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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Drittes Missouriregiment aufgestellt worden war. Letzteres wurde jetzt als 110. Kampfpionierregiment in Camp Funston ausgebildet und stand kurz davor, nach »da drüben« zu ziehen.
    Das Siebte Missouri, diese neue Heimatmiliz aus den zu Jungen, zu Alten, zu Kinderreichen, zu Krummen oder zu Lahmen, scherte sich in Anbetracht von Vaters Bereit-schaft, einen langweiligen Job als Versorgungssergeant zu übernehmen, und der Tatsache, daß er keine Ausbildung benötigte, nicht um sein Alter (fünfundsechzig).
    Ich war Vater dankbar für seine Bereitschaft, in dieser Zeit bei uns wohnen zu bleiben. Zum erstenmal in meinem Leben mußte ich als Familienoberhaupt einspringen, was wirklich nicht Maureens Stil ist. Ich mag es, hart zu arbeiten und mein Bestes zu geben, während die wichtigen Entscheidungen bei jemandem liegen, der größer, stärker und älter ist als ich und einen warmen, männlichen Duft verbreitet. Oh, ich bin durchaus bereit, nötigenfalls die Pioniermutter zu spielen! Meine Ururgroßmutter Kitchin tötete einmal drei Angreifer mit der Muskete ihres Gatten, nachdem dieser verwundet worden war – und Vater hatte auch mir das Schießen beigebracht.
    Lieber jedoch bin ich die frauliche Frau eines männlichen Mannes.
    Brian hatte entschieden gefordert, daß ich es Vater nicht erlaubte, mich zu dominieren, daß ich das Familienoberhaupt war und die Entscheidungen traf. »Laß dich von Ira unterstützen, aber du bist der Boß! Sieh zu, daß er das nicht vergißt, daß unsere Kinder es nicht vergessen und daß du selbst es nicht vergißt!«
    Ich seufzte innerlich und sagte: »Ja, Sir!«
    Brian junior schlug sich wacker, als er sich plötzlich in seines Vaters Schuhen wiederfand, obwohl man mit zwölf eigentlich zu jung für diese Aufgabe ist. Da erwies es sich als vorteilhaft, daß sein Großvater bei uns blieb. Brian junior und George führten ihre Arbeit fort, lieferten das Journal aus und zündeten Straßenlaternen an und brachten trotzdem weiter glatte Einsen aus der Schule nach Hause. Als der Sommer zu Ende ging und es kalt wurde, stand ich mit den beiden um halb fünf in der Frühe auf und servierte ihnen heißen Kakao, bevor sie loszogen. Sie hatten Spaß daran, und ich fühlte mich besser, wenn ich sie vor dem Morgengrauen zur Arbeit gehen sah. Der Winter von 1917-18 war bitter; die Jungs mußten sich wie die Eskimos einpacken.
    Ich schrieb jede Woche an Betty Lou und an Nelson. Mein garstiger, liebenswerter Vetter kam am Montag nach der Kriegserklärung nach Hause und erzählte Betty Lou: »Süße, ich habe eine wunderbare Möglichkeit gefunden, mich der Armee zu entziehen.«
    »Was? Kastration? Ist das nicht ein wenig drastisch?«
    »Ein bißchen schon. Glaube ich wenigstens. Zweiter Versuch!«
    »Ich hab's! Du kommst in den Knast!«
    »Viel besser! Ich habe mich zu den Marines gemeldet.«
    Und so managte inzwischen Betty Lou unsere Mine. Ich zweifelte nicht daran, daß sie damit fertig werden würde; seit dem Tag, an dem wir die Anteilsmehrheit erworben hatten, hatte sie sich über jedes Detail auf dem laufenden gehalten. Sie war zwar kein Bergbauingenieur, aber das war Nelson ja auch nicht. Der Minderheitseigner überwachte den eigentlichen Abbau; zwar hatte auch er keinen Ingenieursabschluß, aber er besaß über fünfundzwanzig Jahre Erfahrung mit Weißmetallen.
    Mir schien, daß es funktionierte. Es mußte einfach funktionieren. Es hieß für uns alle: »Wurzeln fressen oder sterben«.
    Während dieser Jahre taten Leute überall in unserem geliebten Land Dinge, die sie nie zuvor getan hatten – teils mir Erfolg und teils ohne, aber alle versuchten es wenigstens. Frauen, die nie auch nur ein Pferdegespann geführt hatten, fuhren jetzt Traktoren, da ihre Männer in den Krieg gezogen waren, um »den Kaiser zu hängen«. Schwesternschülerinnen überwachten ganze Stationen, da die ausgebildeten Schwestern Uniform trugen. Zehn Jahre alte Jungs wie mein George strickten Stoffstücke als Decken für britische Tommies und kauften mit den Einkünften aus dem Zeitungsverkauf Baby-Bonds*. Man traf Regierungsbeamte, Mädels von der Heilsarmee (die Lieblinge aller Soldaten)  und überhaupt allerlei Leute bei
 
    * Wertpapiere mit geringem Nominalwert. Anm. d. Übers.
    den verschiedensten Formen freiwilliger Hilfe an, ob sie nun Verbandsmaterial zusammenrollten oder Walnußschalen und Pfirsichkerne für Gasmasken sammelten.
    Und was tat Maureen in der Zwischenzeit? Nicht viel, schätze ich. Ich kochte und

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