, als du klein warst?«, fragte Magda. Ihr

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