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Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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Bürgermeister gewählt hatte, blutete aus einer Wunde über dem Ohr, und das Grauen stand ihm ins bleiche Gesicht geschrieben. Die Männer, die mit ihm gegangen waren, umringten ihn jetzt mit finsteren Mienen. Einer der Zirkusartisten hielt ein Repetiergewehr in der Hand, das etwa in Chaisons Richtung zeigte.
    Corbus breitete seine riesigen Hände aus, jetzt sprachen Trauer und tiefes Leid aus seinen Zügen. »Unsere Stadt«, rief er. »Unsere Stadt kann niemand retten außer uns selbst.«
    Â»Das können Sie aber nicht, wenn Sie tot sind«, polterte Chaison, um mit seinem schroffen Ton Corbus’ theatralischem Gehabe die Luft abzulassen. »Hier zu bleiben ist eine schlechte Taktik.«
    Corbus schüttelte den Kopf. »Sehen Sie doch nur«, flehte er und deutete an Chaison vorbei, als könnte er durch die Bunkerwände sehen. »Nur zwei Schiffe sind eingedrungen! Nicht mehr als zwei! Die übrigen wurden zerstört.«
    Chaison schüttelte den Kopf und kletterte zu ihm und seinen Begleitern hinab. »Nicht zerstört«, rief
er so laut, dass alle es hören konnten. »Nur lahmgelegt. Außer Gefecht gesetzt haben wir bestenfalls zwei. Dafür haben uns Neverlands Vororte eingekreist. «
    Der Artist zwinkerte berechnend. »Und was schlagen Sie nun vor? Sollen wir kapitulieren?«
    Â»Kapitulieren kann man in verschiedenen Stufen«, gab Chaison zurück. »Das ist der einzige Vorteil, den wir in diesem Kampf jemals hatten. Die Gretel mussten einige Verluste einstecken – wahrscheinlich mehr, als sie dachten. Jetzt ist die Zeit für Verhandlungen gekommen. Sie könnten verlangen, dass die Viertel erhalten bleiben, dass Stonecloud nicht absorbiert wird, sondern eine eigenständige Stadt …«
    Er wurde unterbrochen. Einer der Telegrafisten stürmte in den Raum. Der Mann hatte seine Flaggen in einen Rucksack gesteckt, nun flatterten sie hinter ihm in der Luft, als wäre er von einem Dutzend riesiger bunter Pfeile durchbohrt worden. »Die Schiffe, die wir mit den Häusern eingeschlossen haben – sie sind wieder frei«, rief er. »Und sie sind unversehrt.«
    Chaison nickte. »Sie werden in wenigen Minuten hier sein. Wir müssen jetzt fort.«
    Corbus richtete sich auf und schaute sehr würdevoll auf Chaison nieder. »Admiral Fanning, ich danke Ihnen für Ihre Hilfe. Von jetzt an machen Stoneclouds Bürger alleine weiter.«
    Â»Und was wollen Sie erreichen?« Mehr fiel Chaison darauf nicht ein. Als er erkannte, wie töricht er mit einem Mal dastand, runzelte er die Stirn und mahnte: »Wenigstens ein taktischer Rückzug zu einer neuen Kommandozentrale …«

    Es war zwecklos. Chaison hörte das Dröhnen großer Düsentriebwerke näher kommen und wusste, dass alle anderen es ebenfalls hörten. Mindestens zwei Kreuzer umkreisten nun den Bunker.
    Â»Wir müssen dieses Schiff in unsere Gewalt bringen! «, rief Corbus. »Wenn wir die Schiffe zerstören, werden die Städte … die Städte …« Offenbar fiel ihm etwas ein, und für einen Moment verzerrte sich sein Gesicht in mörderischem Hass. Doch dann runzelte er die Stirn, wie um die eigenen Gedanken von sich zu weisen, und reckte die Faust in die Luft. »Für Stonecloud! Für unsere Stadt! Kommt mit mir, und wir werden sie retten!« Aus einigen Kehlen drang zaghafter Jubel, und eine Handvoll Männer folgte ihm, als er kehrtmachte und im Korridor verschwand.
    Der Mann mit dem Gewehr schaute ihm nach, dann wandte er sich Chaison zu und sah ihn traurig an. »Kümmern Sie sich um ihre Sicherheit«, bat er. Dann sprang er hinter seinem Bürgermeister her.
    Chaison winkte die Zurückgebliebenen näher heran. »Begeben Sie sich in die Räume, die am besten zu verteidigen sind, schließen Sie die Türen und bleiben Sie dort«, sagte er. »Wie es auch ausgeht, es wird nicht lange dauern.«
    Â»Dann haben wir verloren?«, fragte einer der Pagen.
    Â»Jedenfalls werden wir nicht siegen.«
    Â 
    Das einzige verfügbare Bike war kanariengelb und mit bunt schillernden Stickern beklebt, die Werbung für DIE BESTEN CURRYTASCHEN DER STADT! machten. Die Aufkleber glitzerten wie Leuchtfeuer in den Sonnenstrahlen, die zwischen den himmelhohen Häusern hindurch
hereinfielen. Derart auffällig zu sein war verdammt ungünstig, denn Antaea wollte geradewegs auf die Kreuzer der Gretel

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