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Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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zufliegen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ins Fadenkreuz eines Schützen mit beschränkten Geistesgaben, aber scharfen Augen geriet. Bei dem Gedanken schmiegte sie sich noch fester an die heiße Wölbung des Jets.
    Zum Glück hatten die Gretel, nachdem sie die Holzlanzen aus ihren Schiffen gezogen hatten, auf alles geschossen, was ihnen vor die Rohre kam, und deshalb war der Luftraum mit Trümmern verstopft. Sie musste auf einem komplizierten Kurs um die Habitaträder herumfliegen, weil jede verirrte Rakete, die in die Ansaugöffnung geriet, das Bike zerstören konnte. Auf Blätter oder Äste achtete sie allerdings nicht – davon wurden etliche lichterloh brennend aus dem Auspuff gerülpst.
    Die Gretel waren ohnehin mit einem kleinen, aber folgenschweren Feuergefecht im Umkreis von Chaisons Kommandozentrale beschäftigt. Es hatte den Anschein, als würden dort ein paar Dummköpfe letzten Widerstand leisten; bei dem Gedanken, eine der fernen Gestalten könnte Chaison sein, blieb ihr fast das Herz stehen … Aber so dumm konnte er doch wohl nicht sein … Sie blinzelte gegen den Fahrtwind, beschleunigte – und stieß prompt mit etwas zusammen.
    Das Bike erbebte zwischen ihren Schenkeln, ließ ein gewaltiges Tröten hören und begann unkontrolliert zu schleudern. Sie sah gerade noch, dass sie eine Fahne aus Funken und Rauch hinter sich herzog, dann ließ sie los und überantwortete die verdammte Maschine ihrem ungewissen Schicksal. Sie selbst trudelte wieder genauso haltlos durch die Luft wie vor ein paar Minuten.

    Sie klappte ihre Flügel aus, wodurch ihr die Füße nach vorne gerissen wurden. Genau vor ihr (oder unter ihr, wenn sie ihrem Innenohr glauben konnte) trieb eine Wolke aus Felsbrocken; und sie wurde geradewegs hineingetragen. Antaea stieß einen faustgroßen Stein beiseite, berührte mit der Ferse einen zweiten von der Größe ihres Kopfes und schleuderte ihn nach links weg. Sekundenlang hatte sie das Gefühl, bergab von einem Felsen zum nächsten zu springen. Dann hatte sie die Wolke durchquert. Hinter ihr krachten Schüsse.
    Die Zirkuskugel lag vor ihr. Sie war stark geschrumpft und trug einen Pelz aus gesplitterten Planken. Ein Schwarm Gretel-Soldaten umkreiste sie, nahe dem Haupteingang kauerten einige hart bedrängte Verteidiger hinter ihren Schilden. Als Antaea ihre Flügel auf Normalflug umstellte, sah sie, wie einer der Männer sich aufrichtete. Es war Corbus der Kraftmensch. Er schrie etwas und schwenkte mit einer ungeheuer dramatischen Geste sein Gewehr über dem Kopf.
    Dann trafen ihn Dutzende von Kugeln. Er hustete und wurde nach hinten geschleudert. Antaea wandte sich traurig ab und trat in die Bügel. Ihre Schwingen trugen sie um die Kugel herum, weg von dem grausigen Blutbad. Sie landete auf den von Schüssen durchlöcherten Planken, krallte sich mit den Zehen fest und schaute nach oben.
    Acht Bike-Flieger steuerten auf sie zu. Vier zielten mit ihren Gewehren auf ihren Kopf. Antaea hob die Hände, und dabei wurden wie in einer albernen Parodie auch ihre federgelagerten Flügel nach oben gezogen.
    Ein riesiger Schatten schoss über den Horizont des Bunkers und ließ die Bike-Schar auseinanderstieben.
Zwei der Maschinen wurden davongewirbelt. Antaea hielt sich die Ohren zu, als mit lautem Dröhnen ein Jet heranbrauste. Fast hätte sie den Halt verloren, als die heißen Abgase über sie hinstrichen. Dann drehte sich der Angreifer, ein Katamaran, mitten im Flug um sich selbst und hielt für einen winzigen Moment an.
    Er sah ziemlich ramponiert aus. Zwei sechs Meter lange spindelförmige Gondeln hingen zu beiden Seiten eines großen und sehr leistungsstarken Turbopropellers, der nun mit schrillem Kreischen das Boot gegen die Bikes lenkte.
    Die Gretel feuerten zwar, aber der Katamaran war schon zu nahe. Erst auf den letzten Metern nahm er Gas weg. Aus einer der Gondeln sprang eine kleine Gestalt mit einem großen Schwert; ein Flieger wehrte den ersten Hieb unbeholfen mit seinem Gewehr ab, wurde aber durch die Wucht des Angriffs von seinem Bike gestürzt. Der kleine Schwertkämpfer setzte beide Füße an die Flanke der qualmenden Maschine und stieß sich ab. Sein Ziel war das nächste Bike, aber dessen Pilot hatte sein Gewehr zu schnell im Anschlag.
    Antaea warf ihr Schwert nach ihm. Es traf ihn unter der Schulter, ohne sich hineinzubohren, aber er verriss ihm

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