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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Mobilmachung. Brian hatte nicht mal auf sein Telegramm gewartet.
    Brian junior und George kamen zum Mittagessen nach Hause und gingen nicht eher, bis ihr Vater weggefahren war – und verspäteten sich zum erstenmal überhaupt in der Schule. Nancy und Carol kamen gerade noch rechtzeitig aus ihrer Schule, der nur wenige Blocks entfernt liegenden Central High School, um ihrem Vater einen Abschiedskuß zu geben. Ich fragte nicht, ob sie Stunden schwänzten oder ob die Schule frühzeitig aus gewesen war; ich hatte nicht das Gefühl, daß es eine Rolle spielte.
    Vater tauschte mit Leutnant Bozell und Brian den Salut aus und lief dann in Richtung Straßenbahn los, ohne noch einmal ins Haus zurückzukehren. Er sagte nur noch zu mir: »Du weißt, wohin ich gehe, und warum. Ich werde zurück sein, wenn du mich wiedersiehst.«
    Ich stimmte ihm zu – ich wußte, was er vorhatte. Seit man seine Bitte abgewiesen hatte, in den aktiven Dienst aufgenommen zu werden, war er zunehmend unruhig geworden.
    Ich überließ alles weitere Nancy und ging wieder ins Bett – zum zweiten Mal an diesem Tag, da ich Vater heute morgen als Babysitter eingesetzt hatte, um gleich nach dem Frühstück noch mal mit Brian ins Bett gehen zu können; wir hatten beide geahnt, daß dies Der Tag sein würde.
    Als ich diesmal jedoch wieder ins Bett ging, tat ich es, um zu weinen.
    Etwa um drei stand ich wieder auf, und Nancy servierte mir Tee und Milchtoast. Ich aß etwas davon. Während ich den Toast noch auf dem Teller hin und her schob, kehrte Vater zurück, und er zeigte eine Wut, wie ich sie noch nie bei ihm erlebt hatte. Er sagte zunächst nichts. Nancy teilte ihm mit, daß Mr. Bronson angerufen und nach ihm gefragt hätte… und da sprudelte alles aus ihm heraus.
    Ich glaube, »Memme« war noch der mildeste Begriff, mit dem er Mr. Bronson bedachte, »prodeutscher Verräter« vielleicht der bitterste. Er benutzte keine lästerlichen Worte, nur solche des Zorns und der Enttäuschung.
    Es fiel mir schwer, ihm zu glauben. Mr. Bronson prodeutsch? Ein Feigling, der sich weigerte, in den Krieg zu ziehen? Vater lieferte allerdings einen detaillierten Bericht und ließ ein gebrochenes Herz erkennen. In meinem eigenen konfusen Kummer – mein geliebtes Land, mein geliebter Ehemann, mein heimlicher Geliebter, und das alles am selben Tag – mußte ich mich zwingen, daran zu denken, daß Vater nicht weniger schwer betroffen war. Der Sohn seines Bruders… Oder war Theodore Bronson sein eigener Sohn? Er hatte die Möglichkeit inzwischen angedeutet.
    Ich ging zurück ins Bett und weinte noch etwas mehr. Als die Augen schließlich trocken waren, blieb nur der dreifache Schmerz in meinem Herzen.
    Vater klopfte an die Tür. »Tochter?«
    »Ja, Vater?«
    »Mr. Bronson ist am Telefon und fragt nach dir.«
    »Ich möchte nicht mit ihm sprechen. Muß ich?«
    »Gewiß nicht. Soll ich ihm etwas ausrichten?«
    »Sag ihm… Er soll mich nicht mehr anrufen. Nicht mehr herkommen. Nicht mehr auch nur mit einem meiner Kinder sprechen, weder jetzt noch in Zukunft.«
    »Ich richte es ihm aus. Und ich werde noch ein paar eigene Worte hinzusetzen. Maureen, seine bodenlose Frechheit erstaunt mich.«
    Um sechs brachte mir Carol ein Abendessen, von dem ich ein paar wenige Bisse hinunterschlang. Dann kamen Justin und Eleanor zu Besuch, und ich weinte mich bei meiner großen Schwester aus und wurde von ihr und ihrem Gatten getröstet. Später, ich weiß nicht mehr genau wann, nur daß es bereits dunkel war (acht Uhr dreißig? neun?), weckte mich ein Tumult im Erdgeschoß. Wenig später kam Vater herauf und klopfte an meine Tür. »Maureen? Mr. Bronson ist hier.«
    »Was?!«
    »Darf ich hereinkommen? Ich muß dir etwas zeigen.«
    Ich wollte eigentlich nicht, daß er hereinkam; ich hatte mich noch nicht gewaschen und befürchtete, er würde etwas bemerken. Aber – Mr. Bronson bei uns? Nach allem, was Vater ihm gesagt hatte? »Ja, komm rein.«
    Er zeigte mir ein Papier. Ich las es und stellte fest, daß es sich dabei um den Durchschlag einer Armeemeldeliste handelte – die einen »Bronson, Theodore« im Rang eines Schützen der Armee der Vereinigten Staaten aufführte.
    »Vater, soll das ein schlechter Witz sein?«
    »Nein. Er ist da, und dies hier ist authentisch. Er hat sich gemeldet.«
    Ich stand auf. »Vater, läßt du mir ein Bad ein? Ich bin gleich unten.«
    »Gewiß.«
    Er ging ins Bad. Ich zog das Nachthemd aus, folgte ihm und bedankte mich bei ihm. Ich bemerkte gar nicht, daß ich

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