Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
erschüttern.« Ringmar fuhr mit dem Finger am Tellerrand entlang und schaute auf. »Axel Osvald fährt sofort los, als er die Nachricht bekommt. Auf der Stelle. Die Frage ist also, ob er etwas darin gesehen hat, was wir nicht sehen können. Etwas, das er erkannte.«
    »Oder ob noch etwas gekommen ist, wovon wir nichts wissen«, sagte Winter, »Andere Nachrichten, gleichzeitig.«
    »Ja.«
    »Er ist früher schon mal dort gewesen«, bemerkte Winter.
    »Vielleicht wusste er, wer die Nachricht geschrieben hat«, sagte Ringmar.
    »Oder er hat es erraten«, entgegnete Winter.
    »Aber seine früheren Reisen haben kein Ergebnis gebracht«, sagte Ringmar.
    »Das wissen wir nicht«, sagte Winter.
    »Und offenbar weiß es auch niemand anders«, sagte Ringmar.
    »Doch«, widersprach Winter.
    »Wer?«
    »Er selber, Axel Osvald.« »Ja, vielleicht.«
    Ringmar beschloss, noch eine Tasse Kaffee zu trinken, stand auf und ging zu dem hübschen kleinen Holztisch, auf dem die Kaffeekanne auf einer Wärmeplatte stand. Vor einer Minute hatte er gesehen, wie frisch gefilterter Kaffee gebracht worden war.
    Winter folgte ihm mit dem Blick. Es gab niemanden, der so viel Kaffee trank wie Bertil, und niemanden, der all das merkwürdige Hexengebräu ertrug, das zum Job gehörte. Überall wurde einem Kaffee angeboten. Das war noch schlimmer als im Leben eines Landbriefträgers. Der Inhalt mancher Tassen musste mit dem Löffel gegessen werden.
    Und Ringmar schaffte es immer noch, um eine zweite Tasse zu bitten.
    Er kam zurück und setzte sich.
    »Es hat ja den Anschein, als wäre Axel Osvald total durchgeknallt«, sagte er.
    Winter zuckte mit den Schultern.
    »Oder nicht?«
    »Na ja, wenn wir davon ausgehen, dass er bei seiner Klettertour die Berge hinauf Stück für Stück seine Kleidung selber abgelegt hat«, sagte Winter.
    »Er wirkte doch schon in diesem Ort oder der Stadt verwirrt.«
    »Wer behauptet das eigentlich?«, fragte Winter.
    »Gab es nicht mehrere Zeugen?«, sagte Ringmar.
    »Seit wann hast du denn Vertrauen zu Zeugen, Bertil?«
    »Hoffentlich hat das niemand gehört«, antwortete Ringmar und sah sich um.
    »Die haben ihn vielleicht für verwirrt gehalten, aber das kann doch an der Sprache gelegen haben, oder? Wen man nicht versteht, der kann seltsam wirken.«
    »Ja«, sagte Ringmar, »da ist was dran. Und vor Allen Dingen, wenn es sich um Briten handelt. Muss man nicht alle, deren Muttersprache nicht Englisch ist, für verwirrt halten? Ist das nicht die englische Einstellung?«
    Winter lächelte.
    »Hier geht es um Schotten«, sagte er.
    »Und?«
    »Die sind mehr uns Nordländern verwandt.«
    »Das hat Axel Osvald bei seinem Versuch zu kommunizieren nichts geholfen«, sagte Ringmar.
    »Nein, da hast du Recht.«
    »Aber er könnte natürlich versucht haben, etwas zu sagen, was gar nicht verrückt war«, sagte Ringmar.
    »Er KÖNNTE verwirrt gewesen sein«, sagte Winter.
    »Wovon?«
    »Zu viel Alkohol?«, sagte Winter.
    »Hast du seine Enkelin nach seinen Trinkgewohnheiten gefragt?«
    »Nein.«
    »Glaubst du, er war betrunken?«, sagte Ringmar.
    »Nach Aussage von Craig und seiner Zeugen nicht«, sagte Winter. »Ich hab ihn tatsächlich danach gefragt.« Er beugte sich vor. »Die Obduktion wird ja den Alkoholgehalt zeigen.«
    »Ist er vergiftet worden?«, fragte Ringmar.
    »Mit was?«
    »Irgendein Rauschgift. Gift.«
    »Damit meinst du heimlich vergiftet?«, fragte Winter.
    »Ja. Jemand könnte ihm ja was ins Bier oder ins Essen geschmuggelt haben.«
    »Sollen wir den schottischen Pathologen bitten, danach zu suchen? Falls er das nicht schon von sich aus tut.«
    »Ich weiß es nicht, Erik. Vielleicht sind wir in unseren Überlegungen auch schon viel zu weit gegangen.«
    »Ist das nicht unsere Methode?«, fragte Winter.
    »Ja, schon.«
    »Wo sind wir also? Alkohol und Rauschgift hatten wir schon. Was gibt es?«
    »Entsetzen«, sagte Ringmar.
    »Entsetzen vor was?«
    »Irgendwas, das er gesehen hat.«
    »Oder was er gehört hat?«, sagte Winter.
    »Nein, gesehen.«
    »Was hat er gesehen?«
    »Seinen Vater.«
    »Würde er dann Entsetzen empfinden?« »Das kommt darauf an.« »Auf was?«
    »Wer sein Vater war«, sagte Ringmar. »Wer er war? Nicht wie er war?« »Wer er war. Wie er geworden ist.« »Ja.«
    »Oder wie er immer gewesen ist.« »Hmh.«
    »Das hat mit der Vergangenheit zu tun«, sagte Ringmar. »Hängt das nicht immer zusammen?« »In diesem Fall mehr denn je«, antwortete Ringmar. »Und wie?«
    »Das, was mit seinem Vater

Weitere Kostenlose Bücher